HSV: Zu dünn besetzt für das große Ziel Bundesliga-Aufstieg?
Die Saison des Fußball-Zweitligisten HSV hat ihren ersten Makel. Nach dem 0:1 im Nordduell bei Hannover 96 sind bei den Hamburgern alle darum bemüht, Gelassenheit auszustrahlen. Doch die Niederlage zeigte auch, dass der Kader der Norddeutschen nicht sehr breit aufgestellt ist.
Nach der ersten Saisonniederlage der Hanseaten am Freitagabend betonte HSV-Trainer Steffen Baumgart, wie gering die Unterschiede zu den siegreichen Hannoveranern waren: "Das zeigt, wie eng diese Liga ist. Das zeigt, dass hier zwei Spitzenmannschaften gespielt haben. Und das zeigt, dass wir aus Hamburger Sicht noch viel zu tun haben", erklärte der Übungsleiter nach der Partie auf der Pressekonferenz. Die Hamburger wollen ihre Lehren daraus ziehen - was allerdings auch bedeuten könnte, dass die Norddeutschen noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden.
Der Offensive fehlt Tempo
Denn aktuell sind die Hamburger auf mehreren Positionen dünn besetzt. Nach den Ausfällen von Bakery Jatta und Jean-Luc Dompé fehlte in Hannover das Tempo im Spiel, wie auch Baumgart anmerkte: "Dass wir zwei solche Spieler und einen Elfadli im Mittelfeld nicht von heute auf morgen ersetzen können, das wissen Sie auch. Das geht auch nicht, wenn der Trainer mal mit den Fingern schnipst. Das ist ein etwas längerer Prozess. Und ich hoffe, dass wir ihn schnell hinkriegen."
So viele Ausfälle auf einmal kann auch ein für Zweitliga-Verhältnisse nach wie vor luxuriös besetzter Kader wie der des HSV nicht kompensieren. "Für unsere Ansprüche war das zu wenig", sagte Kapitän Sebastian Schonlau. Er betonte nach dem Spiel in Hannover aber auch: "Wir waren bis dahin auf einem sehr guten Weg und sind immer noch auf einem guten Weg. Die Niederlage wird den Plan nicht verändern, denn der Plan ist gut."
Wechselgerüchte um Meffert, Reis und Königsdörffer
Zudem droht dem HSV der Verlust von Stammkräften. Jonas Meffert wird weiterhin von Ex-Coach Tim Walter umgarnt, der seinen ehemaligen Schützling gerne zu Hull City in die zweite englische Liga holen würde. Zwar votierte Baumgart unter der Woche energisch gegen einen Transfer und sagte am Freitag knapp: "Meffo bleibt" - das letzte Wort scheint hier allerdings noch nicht gesprochen. Auch Ransford Königsdörffer hat das Interesse anderer Clubs auf sich gezogen, Union Berlin soll ein Auge auf den Außenstürmer geworfen haben.
Gleiches gilt für Mittelfeldspieler Ludovit Reis. Der Niederländer, der gegen 96 wie ein Fremdkörper wirkte, fühlt sich nach drei Jahren Zweitklassigkeit zu Höherem berufen, würde den Verein gerne verlassen. Bis zum 30. August hat der 24-Jährige noch Zeit, einen Verein zu finden, der dem HSV ein so gutes Angebot macht, dass Sportvorstand Stefan Kuntz nicht ablehnen kann.
Kommt noch ein Verteidiger?
Vakanzen gibt es auch in der Verteidigung. Kapitän Schonlau wird den Norddeutschen am kommenden Spieltag gegen Preußen Münster aufgrund seiner Gelb-Roten Karte fehlen - schon in der Vorsaison waren Schonlaus verletzungsbedingte Ausfälle für den HSV besonders schmerzhaft. Zudem pokern die Norddeutschen, was die Causa Mario Vuskovic angeht. Vuskovic ist derzeit wegen EPO-Dopings gesperrt. "Wir hoffen, dass der CAS zeitnah ein Urteil fällt. Sollte es negativ für Mario ausgehen, würden wir auf seiner Position noch tätig werden", kündigte Kuntz im Magazin "11 Freunde" an - dafür bleiben nur noch sechs Tage.
Neben Kapitän Schonlau stehen Trainer Baumgart auf der Innenverteidiger-Position in Abwesenheit von Vuskovic nur drei Innenverteidiger zur Verfügung: Guilherme Ramos, Dennis Hadzikadunic und Rückkehrer Jonas David. Das Eigengewächs könnte aber noch gehen. Ein weiterer Spieler täte dem Kader auf jeden Fall gut, damit im Marathon um den Bundesliga-Aufstieg nicht wieder die Puste ausgeht.