Dopingverdacht: DFB sperrt HSV-Profi Vuskovic vorläufig
Das DFB-Sportgericht hat den unter Dopingverdacht stehenden HSV-Profi Mario Vuskovic im Rahmen einer Einstweiligen Verfügung mit sofortiger Wirkung vorläufig gesperrt. Dem Fußball-Zweitligisten droht ein Verlustgeschäft von mehreren Millionen Euro. Der junge kroatische Verteidiger bangt um seine sportliche Karriere.
Wie der DFB am Dienstag mitteilte, gilt die Sperre bis zur Entscheidung des DFB-Sportgerichts in der Hauptsache. Die Vorwürfe gegen den Innenverteidiger des HSV, der am Mittwoch 21 Jahre alt wird, wiegen schwer: Bei einer am 16. September 2022 genommenen Dopingprobe des Hamburger Zweitliga-Spielers war körperfremdes Erythropoetin (Epo) nachgewiesen worden. Vuskovic ist von seinem Club vorerst aus dem Trainingsbetrieb genommen worden. Auch bei der momentan stattfindenden USA-Reise ist der Kroate nicht dabei.
Über Split nach Hamburg
Dabei galt er als Versprechen für die Zukunft. Sportlich und wirtschaftlich. 1,2 Millionen Euro Leihgebühr war Vuskovic dem HSV im Sommer 2021 wert, im Frühjahr zogen die Hanseaten die Kaufoption und zahlten weitere drei Millionen an Hajduk Split. Im Falle einer langen Sperre droht ein Millionenverlust.
Für Hajduk Split hatten schon Vuskovic' Vater Daniel, sein gleichnamiger Großvater und sein Urgroßvater Marko in Kroatien gespielt. Mit viel familiärem Talent gesegnet, zog es den Youngster vor eineinhalb Jahren nach Hamburg. Doch dort hatte er in den ersten Monaten Anpassungsprobleme; kam kaum zum Einsatz, musste sich an Land, Leute und den Spielstil der Norddeutschen gewöhnen.
Doch Vuskovic biss sich durch und wurde zum Stammspieler. Die Hamburger zogen nach seinen guten Leistungen die kostspielige Kaufoption. Drei Millionen Euro sind viel Geld für einen Zweitligisten, der zu jener Zeit die Schlagzeilen damit beherrschte, zur Verfügung gestellte Steuergelder für die Stadionsanierung anderweitig eingesetzt zu haben. Und auch viel Geld für den bis 2025 gebundenen jungen Verteidiger. Doch der HSV sah den aufstrebenden Vuskovic auch als Investment, dessen Marktwert immer weiter stieg und jüngst bei sechs Millionen Euro lag.
Sportmediziner: "Epo auch für Spielsportler sinnvoll"
Laut "kicker" gab es bereits lose Anfragen für Vuskovic aus England, die im zweistelligen Millionbereich lagen. Der HSV plante allerdings anders, wollte mit dem Kroaten aufsteigen und ihn zu einem etablierten Bundesligaspieler machen - auch, um seinen Wert noch mehr zu steigern. Dieser Plan dürfte nach den Doping-Ermittlungen kaum aufgehen.
Beim HSV, der im Fall einer Sperre im Aufstiegskampf dringend Ersatz bräuchte, herrscht große Ratlosigkeit: Wie konnte es zu diesem Befund kommen? Epo sorgt für die Vermehrung der roten Blutkörperchen, das Blut wird dicker und das steigert den Sauerstofftransport und damit den Muskelaufbau und die Ausdauer. Berüchtigt ist es aus der Leichtatlethik und dem Radsport. Doch Michael Braumann, Sportmediziner aus Hamburg, sagte dem NDR: "Epo ist auch für Spielsportler sinnvoll. Der Doping-Arzt Fuentes, der traurige Berühmtheit erreichte, hatte auch einige Fußball-Profis in seiner Patientenkartei."
Welche Strafe droht Vuskovic?
Die Regelstrafe für Dopingdelikte beträgt vier Jahre. Wird kein Verschulden nachgewiesen, kann die Strafe reduziert werden. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Vuskovic. Das muss sie, denn seit Dezember 2015 gibt es das Antidopinggesetz. Sollte sich das Vergehen bestätigen, droht dem kroatischen U21-Auswahlspieler auch ein Verfahren vor einem ordentlichen Gericht.
Vuskovic' gesamte Karriere steht auf dem Spiel, die Öffnung der B-Probe wurde bereits vom Spieler beantragt. Der HSV will parallel prüfen, ob es andere, körpereigene Faktoren gegeben haben kann, die zu einem positiven Befund geführt haben. Doping-Experten ist allerdings nicht bekannt, das Epo in der Vergangenheit ins Essen gemischt oder unwissentlich mit Medikamenten zur Behandlung irgendwelcher Erkrankungen eingenommen wurde. Zudem wird Epo nicht als Pille genommen, sondern muss intravenös oder per Spritze in die Haut verabreicht werden. Sportmediziner Braumann sagt: "Dass jemand, ohne es zu merken, mit Epo kontaminiert wird, ist nicht möglich".