4:3 im Spitzenspiel: Tabellenführer St. Pauli siegt bei Holstein Kiel
Fußball-Zweitligist FC St. Pauli hat ein deutliches Zeichen im Kampf um den Bundesliga-Aufstieg gesetzt. Der Tabellenführer aus Hamburg gewann am Freitagabend das Spitzenspiel knapp beim zweitplatzierten Holstein Kiel mit 4:3 (3:0).
Was für ein spektakuläres Spiel! Oladapo Afolayan mit zwei Toren (11., 36. Minute), Marcel Hartel (34.) und Connor Metcalfe (57.) sorgten im Holstein-Stadion für die Treffer zugunsten der Gäste. Shuto Machino (53.), Joshua Mees (65.) und Alexander Bernhardsson (82.) trafen für Holstein Kiel in dieser bis zum Schluss spannenden Partie, in der der KSV fast noch der Ausgleich gelungen wäre.
Die Braun-Weißen bauten mit ihrem 13. Saisonsieg und nun 48 Zählern auf dem Konto ihren Vorsprung in der Tabelle auf die KSV auf sechs Punkte aus. Die Kieler werden trotz der Niederlage auch nach diesem Spieltag auf dem zweiten Rang bleiben aufgrund eines Vier-Punkte-Polsters auf den drittplatzierten HSV, der am Sonntag Elversberg empfängt (13:30 Uhr im NDR Livecenter).
"Es spricht für die Mannschaft, dass du nach einem 0:3 nochmal zurückkommst", sagte Kiels Lewis Holtby nach der Partie dem NDR. Und fügte hinzu: "Die Mannschaft hat sehr viel Teamgeist und sehr viel Moral."
St. Paulis Hauke Wahl bilanzierte: "Wir haben in der ersten Häfte unfassbar gut gespielt, kommen aber aus der Pause etwas fahrig wieder." Danach habe man Holstein zurück ins Spiel kommen lassen: "Am Ende wird es dann eng und alles kann passieren - aber wir sind sehr glücklich."
Afolayan trifft früh, Kiel drängt auf Ausgleich ...
St. Paulis Führung fiel an diesem turbulenten Abend überraschend, denn die Anfangsphase gehörte klar den Schleswig-Holsteinern. Mit konsequentem Pressing forderten sie die Gäste bereits am eigenen Strafraum und kamen so durch zwei gute Möglichkeiten durch Finn Porath (5.) und Machino (9.). Den ersten Treffer der Partie erzielte allerdings mit der ersten Chance der Braun-Weißen Afolayan, der ins rechte Eck zum 1:0 einschob (11.).
Kiel legte nach dem ihrerseits unglücklichen Rückstand noch eine Schippe drauf und drängt auf den Ausgleich. Die "Störche" steigerten sich von Minute zu Minute - alleine das Abschlussglück war nicht auf der Seite der Gastgeber. In der 19. Minute waren die Schleswig-Holsteiner nur eine Ballnaht vom verdienten Ausgleich entfernt: Nach einem Schuss von Tom Rothe kratzte St. Paulis Keeper Nikola Vasilj den Ball gerade noch so von der Linie, dies bestätigte auch der VAR. Es fehlten nur Millimeter zum 1:1.
... doch St. Pauli bleibt vor dem KSV-Tor eiskalt
17 Minuten später war es dann aber, bis auf den Gästeblock, totenstill im Holstein-Stadion. Denn statt 1:1 stand es 3:0 für die Gäste, deren eiskalte Effizienz an diesem Abend an das 5:1 im Hinspiel erinnerte. Ein Doppelschlag von Hartel (34.) und erneut Afolayan (36.) ließ die mitgereisten Hamburger jubeln und legte die Stirn von Kiels Trainer Marcel Rapp in Falten.
So druckvoll und leidenschaftlich sein Team nach vorne spielte, so ineffektiv und unglücklich war es im Abschluss - und in der Rückwärtsbewegung anfällig. St. Pauli überspielte spielend leicht bei Kieler Ballverlust deren Pressingformation und nutzte nahezu jede sich bietende Torchance. Die Spielidee von Gäste-Coach Fabian Hürzeler, der Aljoscha Kemlein ins Mittelfeld stellte und Johannes Eggestein auf der Bank ließ, der wiederrum von Hartel ersetzt wurde, ging in den ersten 45 Minuten vollkommen auf.
Kiel schöpft wieder Hoffnung
Die Schleswig-Holsteiner wollten den ersten Durchgang nicht so stehen lassen und mühten sich zurück ins Spiel - mit Erfolg: Machino brach nach 53 Minuten endlich den Bann und traf zum 1:3-Anschluss. Auf den Kieler Jubel folgte der prompte Rückschlag: Jackson Irvine bediente seinen australischen Landsmann Metcalfe, der aus kurzer Distanz zum 4:1 für St. Pauli traf (57.). Doch Mees ließ mit dem erneuten Anschluss zum 2:4 (65.) die Holstein-Fans wieder hoffen.
St. Pauli zittert sich zum Sieg
Und es knisterte noch mehr im weiten Rund, als Bernhardsson in der 82. Minute auf 3:4 verkürzte. Was für eine Schlussphase: Die Kieler Fans trieben ihr Team nach vorne, St. Pauli zitterte. Bernhardsson vergab in der 89. Minute freistehend die Chance auf das 4:4. St. Pauli hatte in der Nachspielzeit noch zwei Lattentreffer durch den eingewechselten Carlo Boukhalfa (90.+2) und Hartel (90.+4.). So blieb es am Ende beim glücklichen sechsten Auswärtssieg der Saison für die Hamburger.