Champions League: THW Kiel als Gruppenerster ins Viertelfinale
Der THW Kiel hat sich in der Handball-Champions-League den Sieg in der schweren Gruppe A gesichert. Der Bundesligist setzte sich am Mittwochabend am letzten Spieltag gegen den HC Zagreb mit 33:22 (17:15) durch. Der Viertelfinal-Einzug der "Zebras" hatte bereits zuvor festgestanden.
Auf welchen Club der deutsche Rekordchampion in der Runde der letzten Acht (24. April/1. Mai) treffen wird, steht noch nicht fest. Mögliche Gegner für das Team von Coach Filip Jicha sind Montpellier, Gudme Oure Gudbjerg Håndbold, Paris Saint-Germain, Kielce, Zagreb oder Szeged. Diese Vereine kämpfen zunächst noch im Achtelfinale ums Weiterkommen. Der THW sowie der Gruppenzweite Aalborg überspringen die Runde der letzten 16.
"Wir sind sehr froh darüber, dass wir die Gruppenphase auf dem ersten Platz beendet haben. Das ist nicht selbstverständlich. Die Champions League ist der größte Wettbewerb auf Vereinsebene. Jetzt freuen wir uns auf den weiteren Verlauf", sagte Kiels Rückraum-Ass Nikola Bilyk im NDR Interview.
Kiel mit 9:0-Lauf in der Anfangsphase
Es lief Minute neun im Duell des THW mit dem kroatischen Rekordmeister, als der Pop-Klassiker "Just Can't Get Enough" von Depeche Mode aus den Lautsprechern der Ostseehalle erklang. Einen passenderen musikalischen Einspieler hätte es zu diesem Zeitpunkt nicht geben können. Denn auch die Kieler konnten einfach nicht genug kriegen - und zwar vom Torewerfen. Nach einem 0:2-Rückstand führten sie mit 5:2. Bald darauf leuchtete sogar ein 9:2 für die "Zebras" auf der Anzeigetafel auf (11.).
Mit einem in der Handball-"Königsklasse" sehr seltenen 9:0-Lauf schienen die Schleswig-Holsteiner bereits früh den Grundstein für den Erfolg gelegt zu haben. Zumal Zagreb bis dato eine erschreckend schwache Leistung gezeigt hatte. Den Osteuropäern unterliefen in der Anfangsphase haarsträubende Fehler in Ballbesitz. Und mit ihrer sehr offensiven 5:1-Deckung, die löchrig wie der berühmte Schweizer Käse war, luden sie den THW förmlich zum Torewerfen ein. Weil Coach Andrija Nikolic zudem einige Stützen des Teams nach der bereits geschafften Achtelfinal-Qualifikation schonte, deutete zunächst alles auf einen Kieler Kantersieg hin.
"Zebras" geben Vorsprung beinahe aus der Hand
Auch die Jicha-Schützlinge schienen nach rund zehn Minuten irgendwie schon einen Hacken hinter das Spiel gemacht zu haben. Körperspannung und Konzentration ließen jedenfalls rapide nach. Im Angriff agierten die Norddeutschen nun nicht mehr so zielstrebig wie zuvor. Und in der Deckung gingen sie zu passiv zu Werke. Der Vorsprung schmolz zwischenzeitlich auf einen Treffer zusammen (12:11/20.). Jicha war not amused über den Leistungsabfall seines Teams und fand in einer Auszeit klar Worte. "Wollt ihr die Verantwortung jetzt von euch wegschieben?", fragte der Tscheche und forderte seine Schützlinge lautstark auf: "Männer, kommt jetzt."
Doch bis zur Pause fanden die "Zebras" nicht mehr zur Stabilität der Anfangsphase zurück. Das Beste an der Schlussphase des ersten Durchgangs war aus Sicht der Hausherren noch, dass die Begegnung nicht komplett kippte. Denn auch dies wäre in einem wilden Handball-Spiel möglich gewesen.
Jicha-Team in Hälfte zwei ohne Probleme
Nach dem Seitenwechsel grüßte dann das Murmeltier an der Förde. Wie im ersten Abschnitt zog die Jicha-Mannschaft rasch auf sieben Tore davon (22:15/39.). Abermals zog Zagrebs Coach Nikolic daraufhin die Grüne Karte. Erneut war 43-Jährige in der Auszeit sehr ungehalten über den Auftritt seiner Mannen. Diesmal aber wurde nach Wiederaufnahme des Spiels aus Sicht der Gäste wenig besser. Erst nach bereits zwölf absolvierten Minuten in Hälfte zwei gelang den Kroaten ihr erster Treffer. Das Tor zum 16:24 durch einen Siebenmeter von Davor Cavar war allerdings auch kein großer Stimmungsaufheller mehr für sie.
Anders als im ersten Durchgang kam Zagreb nicht noch einmal heran. Selbst als Jicha begann, munter durchzuwechseln, blieben die Kieler überlegen und feierten am Ende einen Kantersieg, der noch viel höher hätte ausfallen können, wenn sich der Bundesligist in den ersten 30 Minuten keine kollektive Auszeit genommen hätte. "Wir wünschen uns auch vor jedem Spiel, dass wir 60 Minuten perfekten Handball spielen. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Und deswegen, denke ich, können wir mit einem Elf-Tore-Sieg auch zufrieden sein können", sagte Bilyk.