Fast-Abbruch bei 96-Spiel: Ittrich über die schwierige Situation der Schiedsrichter
Die 2.-Liga-Partie Hannover 96 gegen Fürth stand aufgrund von Fan-Protesten gegen die DFL kurz vor dem Abbruch. Im Fokus stehen in der schwierigen Gemengelage vor allem die Schiedsrichter. Referee Patrick Ittrich gab nach dem 96-Spiel Einblick in seine schwierige Situation.
"Da hat echt nicht viel gefehlt", sagte der Bundesliga-Schiedsrichter aus Hamburg im NDR Interview nach dem 2:1-Erfolg der Hannoveraner am Freitagabend. Dass die Niedersachsen überhaupt ihren vierten Sieg in Folge feiern konnten, hatten sie am Ende Ittrich zu verdanken, dem nach eigener Aussage nur "noch ein Zehntel oder vielleicht nur ein Hundertstel" gefehlt hatten, bevor er die Partie vorzeitig beendet hätte. Er tat es aber nicht und war "heilfroh, dass es am Ende weiterging".
"Am Ende bin ich mit meinem Team dann derjenige, der das Spiel abbricht. Das ist dann echt nicht schön, muss ich ehrlich sagen." Schiedsrichter Patrick Ittrich
"Ich habe versucht, alle Mittel auszuschöpfen", so Ittrich. Zu Beginn der zweiten Hälfte flogen einmal mehr Tennisbälle aus der 96-Kurve auf den Platz. Vor dem Spiel hatten die Hannover-Fans mit Spruchbändern gegen den eigenen Profiboss Martin Kind protestiert.
Die DFB-Vorgaben für die Schiedsrichter beim Umgang mit den Störungen aufgrund von Protesten gegen die DFL umfassen vier Schritte. Gleichwohl haben die Referees Spielraum. Sie sollen laut DFB "als Konfliktmanager und Mediatoren" auftreten. Ittrich, der auch als Polizist arbeitet, ist sich seiner Verantwortung bewusst: "Ich muss dafür Sorge tragen, dass alles in Ordnung ist."
Ittrich: "Ein Abbruch ist das letzte Mittel"
Das bedeutete für den Hamburger am Freitagabend viel Arbeit. "Man muss ja alle mit ins Boot nehmen. Die Spieler, die kalt werden und den Fokus verlieren können, die Fans, die Trainer und die Vereinsverantwortlichen", erklärte der 45-Jährige. "Man muss mit der Polizei und dem Sicherheitsbeauftragten sprechen. Als Schiedsrichter muss man einfach mit allen sprechen und versuchen, alles auszuloten und alles möglich zu machen, dass das Spiel zu Ende gebracht wird. Ein Abbruch ist das letzte Mittel."
Zum "Worst Case" kam es in Hannover nicht. Ittrich war froh darüber. "Am Ende bin ich mit meinem Team derjenige, der das Spiel abbricht. Und das ist dann echt nicht schön", sagte der Schiedsrichter, stellte aber klar, dass er nicht davor zurückgeschreckt hätte: "Wenn man immer weitermacht und weitermacht, wird man irgendwann auch unglaubwürdig. Am Ende muss aber eine Entscheidung getroffen werden, und die hätte ich auch getroffen."