1967: Als Eintracht Braunschweig deutscher Fußball-Meister wurde
Eintracht Braunschweig ist am 3. Juni 1967 um 17.51 Uhr am Ziel aller Träume: Die "Löwen" sichern sich die deutsche Meisterschaft. Eine Sensation und bis heute der größte Erfolg der Clubhistorie. Die Geschichte eines Fußball-Märchens.
Das Team der Namenlosen
Nach der überraschenden Nominierung für die Bundesliga 1963 etabliert sich Eintracht Braunschweig schnell. Trotzdem gelten die Niedersachsen als graue Maus aus dem Zonenrandgebiet. Die Spieler kommen aus der näheren Umgebung, die Eintracht ist der erste größere Verein ihrer Karriere. Kein Experte hat Braunschweig auf dem Zettel, als es um die Favoriten für die Bundesliga-Saison 1966/1967 geht.
"Das Saisonziel war Überleben"
Auch im vierten Jahr der Bundesliga-Zugehörigkeit wissen viele Fußball-Fans eigentlich nichts über die Eintracht oder Braunschweig und spotten über die "Hausfrauenmannschaft". Die "Löwen" spornt das zusätzlich an.
Nach sechs Spieltagen erstmals Tabellenführer
Die Saison beginnt vielversprechend. Der BTSV unterliegt zwar Meister 1860 München, sammelt aber ansonsten fleißig Punkte. Gegen Eintracht Frankfurt (im Video) gewinnen die "Löwen" am vierten Spieltag mit 1:0. Zwei Runden später ist der Underdog erstmals Tabellenführer.
Trainer Helmuth Johannsen - der Vater des Erfolgs
Architekt des unerwarteten Erfolgs ist Helmuth Johannsen, der die Geschicke der "Löwen" seit 1963 mit ruhiger Hand lenkt. Der Hamburger gilt als Vertreter der "alten Schule" und Mann mit Prinzipien.
Er ist nicht nur ein gewiefter Taktiker, guter Psychologe und Fußballlehrer mit profunden Fachkenntnissen, sondern verfügt über Autorität und einen eisernen Willen, den er auch von seinen Spielern verlangt. Er ist nicht auf schnelle Erfolge aus, sondern schätzt Stetigkeit und einen systematischen Aufbau. Beides wird ihm in Braunschweig ermöglicht.
Hinten dicht und vorne hilft der liebe Gott
Die Meistersaison bestreitet Johannsen mit einem "Mini-Kader". Das sorgt für perfekte Abstimmung. Die Abwehr ist ein Bollwerk, insgesamt kassieren die Niedersachsen nur 27 Gegentore - bis 1988 Bundesliga-Rekord. Eine andere Bestmarke gilt bis heute: Die "Löwen" brauchen nur 49 Tore für den Triumph.
Herbstmeister!
Das Jahr 1966 beendet die perfekt eingespielte Eintracht überraschend auf Rang eins, punktgleich mit dem Hamburger SV. Doch noch immer gehen Experten und Konkurrenz davon aus, dass es sich um ein fußballerisches Versehen handelt und in der zweiten Halbserie Normalität Einzug halten wird.
Sieg gegen den großen Favoriten 1860
Doch die "Löwen" knüpfen im neuen Jahr nahtlos an die Erfolge der ersten Saisonhälfte an. Am 21. Januar feiern sie einen 1:0-Sieg gegen den amtierenden Meister 1860 München.
Keine Angst vor großen Namen
Als Nummer eins im Norden gilt eigentlich der HSV. Doch auch die "Rothosen" bezwingt der kampfstarke BTSV am 18. März mit 2:0.
Die Eintracht hält sich gegen alle Erwartungen an der Tabellenspitze. Der Hamburger SV ist nach einem ganz schwachen Start ins neue Jahr schon lange nicht mehr erster Verfolger der "Löwen".
Demütigung für die Bayern
Selbst der FC Bayern, der mit Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Georg Schwarzenbeck und Gerd Müller antritt, kann die "Löwen" nicht stoppen. Die Partie im mit 38.000 Zuschauern ausverkauften Eintracht-Stadion wird zum Fußball-Fest, das die Braunschweiger sensationell mit 5:2 gewinnen.
Teamgeist der Schlüssel zum Erfolg
Das Geheimnis der Eintracht lautet "Teamgeist", der seinerzeit noch Kameradschaft heißt. Vor allem Trainer Johannsen setzt auf mannschaftliche Geschlossenheit. Mit Erfolg: Seine Spieler, die 1.200 Mark Grundgehalt und 250 Mark pro Sieg verdienen, halten zusammen wie Pech und Schwefel.
Nervenflattern bei den "Löwen"
Doch plötzlich zeigen die "Löwen" Nerven. Wie schon im Hinspiel verliert Braunschweig das Niedersachsenderby gegen Hannover 96. Das 0:1 am 29. April ist die erste Heimniederlage der Saison. Es folgt ein 0:3 beim ebenfalls in der Tabelle deutlich schlechter platzierten KSC.
Der Krimi gegen Gladbach
Die Eintracht droht, alles zu verlieren. Am 20. Mai liegen die Niedersachsen gegen Borussia Mönchengladbach durch einen Treffer von Jupp Heynckes bis kurz vor Schluss zurück. Doch dann zeigt Braunschweig wahre Meisterqualitäten und dreht das Spiel.
"Nullnummer" in Essen - und praktisch Meister
Nach dem 0:0 bei Rot-Weiss Essen am vorletzten Spieltag steht der BTSV praktisch als Meister fest. Doch einen Sekt gönnt sich Trainer Johannsen im ZDF-Sportstudio noch nicht.
4:1 gegen Nürnberg - die Party beginnt!
Schon Tage vor dem letzten Saisonspiel befindet sich ganz Braunschweig in Feierstimmung. Die Eintracht gewinnt zum Abschluss mit 4:1 gegen den 1. FC Nürnberg. Es ist der Startschuss zu einer mehrtägigen Meistersause.
"Fast südländische Begeisterung"
Per Autokorso geht es vom Stadion in Richtung Altstadtmarkt. Zehntausende bejubeln den neuen deutschen Fußball-Meister. Eine ganze Region steht kopf.
Ein Prosit auf die Meisterschaft
Es ist eine gigantische Siegesfeier, das Freibier fließt in Strömen. An 72 Stellen werden insgesamt 12.000 Liter gezapft.
Auch 50 Jahre später noch Helden
Auch mehr als 50 Jahre danach genießen die Meister von 1967 Heldenstatus. Noch immer besingen die Fans während der Spiele in der 67. Minute den größten Erfolg der Clubgeschichte.