Eintracht Braunschweig will auf Schalke Abstiegsplätze verlassen
Eintracht Braunschweig kann heute mit einem Sieg beim kriselnden FC Schalke 04 die Abstiegsränge verlassen. Dass die lange Zeit in der Zweitliga-Tabelle abgeschlagenen "Löwen" wieder auf den Klassenerhalt hoffen dürfen, ist insbesondere ein Verdienst von Trainer Daniel Scherning. Für ihn ist die Partie in Gelsenkirchen eine Reise in die Vergangenheit.
Der Traum von der ganz großen Karriere als Fußball-Profi, er erfüllte sich für Daniel Scherning nicht. 58 Einsätze in der damals noch drittklassigen Regionalliga sowie diverse Oberliga-Spiele schlugen für den gebürtigen Paderborner am Ende seiner aktiven Laufbahn zu Buche. Seine letzte Station war dabei in der Saison 2008/2009: Schalke 04. In der U23 der "Knappen" spielte er unter anderem mit den späteren Weltmeistern Manuel Neuer und Benedikt Höwedes zusammen.
Und auch ein gewisser Ralf Fährmann zählte damals zum Aufgebot von Schalkes Nachwuchsteam. Jener Torwart also, der auch heute noch bei den krisengeschüttelten "Königsblauen" unter Vertrag steht und heute (13 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) gegen Schernings Eintracht das Gehäuse des Bundesliga-Absteigers hüten wird, wenn Coach Karel Geraerts sich nicht für einen Torwart-Wechsel entscheidet.
Scherning: "Schalke ist ein besonderer Verein"
Scherning fiebert der Partie an seiner alten Wirkungsstätte entgegen. "Schalke ist schon ein besonderer Verein. Das ist ein Highlight-Spiel", sagte der Braunschweig-Trainer im NDR Interview. Von der Größe her gehöre der Club für ihn zu den Top-fünf-Vereinen in Deutschland, ergänzte der 40-Jährige. Insbesondere die Fans und das Stadion seien besonders. "Vor 63.000 Zuschauern spielst du sonst in der Zweiten Liga nirgendwo", sagte Scherning: "Ich freue mich auf das Spiel."
BTSV nach Trainerwechsel nicht wiederzuerkennen
Der frühere Stürmer peilt mit den "Löwen" in seiner achten Partie als BTSV-Coach den sechsten Sieg an. Mit einem Erfolg würden die Braunschweiger die punktgleichen Schalker in der Tabelle überholen und sich auf einen Nichtabstiegsplatz verbessern. Ein Szenario, von dem vor dem Amtsantritt von Scherning an der Hamburger Straße wohl nur die kühnsten Optimisten zu träumen gewagt hatten, stand der Meister von 1967 doch abgeschlagen am Ende des Klassements. Dann aber kitzelte Scherning das wahre Potenzial aus dem Team heraus.
"Es ging darum, Prinzipien zu definieren, die systemunabhängig sind, obwohl wir von Anfang an ein klares System implementiert haben. Aber auch wenn wir switchen, soll es eben nicht zur Folge haben, dass wir von den Prinzipen abweichen", erklärte der 40-Jährige. Er habe damals zwar eine verunsicherte, aber keine "tote" Mannschaft vorgefunden. Zu Beginn seien Videoanalysen ein "zentraler Punkt" seiner Arbeit gewesen. "Ich habe aber auch viele Gespräche geführt, um einen Zugang zu den Spielern zu finden."
Scherning freut sich über "anderes Selbstverständnis"
Das scheint Scherning, der vor seinem Engagement bei der Eintracht ein glückloses Intermezzo bei Arminia Bielefeld hatte, gelungen zu sein. Er schaffte es, das Selbstvertrauen der Akteure über kleine Erfolgserlebnisse wieder zu stärken. "Ich habe im Training viele Wettbewerbe in den Vordergrund gestellt, weil es einfach darum ging, jeden Wettkampf gewinnen zu wollen", so der Coach. Die Mannschaft scheint sein Credo "Ich möchte nicht gewinnen, sondern ich will gewinnen", verinnerlicht zu haben.
"Jetzt sind die Dinge nicht mehr neu und ich merke, dass ein anderes Selbstverständnis da ist, dass die Jungs sich über Kleinigkeiten ärgern, die vielleicht in den ersten beiden Wochen noch gar nicht im Vordergrund gestanden haben", hat Scherning erfreut festgestellt. "Wir sind deutlich ehrgeiziger geworden, uns selbst zu verbessern."
"Unser Trend bringt uns viel Selbstvertrauen"
Die Lernkurve ist beim BTSV seit Schernings Amtsantritt steil nach oben gegangen - und damit auch der Punkteschnitt. "Wir haben uns eine Ausgangsposition erarbeitet, an die im November noch keiner gedacht hat", sagte der Coach vor der Schalke-Partie. Gegen die Gelsenkirchener, die zuletzt zweimal in Folge verloren, gehen die viermal in Folge siegreichen Niedersachsen nun gefühlt sogar leicht favorisiert in das Spiel. Zumal der Druck eindeutig beim Bundesliga-Absteiger liegt.
"Natürlich ist der Trend gegensätzlich, da muss man nicht Mathematik für studiert haben, um das reinzuinterpretieren. Aber ich kann nichts für den Trend von Schalke. Unserer ist gut und der bringt uns natürlich viel Selbstvertrauen", sagte Scherning.
Zwei Transfers am Deadline-Day, Ujah muss sich gedulden
Dass der Trainer hoffnungsfroh in die verbleibenden 15 Partien gehen kann, liegt nicht nur an den jüngsten Erfolgen, sondern auch an drei Winterzugängen. Nach Niklas Tauer (Mainz 05), der bereits zu Jahresbeginn verpflichtet wurde, holte der BTSV am letzten Tag der Transferperiode auch noch Hampus Finndell (Djurgården) sowie Anderson Lucoqui (Hertha BSC). Zudem ist der monatelang verletzte Stürmer Anthony Ujah gefühlt auch eine Neuverpflichtung.
"Er ist ein überragender Typ und ein wahnsinnig guter Fußballer, der uns allen sehr gut tut", sagte Scherning über den 33-Jährigen. Doch obwohl der Nigerianer, der in der vergangenen Serie mit zehn Treffern erfolgreichster Schütze des BTSV war, wieder fit ist, muss er sich derzeit mit der Reservistenrolle anfreunden. Scherning will ihn langsam wieder aufbauen. Dass der Trainer sich den Luxus leisten kann, den früheren Bundesliga-Torjäger auf der Bank zu lassen, es zeugt vom großen Entwicklungsschritt, den Braunschweig gemacht hat.
Mögliche Aufstellungen:
FC Schalke 04: M. Müller - Kalas, M. Kaminski, Murkin - Matriciani, Seguin, Schallenberg, Ouwejan, Karaman - Terodde, Churlinov
Eintracht Braunschweig: R. Hoffmann - Ivanov, Bicakcic, Kurucay - Rittmüller, Tauer, Donkor, Kaufmann, Helgason - Philippe, Gomez