Holstein Kiel nach erstem Punktgewinn: "Wir lechzen nach mehr"
Mit dem 2:2 beim VfL Bochum hat die KSV Holstein Kiel Historisches geschafft: Es ist der erste Punkt ihrer Bundesliga-Historie und eines Clubs aus Schleswig-Holstein überhaupt. Doch die "Störche" ärgerten sich auch, dass es nicht zum Sieg gereicht hatte.
Das Spiel in Bochum hatte alles, was das Fußballer-Herz höher schlagen lässt. Erst führte Kiel, dann drehte der VfL die Partie. Die Gäste kamen in buchstäblich letzter Minute zum Ausgleich - bevor ihnen kollektiv der Ateam stockte, als die Hausherren tief in der Nachspielzeit noch einmal am Pfosten scheiterten.
"Wenn man das Spiel nüchtern betrachtet, ist auf jeden Fall mehr drin gewesen. Wir hatten durchaus viele Chancen", sagte KSV-Coach Marcel Rapp nach seinem 100. Pflichtspiel für Kiel an der Seitenlinie. Aber: "Wenn man dann den Spielverlauf sieht, dass wir kurz vor Schluss das 2:2 machen und dann noch einen Pfostenschuss gegen uns haben, muss man zufrieden sein mit dem Punkt."
Wird der Punkt für Kiel zum Brustlöser?
Eine 2:3-Niederlage bei der TSG Hoffenheim, ein 0:2 gegen den VfL Wolfsburg und die schallende Ohrfeige beim 1:6 gegen Rekordmeister Bayern München waren bisher notiert. "Jetzt kommen wir an in der Bundesliga. Der Punkt ist ganz wichtig für die Moral gewesen", sagte Lewis Holtby in Bochum. Auch wenn der Kapitän wie sein Trainer befand, dass auch mehr möglich gewesen wäre, sprach er "ein Kompliment an die Mannschaft" aus, dass "sie noch mal zurückgekommen ist" nach dem unglücklichen Rückstand. "Das waren zwei Tore aus dem Nichts."
Die Mannschaft habe dem Rückschlag getrotzt und weiter mutig nach vorne gespielt. Der erste Bundesliga-Zähler ist der Lohn für diese Arbeit: "Das ist ein guter Punkt für uns. Jetzt lechzen wir nach mehr."
Durch das 2:2 gaben die "Störche" zudem zumindest vorübergehend die rote Laterne ab. Mitaufsteiger FC St. Pauli kann mit einem Erfolg gegen RB Leipzig allerdings noch nachziehen.
Skrzybski: "Ein bisschen Demut tut uns ganz gut"
Das Ziel der Kieler ist es nun, schon gegen Eintracht Frankfurt am kommenden Sonntag (15.30 Uhr/im NDR Livecenter) nachzulegen. "Wir rechnen uns überall etwas aus", erklärte Coach Rapp selbstbewusst. "Wir haben schon etwas in die Waagschale zu werfen: Zusammenhalt, Intensität und ich glaube auch inhaltlich ordentlichen Fußball."
Der Punkt sei "vielleicht für die Jungs wichtiger als für mich als Trainer, weil ich die Einflüsse von außen besser abschütteln kann als sie". Die Leistung sei entscheidend, die Punkte würden dann schon kommen.
Und so sah es auch Steven Skrzybski, der das späte 2:2 stark vorbereitet hatte: Der 31-Jährige, der einst mit Schalke 04 in der Champions League gespielt hatte, wollte nach seinem verspäteten Saisondebüt wegen einer Muskelverletzung nicht über eine verpasste Chance grübeln, sondern war "extrem glücklich". Denn: "Ein bisschen Demut tut uns ganz gut."