Kühne und Co. geben HSV Millionen-Darlehen für Stadionsanierung
Investor Klaus-Michael Kühne und weitere Geldgeber unterstützen den Fußball-Zweitligisten Hamburger SV bei der Sanierung des Volksparkstadions für die EM 2024. Das Darlehen von Hauptsponsor HanseMerkur über 23 Millionen Euro ist nach NDR Informationen vom Tisch.
Wie der Club am Mittwoch bekannt gab, wird aus dem Kreis um den Logistik-Milliardär und HSV-AG-Gesellschafter Kühne ein "Millionenbetrag in Form eines Darlehens" zur Verfügung gestellt. Die Höhe des Darlehens teilte der HSV nicht mit. Zehn Millionen Euro kann der Club aus eigenen Mitteln stemmen.
Jansen: "Enormer Zeitdruck"
"Dass das gesamte Darlehensvolumen von mehreren Kapitalgebern zur Verfügung gestellt wird, betrachten wir als ein sehr gutes Zeichen", sagte Vereins-Präsident und Aufsichtsratschef Marcell Jansen, der aber auch von einem "enormen Zeitdruck" sprach.
Nach der Absage der Stadt Hamburg als Bürge für den geplatzten Kredit-Deal mit dem Hauptsponsor war der HSV zusehends unter Zugzwang geraten, um die Aufträge für die anstehenden kostenintensiven Sanierungen auf den Weg zu bringen.
Geschätzte Kosten von mehr als 30 Millionen Euro
Die gesamten Sanierungs- und Modernisierungskosten einschließlich der Erneuerung der 44.000 Quadratmeter großen Dachmembran werden auf mehr als 30 Millionen Euro geschätzt. Ohne die Finanzspritze der HanseMerkur blieben noch mindestens 20 Millionen Euro, die die Kühne Holding AG und "weitere Kapitalgeber aus Hamburg" beisteuern müssen. Wer diese sind, teilte der Club nicht mit.
Kühne: "Die Strukturen stabilisieren"
"Das sportliche Schicksal kann ich nicht beeinflussen, aber ich möchte mit meiner Kühne Holding dazu beitragen, die Strukturen zu stabilisieren, damit der HSV gestärkt in die Rückrunde starten kann", sagte Kühne, der dem HSV zuletzt ein 120 Millionen Euro schweres Investitionsangebot gemacht hatte, das aber an diverse Bedingungen geknüpft ist. "Ich freue mich sehr, dass es noch weitere Unterstützer gibt, die zu einer positiven Entwicklung verhelfen, denn nur gemeinsam lässt sich eine Erfolgsgeschichte schreiben."
"Wir freuen uns über diese Unterstützung unseres Gesellschafters und auch über das besondere Vertrauen und den konstruktiven Austausch mit unseren weiteren Darlehensgebern", sagte HSV-Finanzchef Dr. Eric Huwer.
Darlehen Chance für Kühne auf Erwerb neuer HSV-Anteile?
Die Unterstützung Kühnes gibt es allerdings nicht zum Nulltarif. Wie das "Hamburger Abendblatt" berichtet, soll der Investor die Möglichkeit haben, das Darlehen zukünftig in weitere Anteile an der HSV Fußball AG umzuwandeln. Voraussetzung wäre eine Änderung der Rechtsform des HSV von einer Aktiengesellschaft in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA). Dafür müssten die Mitglieder des Vereins bei einer Versammlung mit einer Dreiviertelmehrheit stimmen. Eine Arbeitsgruppe um Vize-Präsident Michael Papenfuß befasst sich aktuell mit den Vor- und Nachteilen einer KGaA. Die Ergebnisse sollen bei der Mitgliederversammlung am 21. Januar vorgestellt werden.
Kühne hält derzeit 15,21 Prozent der Anteile. Das Maximum von 24,9 Prozent der Aktien ist bereits an auswärtige Investoren verkauft. Mit 75,1 Prozent besitzt der HSV e.V. die Mehrheit.
Vertragsverlängerung mit Boldt "auf der Zielgeraden"
Die Finanzierung der Volksparkstadionsanierung war ein Punkt auf der Aufsichtsratssitzung am Dienstag gewesen. Dort sollte es auch um die Beförderung von Finanzdirektor Huwer in den Vorstand sowie die Vertragsverlängerungen von Sportvorstand Jonas Boldt und Trainer Tim Walter gehen. Ergebnisse gibt es aber bislang keine.
"Wir sind auf der Zielgeraden, was die angestrebte Vertragsverlängerung mit unserem Vorstand Jonas Boldt betrifft", sagte Jansen am Mittwoch. Boldt hatte zuletzt eine Entscheidung bis Weihnachten gefordert. Er legt Wert auf eine Teamlösung - mit Huwer ("Er hat einen unfassbar guten Job gemacht") als Vorstandsmitglied und Walter als Coach.
Baumaßnahmen bis zur EM-Endrunde 2024
Auf den Weg gebracht hat der HSV nun immerhin die Sanierungsmaßnahmen für die Arena, die bis zur EM-Endrunde 2024 (14. Juni bis 14. Juli) abgeschlossen sein sollen. Die UEFA hat die Stadionsanierung zur Bedingung für die Austragung von fünf Spielen in der Arena gemacht. Die Stadt Hamburg hatte von einer weiteren Unterstützung des Stadion-Eigners HSV bei den Instandhaltungskosten abgesehen. Denn die 23,5 Millionen Euro, die der HSV 2021 von der Stadt für den Verkauf des Stadiongrundstücks erhalten hatte, sind in das operative Geschäft des Zweitligisten geflossen. Der Senat war davon ausgegangen, dass das Geld für die Sanierung genutzt wird.