"Nicht unmöglich" - St. Pauli hofft gegen Leipzig auf erste Punkte
Am vierten Spieltag der Fußball-Bundesliga empfängt der FC St. Pauli heute Abend RB Leipzig. Sportlich stehen die Braun-Weißen früh in der Saison mit dem Rücken zur Wand, ein Erfolg gegen die Sachsen könnte für einen Stimmungsumschwung sorgen.
Vier Niederlagen zum Auftakt - das gab es in der Vereinshistorie bei den Hamburgern ligaunabhängig bisher noch nie. Entsprechend groß ist der Wunsch beim Aufsteiger, gegen Leipzig heute Abend (19:30 Uhr, im NDR Livecenter) endlich die ersten Punkte einzufahren. "Wir brauchen die Tapferkeit, die wir fast das ganze letzte Jahr hatten", sagte Eric Smith, und sein Abwehrkollege Karol Mets fügte mit Blick auf das Abenteuer Bundesliga hinzu: "Wir sind jetzt hier, und wir wollen hier bleiben. Und wir glauben daran, dass wir es schaffen können."
"Gegen Leipzig traut uns niemand was zu, da geht ein bisschen Druck weg. Wir wollen versuchen, die ersten Punkte einzuheimsen, was nicht unmöglich ist." St.-Pauli-Trainer Alexander Blessin
Trio angeschlagen, Systemumstellung möglich
Für Trainer Alexander Blessin stellen sich personelle und damit auch taktische Fragen: Stürmer Morgan Guilavogui ist ebenso angeschlagen wie die Mittelfeldspieler Connor Metcalfe und Robert Wagner. Sollten das Trio nicht fit werden, dürfte Blessin sein System auf 3-4-3 umstellen, weil ihm für das bevorzugte 3-5-2 die Alternativen fehlen.
Das Mittelfeldzentrum dürften dann Carlo Boukhalfa und Kapitän Jackson Irvine bilden. Elias Saad und Oladapo Afolayan würden wahrscheinlich auf den Flügeln Stürmer Johannes Eggestein unterstützen.
Profitiert St. Pauli vom Leipziger Terminstress?
Für die Gäste ist das größte Problem der Terminstress: Nicht einmal 70 Stunden, nachdem Atletico Madrids José Maria Giménez in der Champions League per Kopf Leipzigs 1:2-Pleite zum Königsklassen-Auftakt besiegelt hatte, werden die Sachsen am Sonntag am Millerntor auf dem Rasen stehen. Sonderlich glücklich ist RB-Coach Marco Rose über die terminliche Gemengelage nicht. "Du spielst hier um 21 Uhr, fliegst dann morgen nach Hause und am Samstag nach Hamburg", sagte Rose am Donnerstagabend in Madrid. "Wir haben jetzt am Sonntag so ziemlich die ungünstigste Situation, die du haben kannst."
"Das Stadion wird voll sein. Sie werden mit allem, was sie haben, probieren, endlich auch mal anzuschreiben. Aber wir haben Ziele. Wenn wir unsere Ziele erreichen wollen, dann sollten wir bei St. Pauli punkten." Leipzig-Coach Marco Rose
St. Pauli brachte immer wieder RB-Ablehung zum Ausdruck
Das Mitleid wird sich bei den Norddeutschen in Grenzen halten. Dass die Braun-Weißen nicht viel mit dem Nachfolgeverein des SSV Markranstädt anfangen können, zeigte sich in der Vergangenheit sowohl auf den Rängen als auch in den Führungsetagen.
Während die Fans in Spruchbändern ihre Ablehnung gegenüber RB ausdrückten, ließ St. Pauli im August 2022 die Sachsen ihre Erstrunden-Partie im DFB-Pokal bei Teutonia Ottensen nicht am Millerntor austragen. Nach einer wochenlangen Odyssee tauschten Teutonia und Leipzig schließlich das Heimrecht und die Partie fand im Zentralstadion statt. St. Pauli erntete danach für sein Vorgehen harsche Kritik.
Blessin sieht RB-"Daseinsberechtigung"
Für Blessin ist das Spiel gegen die Leipziger eine Rückkehr zu seinen Wurzeln - mehr aber auch nicht. "Es sind vier Jahre ins Land gezogen, es sind auch nicht mehr so viele Spieler da", sagte der Coach, der dort bis 2020 im Nachwuchsbereich tätig gewesen ist. "Es waren acht Jahre, für die ich sehr dankbar bin. Aber ein extrem besonderes Spiel ist es nicht, ich will das nicht hochstilisieren."
Kritik am Leipziger Weg war von Blessin nicht zu hören. Es gebe "verschiedene Ansätze, jeder hat seine Daseinsberechtigung", erklärte der 51-Jährige. "Ich will nicht groß auf Leipzig eingehen, sondern mich auf das Sportliche konzentrieren."
Erstes Aufeinandertreffen seit acht Jahren
Sportlich spricht bisherige Bilanz für die Hamburger - auch wenn diese nicht sonderlich aussagekräftig ist. Viermal trafen beide Teams bisher in der 2. Liga aufeinander, dreimal verließ St. Pauli den Platz als Sieger, einmal gewannen die Sachsen. Das vorerst letzte Aufeinandertreffen, welches St. Pauli mit 1:0 am Millerntor gewann, fand allerdings im Februar 2016 statt.
Mögliche Aufstellungen:
St. Pauli: Vasilj - Wahl, Smith, Mets - Saliakas, Irvine, Treu, Boukhalfa - Saad, Eggestein, Afolayan
Leipzig: Gulacsi - Geertruida, Orban, Lukeba - Henrichs, Haidara, Seiwald, Raum - Xavi - Openda, Sesko