Sieg gegen Elversberg - Erfolgreiches Baumgart-Debüt beim HSV
Der HSV ist unter Steffen Baumgart in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Die Hamburger schlugen beim Debüt des neuen Trainers die SV Elversberg mit 1:0 (0:0) und verkürzten den Rückstand auf den Tabellenzweiten Holstein Kiel auf einen Zähler.
Ransford Königsdörffer sorgte am Sonntag mit seinem Tor in der 53. Minute für den gelungenen Einstand von Baumgart, der am vergangenen Dienstag als neuer Coach beim Fußball-Zweitligisten vorgestellt worden war. Im ersten Spiel unter der Regie des 52-Jährigen zeigten die Hanseaten eine engagierte Leistung und bezwangen den Aufsteiger verdient. Nordrivale Kiel (3:4 gegen den FC St. Pauli) ist im Tableau jetzt nur noch einen Zähler entfernt - und ein direkter Aufstiegsplatz damit zum Greifen nah.
"Ich hab' zu den Jungs gesagt, wenn Sachen das erste Mal passieren, dann bleibt das fürs Leben, und ich habe sie darum gebeten, dass sie mir das versüßen. Das haben sie nicht nur mit dem Ergebnis gemacht, sondern auch mit dem gezeigten Einsatz." Steffen Baumgart
"Ich glaube, heute waren viele Sachen da, die vorher nicht so gelungen sind. Da ist erstmal der Sieg, das ist das eine. Dann haben wir zu null gepielt - das ist auch lange nicht passiert. Und aus meiner Sicht hatten wir auch viele gute Aktionen. Das, was ich vorher gesagt habe, ist auch zu sehen gewesen: Wir haben gute Jungs und können Fußball spielen", sagte Baumgart im NDR Interview: "Ich bin nicht nur mit dem Ergebnis zufrieden, sondern auch damit, wie die Jungs gearbeitet haben."
Baumgart wie zu Kölner Zeiten mit Schiebermütze
Als Baumgart kurz vor dem Anpfiff aus dem Bauch des Volksparkstadion kam, hatten die HSV-Fans gerade voller Inbrunst seinen Nachnamen gerufen. Der 52-Jährige trug Turnschuhe, Jeans, ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift "Moin" sowie eine Schiebermütze mit der Raute. Gerade die Oberbekleidung sowie die Kopfbedeckung des neuen Mannes auf der Hamburger Kommandobrücke dürften in den kommenden Tagen ein Verkaufsschlager in den Fanshops des Aufstiegsanwärters werden. Der finanziell nicht gerade auf Rosen gebettete Traditionsclub darf sich auf jede Menge "Frisches" freuen, wie HSV-Ikone Felix Magath den schnöden Mammon gerne bezeichnet.
Kapitän Schonlau feiert Startelf-Comeback
Ähnlich leger gekleidet wie Tim Walter, dafür aber anders als sein Vorgänger ohne Wasserflasche in der Hand, verfolgte Baumgart im Stehen den Auftritt seiner neuen Mannschaft. In dieser fanden sich in dem wiedergenesenen Kapitän und Abwehrchef Sebastian Schonlau, Innenverteidiger Dennis Hadzikadunic sowie Außenangreifer Königsdörffer im Vergleich zur Partie beim FC Hansa Rostock (2:2) in der Vorwoche drei neue Spieler.
Wo nun Baumgart draufstand, war immer noch viel Walter drin. Wie zu Zeiten des jüngst geschassten Coaches suchten die Hanseaten von Beginn an kompromisslos den Weg nach vorn. Einziger sichtbarer Unterschied in Ballbesitz: Die Hausherren bedienten sich etwas öfter als zuvor des Stilmittels der langen Bälle.
Königsdörffer und Pherai verpassen HSV-Führung
In der Vorwärtsbewegung wussten die Hanseaten zu gefallen, auch wenn bei vielen Angriffen im letzten Drittel die Präzision beim finalen Pass oder die Entschlossenheit im Abschluss fehlte. So ließen Königsdörffer und Immanuel Pherai in der fünften Minute kurz nacheinander zwei gute Chancen aus. Sie scheiterten jeweils an Torsteher Nicolas Kristof. Erst sehr viel später besaß Königsdörffer eine weitere nennenswerte Möglichkeit für den HSV. Abermals fand der Nationalspieler Ghanas seinen Meister im Saarländer Schlussmann (34.).
Raab verhindert kurz vor der Pause Rückstand
Apropos Schlussmann: Bei den Hamburgern stand erneut Matheo Raab für den langjährigen Stammkeeper Daniel Heuer Fernandes zwischen den Pfosten. Baumgart entschied sich gegen einen abermaligen Torwart-Wechsel, den Walter in seinem letzten Spiel als HSV-Trainer gegen Hannover 96 (3:4) vorgenommen hatte. Und Raab rechtfertigte das Vertrauen des "Chefs", wie der neue Coach von den Fans seines vormaligen Clubs 1. FC Köln gerufen wurde. Der Ballfänger verhinderte kurz vor der Halbzeit gegen Semih Sahin den Rückstand (44.).
Bereits zuvor war Elversberg der Führung durch Paul Wanner, dessen Schuss das Ziel knapp verfehlte (41.), ganz nah gewesen. Der Aufsteiger brachte die Baumgart-Elf nach Umschaltmomenten einige Mal in Verlegenheit. Die altbekannten Schwächen im Rückzugsverhalten hat der neue Coach binnen weniger Tage noch nicht ganz abstellen können, auch wenn die Norddeutschen insgesamt etwas kompakter standen.
Königsdörffer vollendet tollen Angriff
Der HSV war also gewarnt, agierte nach dem Seitenwechsel zunächst etwas abwartender und wurde für diese Herangehensweise belohnt. Denn nach einem abgefangenen Elversberger Angriff schalteten die Hausherren gegen die aufgerückten Saarländer blitzschnell um. Über Bakery Jatta kam der Ball zu Robert Glatzel, der das Spielgerät in die Tiefe zu Königsdörffer passte. Der Linksaußen drang unwiderstehlich in den Strafraum ein und bezwang Kristof mit einem ebenso harten wie platzierten Schuss ins kurze Eck - die Führung.
Sieben Minuten später lief der 22-Jährige erneut auf den SVE-Keeper zu, schoss den Ball aber in Bedrängnis über das Gehäuse. Kurz darauf wurde Königsdörffer gegen Mittelfeldakteur Anssi Suhonen ausgewechselt. Zudem kam in Lukasz Poreba ein "Sechser" für Kreativkraft Ludovit Reis (jeweils 64.).
Elversberg mit später Ausgleichschance
Durch den doppelten Personal-Tausch war der HSV nun zwar etwas defensiver ausgerichtet, er zog sich jedoch keineswegs zurück, sondern versuchte, die Ball- und damit Spielkontrolle zu behalten. Dies gelang bis in die Schlussphase auch gut. Dann aber wäre Elversberg nach einem Eckstoß, der auf dem Kopf von Hugo Vandermersch landete, beinahe zum Ausgleich gekommen. Raab parierte prächtig (88.) und sorgte so dafür, dass Baumgart mit einem Sieg in die "Mission Aufstieg" startete.
"Wer Steffen kennt, der weiß, dass er eine unfassbare Energie reinbringt. Er ist einfach ein Typ, man merkt, er lebt für den Fußball. Er kann dir Selbstvertrauen geben und dazu hat er eine ganz klare Spielidee. Ich glaube, die hat man heute auch gesehen", lobte Schonlau den Coach, mit dem er bereits beim SC Paderborn erfolgreich zusammengearbeitet hatte.