Datenanalyse: Können Stafylidis und Co. Hansa Rostock helfen?
Mit Konstantinos Stafylidis hat Fußball-Zweitligist Hansa Rostock am letzten Tag der Transferperiode noch einen überraschenden Namen aus dem Hut gezaubert. Der Grieche hat viel Erfahrung, ist aber auch verletzungsanfällig. Die Datenanalyse zeigt, wie es mit den Neuen um Hansas Chancen auf den Klassenerhalt steht.
"Konstantinos Stafylidis bringt sehr viel Erfahrung mit nach Rostock und wird als vielseitig einsetzbarer Spieler zu uns kommen", sagte Hansas Sportdirektor Kristian Walter am "Deadline Day" und pries Stafylidis' Variabilität. Der 30-Jährige könne auf beiden Außenverteidigerpositionen und auf der Sechs spielen. "Er lebt von einer sehr griffigen und intensiven Spielweise, die sehr gut zum FC Hansa passt. Außerdem konnten wir uns in den Gesprächen davon überzeugen, dass Konstantinos über einen fokussierten Charakter verfügt - sehr gute Voraussetzungen, um gemeinsam das Saisonziel zu erreichen."
32 Länderspiele für Griechenland, über 100-mal in der Bundesliga, dazu eine handvoll Einsätze in der Premier League - mit der Verpflichtung von Stafylidis ist dem Rostocker Manager im Ringen um den Klassenerhalt der Mecklenburger womöglich ein richtiger Transfercoup gelungen. Zumal der Defensivexperte ablösefrei verpflichtet werden konnte.
Verletzungen pflastern Stafylidis' Weg
Letzteres hat aber genauso seinen Grund wie die Tatsache, dass ein Mann seines Formats mit Karrierestationen wie Bayer Leverkusen, FC Fulham, FC Augsburg, TSG Hoffenheim und VfL Bochum jetzt erstmals in der Zweiten Liga anheuert - oder auch anheuern muss. Stafylidis war vereinslos - und die Daten von GSN zeigen, dass er in den zwei Jahren in Bochum gleich zwölfmal verletzt oder krank ausgefallen ist. Insgesamt waren das 118 Tage oder auch 18 Spiele.
"Stafylidis ist ein solider bis guter Bundesligaspieler, aber seine Verletzungsanfälligkeit hat ihn wohl die Bundesligakarriere gekostet." Bewertung von GSN
In seiner Hoffenheimer Zeit fehlte er insgesamt 323 Tage (49 Spiele) und schon in Augsburg hatte der 1,78-Meter-Mann mit permanenten Verletzungen zu kämpfen. Muskuläre Probleme, Schulterverletzungen, Rippenbrüche oder eine langwierige Schienbeinverletzung - die Krankenakte ist dick und legt die Vermutung nahe, dass seine Alles-oder-Nichts-Mentalität, dieses Griffige und Intensive, von dem Funktionär Walter sprach, eigentlich nicht für Stafylidis' Körper gemacht ist.
In der Saison 2020/2021, als der gelernte Linksverteidiger aus Thessaloniki bei Hoffenheim einen neuen Anlauf nehmen wollte, aber in zwei Jahren nur auf sieben Spiele kam, hatte Stafylidis noch einen GSN-Index von 70,02. Was in der Skala knapp für "internationale Klasse" steht. Mittlerweile ist der Wert auf 65,65 gesunken.
Füttert Stafylidis künftig Gudjohnsen mit Flanken?
Neben seinen unbestreitbaren Qualitäten in der Arbeit gegen den Ball und bei der Bearbeitung seiner Gegenspieler könnten besonders Stafylidis' Flanken zu einem Faktor in Hansas Spiel werden. Zumal das Kopfballspiel die Kernkompetenz des zweiten neuen Feldspielers ist: Eidur Gudjohnsen (GSN-Index 63,71) ist zwar auch "nur" 1,85 Meter lang, weiß aber auch durch seine Fitness und Zweikampfstabilität zu überzeugen und lässt sich wie Stafylidis gewöhnlich nicht so einfach die Butter vom Brot nehmen.
Der dritte Neue ist in Marko Johansson ein Torhüter, der nicht viele Einsätze verzeichnen dürfte. Auf Stammkeeper und Kapitän Markus Kolke setzt auch der neue Trainer Mersad Selimbegovic, der in seinen beiden ersten Spielen ein desatröses 0:3 zum Rückrundenstart in Nürnberg sowie den aufmunternden Last-Minute-Sieg gegen Elversberg erlebte.
Lang und Singh als interne Neuzugänge
Anteil daran hatten neben Gudjohnsen, der zu seinem ersten Kurzeinsatz kam, auch zwei interne Neuzugänge. U23-Spieler Jannis Lang machte sich mit einer guten Leistung daran, die Baustelle hinten rechts zu schließen. In Sapreet Singh baute Selimbegovic zudem wie schon in Nürnberg auf einen Kreativspieler, den er bereits aus gemeinsamen Regensburg-Zeiten kennt. Der Offensivmann war in der gesamten Hinrunde lediglich sechsmal zum Einsatz gekommen.
Die Stärken des neuseeländischen Nationalspielers sind Technik, Ballverarbeitung, Passspiel, Übersicht und Kreativität. GSN traut dem 24-Jährigen sogar die Rolle als "Gamechanger" zu, wenn der Coach weiter auf ihn setzt.
Singh und Stafylidis sind am ehesten die nötigen Impulse für das Offensivspiel zuzutrauen. Aber ob das vorhandene Offensiv-Personal die Bälle dann auch reinmacht? Selbst Neuzugang Gudjohnsen ist bisher in seiner Profi-Karriere nicht als Goalgetter auffällig geworden.
KI-Berechnung: Chancen auf Klassenerhalt werden kleiner
Auch deshalb bleibt der erhoffte Klassenerhalt für Hansa eine ganz knappe Sache - jedenfalls laut der aktuellen GSN-Berechnung mit Hilfe von künstlicher Intelligenz. Durch die erstarkte Konkurrenz aus Braunschweig ist die Wahrscheinlichkeit, direkt abzusteigen, für die Mecklenburger seit Jahresbeginn sogar noch knapp von 51 auf 53 Prozent gestiegen. Und die Chance auf die Rettung in der Relegation von 26 auf 25 Prozent gesunken.
Aber womöglich setzen Stafylidis und Co. ja schon am Sonntag (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) bei Hannover 96 ein Ausrufezeichen im Kampf um den Klassenerhalt. "Die Jungs können uns sofort weiterhelfen. Wir sind froh, sie bei uns zu haben", so Selimbegovic.