Hansa Rostock und die Erkenntnis: Dieser Weg wird kein leichter sein
Der FC Hansa Rostock steht nach dem 0:3 beim 1. FC Nürnberg erstmals in dieser Saison auf einem direkten Abstiegsplatz in der 2. Liga. Auch wenn die Niederlage deutlich ausfiel, schöpfte der neue Coach Mersad Selimbegovic Hoffnung aus dem Auftritt seines Teams im Max-Morlock-Stadion.
Da standen die Fußballer des FC Hansa nun nach der Partie beim "Club" Arm in Arm vor der Gästekurve und blickten völlig frustriert zu Boden. Der obligatorische Dank an die mitgereisten Fans für deren Unterstützung fiel den Rostocker Spielern am Sonnabendnachmittag besonders schwer. Bis zum Schlusspfiff hatten die Mecklenburger trotz des hoffnungslosen Rückstandes alles versucht, wenigstens den Ehrentreffer zu erzielen. Und ohnehin hatten sie viel Kraft und Leidenschaft in ihr erstes Pflichtspiel im neuen Jahr investiert. Doch zum wiederholten Male in dieser Saison belohnten sich die Hanseaten nicht für ihren hohen Aufwand.
"Wir hatten mehr Torabschlüsse und doppelt so viele Flanken. Wir hatten viel mehr Ballbesitz und mehr Ecken. Aber das, wofür man spielt, Tore, haben wir leider nicht gemacht", resümierte Selimbegovic nach seinem Debüt als Hansa-Coach. "Nürnberg war effizient - und wir nicht", brachte der Bosnier den Grund für die dritte Pleite in Serie auf den Punkt.
Hansa im Angriff erneut harmlos
Obwohl der 41-Jährige das Team bei seinem Einstand offensiver ausgerichtet hatte als sein Vorgänger Alois Schwartz, entwickelten die Rostocker in vorderster Front einmal mehr in dieser Saison nahezu keine Durchschlagskraft. Der Angriff bleibt das große Problem von Hansa, das in 18 Partien lediglich 17 Treffer erzielte.
"Es ist wichtig, dass wir überhaupt ins letzte Drittel kommen. Und ich denke, das haben wir heute phasenweise auch gut gemacht", sah Verteidiger Damian Roßbach zwar spielerische Fortschritte, benannte aber auch deutlich die Defizite seines Teams: "Wir müssen halt schauen, dass wir die Dinger auch an den Mann bringen und die Box besetzen."
Gudjohnsen soll Sturmflaute beenden
Hoffnung auf ein Ende der Sturmflaute besteht an der Küste durchaus. In dem Isländer Sveinn-Aron Gudjohnsen wurde am Donnerstag ein "Mittel- und Wandstürmer" (Sportdirektor Kristian Walter) verpflichtet, der für mehr Rostocker Präsenz in der gegnerischen Strafräumen sorgen soll. Und nach Ablauf seiner Rotsperre am 5. Februar wird auch Júnior Brumado, mit vier Toren erfolgreichster Hansa-Spieler, Selimbegovic wieder zur Verfügung stehen.
Für den Coach war das Fehlen eines hochgewachsenen Angreifers - Typ "Brecher" - mitentscheidend dafür, dass seine Mannschaft gegen den "Club" weitgehend harmlos blieb. Der etatmäßige Linksaußen Christian Kinsombi, der im 4-2-3-1-System von Selimbegović als Mittelstürmer agierte, blieb nahezu wirkungslos.
Singh mit Startelf-Debüt für Rostock
Statt Kinsombi kam gegen die Franken Sarpreet Singh über die linke Seite. Für den neuseeländischen Nationalspieler, der unter Schwartz nur eine Neberolle gespielt hatte, war es sein Startelf-Debüt. Dass der 24-Jährige für Hansa im Abstiegskampf noch ein ganz wichtiger Spieler werden kann, deutete er gegen seinen Ex-Club - Singh lief 2020 zwölf Mal für den "Club" auf - an.
"Er hat schon gute Phasen gehabt, aber leider immer so den Moment verpasst, in dem er hätte abspielen müssen oder selbst hätte abschließen können. Aber er war in vielen guten Szenen dabei und im Zweikampf auch griffig", sagte Selimbegovic über die Leistung des Edeltechnikers, den er bereits aus gemeinsamen Zeiten beim SSV Jahn Regensburg kennt.
Selimbegović: "Das ist kein Sprint, sondern ein Marathon"
Mit den Ostbayern hatte der Trainer dreimal in Folge den Zweitliga-Klassenerhalt geschafft, bevor er in der vergangenen Saison kurz vor dem Saisonende von seinen Aufgaben entbunden wurde. Die Entlassung tat dem 41-Jährigen, der als Spieler und Coach seit 2012 für den Jahn tätig war, sehr weh. Zumal er bei den finanziell nicht auf Rosen gebetteten Regensburgern sportlich nahezu das Maximum erreicht hatte.
Selimbegovic weiß also, an welchen Stellschrauben er für einen erfolgreichen Kampf um den Ligaverbleib drehen muss. Er weiß, dass es insbesondere darauf ankommen wird, in die Köpfe der Spieler zu kommen. "Der Kopf ist noch da, der Wille ist da, der Glaube ist da. Das ist jetzt kein 100-Meter-Sprint, sondern ein Marathon", sagte der Trainer. "Und das war jetzt eine Etappe von 17", war der 41-Jährige nach der Nürnberg-Pleite weit entfernt davon, bereits in Panik auszubrechen.