HSV: Notwendiger "Schuss vor den Bug"?
Der HSV hat - wieder einmal - in Elversberg gepatzt, der positive Trend der vergangenen Wochen ist damit jäh zu Ende. In der anstehenden englischen Woche drohen weitere Negativerlebnisse, zumal es personelle Probleme gibt.
HSV-Coach Steffen Baumgart war angefressen. Nur eine Woche nachdem sein Team erstmals in dieser Saison in den Top 3 stand und die breite Brust und der breite Kader gelobt wurden ist der HSV schon wieder im Krisenmodus angekommen: "Wir sind sieben, acht Spiele in einem positiven Flow und reißen uns alles in einer Halbzeit mit dem Arsch ein", wetterte der 52-Jährige nach der 2:4-Niederlage am Sonnabend in Elversberg.
Da ist es nur ein schwacher Trost, dass sich tabellarisch in der 2. Fußball-Bundesliga gar nicht viel getan hat, denn mit ihrem Patzer waren die Hamburger nicht allein: Auch das Spitzenduo Fortuna Düsseldorf und Karlsruher SC ließ unerwartet Federn. Dennoch hat der HSV eine Riesenchance verpasst: Mit einem Dreier in Elversberg wären die Hanseaten nun Tabellenführer. Stattdessen stand am Ende des Spieltags Hannovers Sieg in Magdeburg das Abrutschen auf Rang fünf.
Baumgart "mehr als enttäuscht"
Er habe das Gefühl gehabt, "dass aus einer kompakten guten Mannschaft jeder nur noch für sich kämpft", kritisierte Baumgart und fügte hinzu, "mehr als enttäuscht" von seinem Team zu sein. Ins gleiche Horn blies HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz: "Was mich am meisten geärgert hat: Mit Elversberg stand heute eine Mannschaft auf dem Platz - und bei uns nicht", sagte der 61-Jährige am "Sky"-Mikrofon.
Sportvorstand Kuntz mit Brandrede
Kuntz legte den Finger in die Wunde: "Wir wussten genau: Wenn man aufsteigen will, muss man hier punkten. Das haben wir nicht hingekriegt. Warum kriegt es keiner hin? Warum waren die besten Spieler noch die, die noch nicht so lange beim HSV spielen? Warum kriege ich es nicht endlich mal hin, mal meinen Charakter zu drehen und mal etwas anders zu machen? Das wäre ein Zeichen von Entwicklung - und das haben wir heute nicht gezeigt."
Der einstige Fußballprofi bemängelte zudem, wie sich das Team nach den ersten Gegentoren verhalten habe: "Warum ist da nicht der Führungsspieler da? Warum wird keiner laut auf dem Platz? Warum ist das dann weg? Das sind die Basics des Fußballs. Wenn ich die nicht beherrsche, brauche ich mich über etwas anderes nicht zu unterhalten."
Im DFB-Pokal Außenseiter ...,
Sowohl Kuntz als auch Baumgart sprachen vom vielleicht nötigen "Schuss vor den Bug". Die aktuelle Platzierung und Partien wie die in Elversberg würden nicht reichen "für das Ziel, das wir haben", betonte Trainer Baumgart und ergänzte: "Wir müssen wach bleiben und klar bleiben."
Die beiden Aufgaben in der anstehenden englischen Woche eignen sich vom Papier her nicht gerade dazu, auf Besserung zu hoffen: Am Mittwoch (18 Uhr, im NDR Livecenter) sind die Hamburger im DFB-Pokal beim Bundesligisten SC Freiburg klarer Außenseiter - so wie beim letzten Aufeinandertreffen vor zweieinhalb Jahren, als es im Volksparkstadion schon nach 35 Minuten 0:3 stand und Robert Glatzel erst in der 88. Minute den 1:3 Endstand erzielte.
... und gegen Nürnberg ohne Schonlau und Meffert
Viel leichter erscheint die Aufgabe in der Liga auch nicht: Am kommenden Sonntag empfängt der HSV den 1. FC Nürnberg, der sich mit jüngst 15 Toren in drei siegreichen Spielen so richtig warmgeschossen hat. Und der HSV muss in den gesperrten Sebastian Schonlau und Jonas Meffert gleich zwei wichtige Defensiv-Akteure ersetzen. Auch dass Baumgart sich nicht auf eine klare Nummer eins im Tor festlegen will, dürfte nicht für Stabilität sorgen: In Elversberg sah Daniel Heuer Fernandes zumindest bei einem Treffer nicht gut aus. Im DFB-Pokal darf Matheo Raab wieder ran, wer dann gegen Nürnberg das HSV-Tor hütet, ist offen ...