Niederlage in Hoffenheim - Holstein Kiel verliert bei Bundesliga-Debüt
Holstein Kiel hat das erste Bundesliga-Spiel in seiner Vereinsgeschichte verloren. Die Schleswig-Holsteiner mussten am Sonnabendnachmittag bei der TSG 1899 Hoffenheim eine knapp 2:3 (0:2)-Niederlage hinnehmen. Die KSV zeigte gegen die Kraichgauer allerdings eine gute Leistung.
Die Mannschaft von Coach Marcel Rapp präsentierte sich im Sinsheimer Stadion zu Beginn zwar noch etwas nervös, wurde dann aber trotz eines frühen Rückstandes immer selbstbewusster. In der Vorwärtsbewegung machte die KSV schon vieles richtig, die Arbeit gegen den Ball wird in den kommenden Wochen ein Hauptthema im Training sein müssen. In der Verteidigung wackelten die Norddeutschen einige Male bedenklich.
Andrej Kramaric (6. Elfmeter, 37, 87.) erzielte alle Tore für Hoffenheim, das weitere gute Chancen ausließ. Alexander Bernhardsson (63.) und Shuto Machino (89.) waren für die Rapp-Elf erfolgreich. In der Schlussphase agierten die "Störche" nach einer Gelb-Roten-Karte gegen den eingewechselten Andu Kelati (82.) in Unterzahl.
"Wir wollen uns jetzt Schritt für Schritt und von Spieltag zu Spieltag verbessern und cleverer werden, damit wir auch punkten. Weil: Man kann sich ja nichts dafür kaufen, wenn man sagt, dass wir mithalten können. Wir wollen um Punkte spielen und die Klasse halten. Dafür müssen wir noch hart arbeiten", sagte Kapitän Lewis Holtby.
Vier KSV-Profis mit Bundesliga-Erfahrung in Startelf
Den Holstein-Profis stand die Aufregung vor dem Anpfiff ins Gesicht geschrieben. Unruhig zupften die Kieler im Bauch der Sinsheimer Arena an ihren Trikots herum, bevor Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg) sie auf den Rasen führte. Holtby, neben Timo Becker, Patrick Erras und Tymoteusz Puchacz einer von vier KSV-Akteuren in der Startelf mit Bundesliga-Erfahrung, gewann anschließend die Seitenwahl und entschied sich dazu, zunächst in Richtung der eigenen Fans zu spielen.
Rund 1.600 "Störche"-Anhänger begleiteten die Mannschaft nach Sinsheim. Wovon sie träumen? Es war auf einem Banner im Gäste-Block zu lesen. "Geschichte schreiben" stand auf dem in den Kieler Vereinsfarben bemalten Plakat. Nach dem historischen Aufstieg wird an der Förde nun auf den Klassenerhalt gehofft.
Dieser käme für den Club mit dem kleinsten Etat aller Erstligisten einem Wunder gleich. Aber schon in Liga zwei stellten die "Small-Budget-Störche" eindrucksvoll unter Beweis, mit Geschlossenheit, Führungskompetenz und einem akribischen Trainer monetäre Nachteile wettmachen zu können.
Früher Kieler Rückstand durch Kramaric-Elfmeter
Die ersten Bundesliga-Minuten in der Vereinshistorie verliefen dann jedoch maximal unglücklich. Zunächst wurde ein aussichtsreicher Konter ausgerechnet durch Referee Stieler unterbunden, der einen Pass von Shuto Machino unfreiwillig mit dem Hinterkopf stoppte (2.).
Kurz darauf war die Kieler Verteidigung bei einem langen Ball von Tim Drexler auf Marius Bülter nicht im Bilde. Keeper Timon Weiner kam ebenfalls einen Schritt zu spät und brachte den Angreifer zu Fall. Den fälligen Strafstoß verwandelte Kramaric ganz abgeklärt zum 1:0.
Becker vergibt zwei Chancen zum Ausgleich
Bei Temperaturen um 35 Grad wurde die Aufgabe für Holstein in der Sinsheimer Sauna durch den frühen Rückstand nicht einfacher. Aber die Rapp-Elf zeigte sich keineswegs geschockt und spielte mutig nach vorn. Becker besaß zwei gute Ausgleichschancen (25., 26.) für den Außenseiter, der sich das 1:1 in dieser Phase auch verdient hätte. Anschließend riss Hoffenheim das Zepter aber wieder an sich. Wenn die Kraichgauer mit Tempo über die Flügel kamen, wurde es beinahe immer gefährlich. So auch in der 38. Minute: Bülter flankte von der linken Seite präzise auf Kramaric, der Weiner mit einem Kopfball keine Abwehrchance ließ.
Hernach hatten es die Gäste ihrem Keeper zu verdanken, dass sie nicht bereits zur Halbzeit aussichtslos zurücklagen. Der 25-Jährige rettete bravourös gegen Kramaric (44.) und Adam Hlozek (45.+2).
Porath feiert nach acht Jahren Bundesliga-Comeback
Zur zweiten Hälfte wechselte Rapp den vormaligen Hoffenheimer Kelati und Finn Porath ein. Marco Komenda und Puchacz blieben dafür in der Kabine. Während Kelati an alter Wirkungsstätte sein Erstliga-Debüt feierte - er hatte ausschließlich für die zweite Mannschaft der TSG gespielt - brachte Porath exakt 60 Sekunden Bundesliga-Erfahrung mit auf den Rasen. Am 20. November 2016 hatte er für den Hamburger SV als "Joker" etwas Beletage-Luft geschnuppert. Der Gegner des HSV hieß damals auswärts: TSG Hoffenheim.
Fast acht Jahre später bestritt der gebürtige Eutiner nun sein zweites Spiel in Oberhaus. Hatte der 27-Jährige damals mit den Hamburgern ein 2:2 bei den Kraichgauern erreicht, musste er nun mit der KSV in Sinsheim eine Niederlage hinnehmen.
Bernhardsson lässt Holstein wieder hoffen
Es war eine Pleite, die in die Rubrik "bitter" fiel. Denn Holstein zeigte auch nach dem Seitenwechsel einen sehr beherzten und fußballerisch ansprechenden Auftritt. Aber die Schleswig-Holsteiner belohnten sich zunächst weiter nicht für ihren hohen Aufwand. Wie Becker in Abschnitt eins ließ auch Machino in Durchgang zwei sehr gute Chancen aus (58., 61.), bevor Bernhardsson eine Porath-Flanke mit einem Kopfball ins Gehäuse beförderte und somit den ersten Bundesliga-Treffer in der Kieler Vereinshistorie erzielte.
Nun sahen die Zuschauer einen offenen Schlagabtausch, in dem für die KSV alles möglich schien. Weil Kelati dann aber wegen wiederholten Foulspiels des Feldes verwiesen wurde und Kramaric Weiner per Abstauber ein drittes Mal bezwang, gerieten die Gäste endgültig auf die Verliererstraße. Daran änderte auch der 2:3-Anschlusstreffer von Machino letztlich nichts mehr.