Traum-Debüt gegen Zagreb - Bierfreund verzaubert Fans des THW Kiel
Für Handball-Rekordmeister THW Kiel war die letzte Champions-League-Gruppenpartie am Mittwochabend gegen den HC Zagreb ein besseres Trainingsspiel unter Wettkampfbedingungen. Einem Akteur wird das Duell mit den Kroaten aber wohl für immer in Erinnerung bleiben: Magnus Bierfreund.
Der Sieg gegen die ohne einige Leistungsträger angetretenen Osteuropäer stand längst fest, da durfte auch noch die etatmäßige Nummer drei im Tor der "Zebras" auf die Platte. Gut fünf Minuten vor Ultimo ersetzte "Bierchen", wie der Keeper gerufen wird, den bis dahin überragenden Tomáš Mrkva im Kasten des Bundesligisten. Mit einem Lächeln im Gesicht betrat der 20-Jährige das Parkett - mit einem noch breiteren Grinsen verließ er es nach der Schlusssirene.
Denn der gebürtige Kieler hatte bei seinem "Königsklassen"-Debüt im Sturm die Herzen der Fans erobert. Vom Anhang gab es nach seinen Paraden Standing Ovations. Auch, weil sich der Nachwuchs-Torwart so überschwänglich über jeden parierten Wurf freute.
Nachwuchskeeper lässt Halle beben
Dabei wäre Bierfreund beinahe kurz nach seiner Einwechslung K.o. gegangen. Denn der erste Wurf auf sein Gehäuse durch Karpo Sirotic traf ihn mit voller Wucht an der Stirn. Dafür gab es Trost vom Schützen und den ersten Sonderapplaus vom Publikum - schließlich hatte der 20-Jährige einen Treffer verhindert. Und einen Brummschädel trug er auch nicht davon, wie sich rasch herausstellte.
Ohne klaren Kopf wären seine nächsten Heldentaten jedenfalls wohl nicht möglich gewesen. Zunächst hielt Bierfreund einen Abschluss von Matic Suholežnik, um kurz darauf sogar noch einen Siebenmeter von Davor Canar mit dem linken Bein zu entschärfen. Hernach riss "Bierchen" mehrmals die Arme in die Höhe, schrie lautstark "Jaaaaaa" und wurden von den Ersatzspielern, die alle von der Bank aufgesprungen waren, begeistert abgeklatscht.
Mrkva: "Er hat wunderbare Paraden gezeigt"
Was nun eigentlich noch fehlte, war ein eigener Treffer des Kieler Eigengewächses, das im vergangenen Sommer in den Profikader aufgerückt war. Und tatsächlich gebührte ihm der letzte Wurf in einem Spiel, das der THW deutlich mit 33:22 gewann. Nachdem er zwei Sekunden vor der Schlusssirene einen weiteren Zagreber Versuch pariert hatte, schmiss er die Kugel in Richtung Gäste-Kasten. Dort aber stand zu seinem Unglück auch noch ein Keeper zwischen den Pfosten. Wurde also nicht mit dem Tor. Machte aber nichts. Denn anschließend war er es, der Nobody, der die ersten Glückwünsche von seinen Teamkameraden bekam.
"Ich freue mich sehr für Magnus Bierfreund, dass er am Ende ein paar Minuten gespielt und ein paar wunderbare Paraden gezeigt hat", lobte Mrkva auf der Pressekonferenz seinen jungen Konkurrenten, der sich selbst nicht zu seinem Traumeinstand in der Champions League äußerte. Klar war aber auch so, dass Bierfreund Bier für die Mannschaft besorgen musste.
Nicht wegen seines Debüts, sondern wegen seines ersten gehaltenen Siebenmeters in der "Königsklasse". So sind die Regeln beim THW. Und an die hielt sich der wahrscheinlich glücklichste Mensch an diesem Abend in der Ostseehalle natürlich gerne.