Nach Fast-Abbruch: Hannover 96 dreht Partie gegen Fürth
Hannover ist in der 2. Liga zumindest bis Sonnabend auf Rang drei gesprungen. Die "Roten" schlugen Greuther Fürth am Freitag mit 2:1 (0:1). Die Fans setzten ihre Proteste gegen die DFL und 96-Profiboss Martin Kind fort. Auch Fadenkreuz-Plakate tauchten erneut auf, waren aber offenbar nicht ernst gemeint.
Dennoch hatte die Partie zu Beginn der zweiten Hälfte kurz vor dem Abbruch gestanden, da aus der 96-Kurve aus Protest gegen den geplanten Investoreneinstieg bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL)Tennisbälle auf den Platz flogen. Vor dem Spiel hatten sie mit Spruchbändern gegen den eigenen Profiboss protestiert und in Durchgang eins auch ein Fadenkreuz-Plakat hochgehalten.
96-Fans zeigen Harry Potter im Fadenkreuz
Anders als in der Vorwoche in Hamburg, wo Kind im Fadenkreuz gezeigt worden war, war die Aktion am Freitag offenbar nicht ernst gemeint. Auf dem Plakat war dieses Mal das Film-Gesicht des Zauberers Harry Potter (Darsteller Daniel Radcliffe) aus den Romanen von Joanne K. Rowling zu sehen. Auf einem weiteren Banner darunter: "Angst, Potter?"
Es könnte eine Anspielung auf den Chef der Technologie-Abteilung des möglichen Investors CVC, Matt Potter, sein. Im Gästeblock wurde zur selben Zeit ein Banner mit Potter-Gegner Lord Voldemort im Fadenkreuz hochgehalten. Die Plakate wurden nach wenigen Minuten wieder eingerollt.
Neumann und Tresoldi treffen zum Sieg
Sportlich profitierte Hannover von der Unterbrechung in Durchgang zwei und erzwang mit zwei Treffern nach Standardsituation den vierten Dreier in Serie: Verteidiger Phil Neumann egalisierte in der 71. Minute den Rückstand durch Armindo Sieb (27.), Nicolo Tresoldi sorgte für den umjubelten Siegtreffer (81.).
Ausgleichs-Torschütze Neumann freute sich, dass "wir die Spiele im Moment auf unsere Seite ziehen", sprach aber auch von einer "sehr engen Partie" - und Gegner Fürth ein Kompliment für die Leistung aus.
Denn 96 benötigte Moral, Kampfkraft und Willensstärke in einer Partie, in der die Gäste mindestens ebenbürtig waren. Im ersten Durchgang, aber auch nach dem Ausgleich waren die Franken die bessere Mannschaft und hatten mehrere Chancen auf die erneute Führung. Doch Tresoldi hatte das letzte Wort und hievte die Niedersachsen zumindest bis Sonnabend in der Tabelle auf Rang drei. Dann kann der HSV in Rostock wieder vorbeiziehen.
Sieb bringt Fürth in Führung, 96 fehlt die Intensität
Die Gäste waren in Hannover zunächst besser, unterbanden den Spielaufbau der Mannschaft von Trainer Stefan Leitl immer wieder mit aggressivem Pressing. Oussama Haddadi prüfte Ron-Robert Zieler nach schöner Kombination mit einem strammen Schuss (13.). 96 hingegen fehlte zunächst die Intensität der vergangenen Wochen. Erst in der 26. Minute kamen die Niedersachsen erstmals gefährlich vor das Tor der Franken - und mussten eigentlich in Führung gehen. Stürmer Tresoldi köpfte den Ball Jonas Urbig aber völlig freistehend in die Arme.
Die Strafe für die Fahrlässigkeit folgte umgehend: Fürth eroberte im Gegenpressing den Ball, Simon Asta flankte flach von der rechten Seite und Sieb schloss nach kurzer Annahme platziert ab - 0:1 (27.). 96 wurde in der Folge zwar besser, Torchancen konnte sich die Leitl-Elf aber bis zur Pause nicht mehr erarbeiten.
Lange Unterbrechung, Neumann trifft zum Ausgleich
Kurz nach Wiederbeginn (51.) musste unterbrochen werden. Schiedsrichter Patrick Ittrich (Hamburg) schickte beide Teams nach wiederholten Tennisball-Würfen in die Kabinen. Da auch danach noch Bälle in den Strafraum von Urbig flogen, stand die Partie kurz vor dem Abbruch.
Nach dem Spiel antwortete Ittrich im Interview mit dem NDR, wie kurz der Weg dahin war: "Sehr kurz. Da hat echt nicht viel gefehlt. Ich bin heilfroh, dass es am Ende weiterging", sagte der Hamburger: "Ich habe versucht, alle Mittel auszuschöpfen. Aber am Ende muss man eine Entscheidung treffen, und die hätte ich auch getroffen."
Als dann wieder angepfiffen wurde, erwischte Hannover einen Traum-Re-Start (offizieller Wiederbeginn in der 68. Minute): Neumann köpfte eine Ecke zum umjubelten Ausgleich ein (71.). Die Gäste aber blieben gefährlicher und gingen fast postwendend wieder in Führung: Nach einer Freistoßflanke von Branimir Hrgota verpassten gleich zwei Fürther (74.), eine Minute später blockte Neumann in höchster Not gegen Tim Lemperle und in der 77. Minute legte Sieb den Ball freistehend neben das Tor.
Tresoldi besorgt 96 den Sieg
Fürth ließ die Führung liegen und Tresoldi machte es auf der anderen Seite besser als in Durchgang eins. Havard Nielsen verlängerte eine Freistoßflanke, und der Stürmer spitzelte den Ball ins lange Eck. Riesen-Jubel nach dem erneut späten Sieg gegen einen direkten Konkurrenten - und den temporären Sprung auf Rang drei.