Remis gegen Nürnberg - HSV verpasst Sprung auf Platz zwei
Der HSV hat im Aufstiegskampf der 2. Liga erneut Federn gelassen. Eine Woche nach der 2:4-Pleite bei der SV Elversberg kamen die Hamburger am Sonntag vor heimischer Kulisse gegen den 1. FC Nürnberg nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus.
Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart verpasste damit den Sprung auf den zweiten Tabellenplatz. Nach einem ordentlichen Auftritt bis kurz vor der Halbzeit verloren die Gastgeber im Volksparkstadion für lange Zeit den Faden und hatten zunächst Fortune, dass Keeper Daniel Heuer Fernandes mehrfach glänzend rettete.
Gegen den Schuss von Mahir Emreli zum 1:1 (63.) war aber auch der beste HSV-Akteur an diesem Nachmittag machtlos. Daniel Elfadli hatte die Norddeutschen in Hälfte eins in Führung gebracht (15.). Die Freude über seinen zweiten Saisontreffer hielt sich beim Defensivspezialisten allerdings in Grenzen. "Wir sind nicht zufrieden. Es ist nicht unser Anspruch, uns so zu zeigen", sagte Elfadli dem NDR.
Auch Baumgart ordenete den Auftritt seiner Equipe nüchtern ein. "Wenn Nürnberg hier ein zweites Tor macht, können wir uns nicht beschweren. Deswegen nehmen wir den Punkt mit. Wir sind in der Tabelle einen Platz nach oben gerutscht, aber trotz des Teilerfolges natürlich nicht zufrieden - gerade mit Blick auf die zweite Halbzeit“, erklärte der Coach. Mit Blick auf sechs verletzt oder gesperrt fehlende Akteure meinte er: "Man merkt dann irgendwann - egal wie das Kind heißt - es wird too much."
HSV mit kontrollierter Offensive gut beraten
In Abwesenheit des rotgesperrten Abwehrchefs und Kapitäns Sebastian Schonlau (Platzverweis gegen den 1. FC Magdeburg) sowie von Mittelfeld-"Staubsauger" Jonas Meffert - sah in der Vorwoche in Elversberg die "Ampelkarte" - setzte Baumgart auf eine insgesamt etwas defensivere Ausrichtung als in den Zweitliga-Partien zuvor.
Der HSV-Coach griff auf die gute alte Taktik von Werder Bremens Trainer-Legende Otto Rehhagel zurück: kontrollierte Offensive. Und diese Maßnahme erwies sich gegen die zuletzt so torhungrigen Franken (15 Treffer in den vorigen drei Begegnungen) zunächst als richtig.
Heuer Fernandes ist dreimal zur Stelle
Die Hamburger standen in Hälfte eins bis auf wenige Ausnahmen sehr kompakt und konnten die meisten Nürnberger Angriffe zeitig unterbinden. Und wenn die Gäste dann doch einmal gefährlich im Strafraum der Hausherren auftauchten, war Heuer Fernandes zur Stelle. Der HSV-Keeper vereitelte die Chancen von Emreli (3.) und Stefanos Tzimas (45.+1, 45.+6) bravourös.
Elfadli trifft nach Konter zum 1:0
Bis in die Schlussphase des ersten Abschnitts, als Tzimas für den zu diesem Zeitpunkt tonangebenden "Club" zweimal das 1:1 auf dem Fuß hatte, war der HSV zwar nicht das bessere, aber leicht überlegene Team gewesen. Die Baumgart-Schützlinge agierten sehr positionsgetreu und diszipliniert. Sowohl das Rückzugs- als auch das Umschaltverhalten stimmten.
Es war ein insgesamt eher nüchterner, aber dafür erwachsener Auftritt der Hamburger, die in den Vorjahren ja häufig genug mit "Hurra-Fußball" in ihr Verderben gerannt waren.
Das Zustandekommen des Führungstreffer war ebenfalls ein Beleg für die bis dahin reife Vorstellung des HSV: Nach einer Balleroberung in der eigenen Hälfte initiierten die Norddeutschen einen perfekten Konter über wenige Stationen, den Elfadli mit einem überlegten Rechtsschuss ins lange Eck abschloss. Zur Hamburger Wahrheit der ersten 45 Minuten gehört allerdings auch: Viel mehr brachten die Gastgeber offensiv bis zur Pause nicht zustande.
HSV kommt kopflos aus der Kabine
Der zweite Durchgang begann, wie der erste aufgehört hatte: mit einer Nürnberg-Chance. Abermals hieß das Duell Heuer Fernandes gegen Tzimas. Erneut verhinderte der Keeper mit einer Glanztat den Ausgleich. Auch bei den Möglichkeiten von Julian Justvan (54.) und Emreli (55.) zeigte der Schlussmann seine ganze Klasse.
Der HSV, bei dem Kapitän Ludovit Reis bereits vor der Halbzeit verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste, hatte kurz vor der Pause den Zugriff auf die Partie verloren und war auch nach dem Seitenwechsel noch damit beschäftigt, wieder die Kontrolle über das Geschehen gewinnen zu können - vergeblich.
Was in den ersten 45 Minuten noch kontrollierte Offensive war, musste nun als unkontrollierte Defensive tituliert werden. Gegen die unsortierte und hüftsteife Hamburger Abwehr war es nur eine Frage der Zeit, bis der "Club" zum Ausgleich kommen würde. Emreli gelang schließlich mit dem neunten Torabschluss der Gäste im zweiten Durchgang das längst überfällige 1:1. Gegen den präzisen Rechtsschuss des Angreifers ins obere rechte Eck war Heuer Fernandes machtlos.
Richter scheitert am Pfosten
Immerhin: Die Baumgart-Elf zeigte eine Reaktion und war bemüht, das Heft des Handelns wieder in die Hand zu nehmen. Richtig zwingend waren die Angriffsbemühungen der Hanseaten jedoch nicht. Der HSV bekam kaum Tiefe in sein Spiel. Daran änderten auch die Hereinnahmen der Offensivakteure Ransford-Yeboah Königsdörffer, Fabio Balde und Immanuel Pherai wenig.
Die beste Chance zum 2:1 resultierte dann auch nicht aus seiner Kombination, sondern einer Einzelaktion des für Reis eingewechselten Marco Richter, der den Ball nach einem Dribbling gegen den Pfosten schoss (83.). Kurz vor Ultimo vergab Königsdörffer noch den Siegtreffer. Ein Hamburger Erfolg wäre aber auch in die Rubrik "schmeichelhaft" gefallen.