Kolke allein reicht nicht - Hansa Rostock steckt tief in der Krise
Fußball-Zweitligist Hansa Rostock lieferte am Sonntag im Nordduell beim Schlusslicht VfL Osnabrück ein erschreckendes Bild ab. Nur dank einer herausragenden Leistung von Torwart Markus Kolke kam der Vorletzte zu einem Punkt. Die Leistung der Gäste beim 0:0 war aber zu keiner Zeit zweitligatauglich.
"So kann es nicht weitergehen", brachte es Damian Roßbach nach der Partie im mit 15.741 Zuschauern ausverkauften Stadion an der Bremer Brücke auf den Punkt. "Es geht um Mentalität. Wenn wir die nicht haben, dann sind wir verloren."
"Es geht um Mentalität. Wenn wir die nicht haben, dann sind wir verloren." Hansa Rostocks Damian Roßbach
Am Ende konnten sich die Rostocker bei ihrem überragenden Keeper Kolke bedanken, dass es beim Tabellenletzten nicht eine klare Niederlage gab. "Wir hatten Gott sei Dank einen Torwart, der in Topform war", sagte Rostocks Trainer Mersad Selimbegovic. "Wir haben schon ein paar Punkte geholt in dieser Liga, aber das war der glücklichste", räumte der Hansa-Coach ein. "Wir werden in dieser Woche viele Gespräche führen."
Talfahrt geht unter Selimbegovic weiter
Die werden auch nötig sein, denn der Effekt des Trainerwechsels scheint bei den Mecklenburgern bereits nach wenigen Spielen verpufft zu sein. Vier Partien lieferte das Team unter Selimbegovic ab, dabei gelang nur ein Sieg gegen Elversberg, gegen Nürnberg und Hannover wurde verloren, nun der glückliche Punkt gegen Osnabrück. Zu wenig, um im Abstiegskampf zu bestehen, Hansa tritt tabellarisch auf der Stelle.
In Osnabrück ließen die Rostocker alles vermissen, was im Kampf um den Klassenerhalt elementar ist. Hansa hatte kaum Torchancen geschweige denn Torschüsse, spielerisch lieferten die Gäste an der Bremer Brücke Schmalkost ab. Rostock wirkte offensiv wie gelähmt, eine klare Spielidee war über 90 Minuten nicht zu erkennen. Die Spieler agierten fahrig und unpräzise, zwischenzeitlich brachten die Mecklenburger sogar nur knapp 60 Prozent der Bälle an den eigenen Mann.
Kolke bügelt Fehler wackliger Defensive aus
Auch defensiv ließ der FCH zuviel zu, 26 (!) mal schoß das Tabellenschlusslicht Osnabrück am Sonntagnachmittag auf das blau-weiße Tor. Kolkes Reflexe und die bekannte Offensivschwäche des VfL sorgten am Ende für eine Punkteteilung, die Selimbegovic dennoch nachdenklich stimmte: "Was ich im Training sehe, sehe ich nicht im Spiel. Wir müssen ehrlich miteinander reden", deutete der 41-Jährige aktuell Verstimmungen und Missverständnisse an.
Hansa trifft auf Aufstiegsaspiranten
Diese sollten schleunigst behoben werden. Die Rostocker sind als Tabellen-17. punktgleich mit dem 1. FC Kaiserslautern, der den Relegationsplatz belegt. Doch die nächsten Gegner Hamburger SV und Fortuna Düsseldorf haben es in sich. "Jeder muss sich fragen, ob er alles gegeben hat. Wir müssen uns schleunigst unserer Situation bewusst werden", sagte Roßbach. Und auch Selimbegovic betonte: "Wir müssen uns steigern - und das brutal schnell."