DFB-Sportgericht: Drastische Geldstrafe für Hansa Rostock

Stand: 22.03.2024 19:05 Uhr

Das DFB-Sportgericht hat Fußball-Zweitligist Hansa Rostock zu einer Geldstrafe in Gesamthöhe von 238.000 Euro verurteilt. Damit ahndete der Verband gleich vier Vorfälle, bei denen die Hansa-Anhänger für Ärger gesorgt hatten. Der FC Hansa kann bis zu 79.400 Euro für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen verwenden.

In der von Stephan Oberholz, dem Vorsitzenden des DFB-Sportgerichts, geleiteten Sitzung ging es um Vorkommnisse aus dem vergangenen Jahr: das Rostocker DFB-Pokalspiel beim 1. FC Nürnberg am 1. November sowie die Zweitligaspiele gegen den FC St. Pauli am 25. November, den FC Schalke 04 am 10. Dezember und beim SC Paderborn am 15. Dezember.

In Nürnberg brannten Rostocker Zuschauer etwa 80 pyrotechnische Gegenstände ab, die teilweise auch in den Innenraum geworfen wurden. Darunter bengalische Feuer, Raketen, Böller, Nebeltöpfe und Blinker. Zudem legten sie Feuer in der Toilettenanlage, wodurch erheblicher Sachschaden entstand. Dafür wurde eine Strafe von 60.000 Euro mit einem Strafnachlass für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen von 20.000 Euro ausgesprochen.

Choreografie mit Sonnenblumenhaus-Bezug sorgt für Empörung

Im Spiel gegen St. Pauli zeigten Hansa-Anhänger im Rahmen einer Choreografie durch den Einsatz von leuchtenden und rauchenden Fackeln von Feuer und Qualm durchzogene Plattenbauten mit dem Sonnenblumenhaus. Dadurch entstand der optische Eindruck, dass der bekannte Plattenbau im Stadtteil Lichtenhagen in Flammen steht. Im Internet gab es eine Welle der Empörung.

Weitere Informationen
Choreografie der Hansa-Rostock-Fans vor dem Spiel gegen den FC St. Pauli © IMAGO / Fotostand

Fan-Choreografie: Hansa verteidigt Fans - Kritik von St. Pauli

Die jüngste Choreo verstanden viele als Anspielung auf Lichtenhagen 1992. Clubchef Marien verteidigte die Hansa-Fans, St. Pauli verurteilte die "Doppeldeutigkeit". mehr

Bei rassistischen Anschlägen in Rostock-Lichtenhagen war 1992 das Sonnenblumenhaus, eine zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber, von Anwohnern und Neonazis in Brand gesteckt worden. Die Ausschreitungen gelten als die bis dahin schlimmsten rassistischen Übergriffe der deutschen Nachkriegsgeschichte.

In jener Partie gegen St. Pauli zündeten die Hansa-Anhänger zudem noch ein bengalisches Feuer, eine Rauchfackel und einen Böller und warfen eine größere Menge Trinkbecher in den Innenraum. Hierfür gab es eine Strafe von 20.000 Euro mit einem Nachlass von 6.700 Euro. 

Spiel gegen Schalke für eine halbe Stunde unterbrochen

Gegen Schalke 04 musste das Spiel in der 38. Minute für eine halbe Stunde unterbrochen werden, nachdem zunächst Schalker Zuschauer mit Hilfe eines Notfallhammers die Sicherheitsverglasung zum Pufferblock zerstört und in diesen eingedrungen waren. Anschließend verschafften sich auch Rostocker Anhänger unerlaubt Zutritt zum Pufferblock, woraufhin Ordner und Polizisten eingriffen.

Beide Fanlager beschossen sich gegenseitig mit Raketen, wobei Rostocker Anhänger mindestens zwei Raketen zündeten. Mindestens zwei Ordner, ein Polizist und zwei Sanitäter wurden verletzt, wobei ungeklärt blieb, ob sie durch Rostocker Zuschauer verletzt wurden. Später wurde im Hansa-Block zudem noch ein Rauchtopf abgebrannt. Dafür gab es eine Strafe von 8.000 Euro mit einem Nachlass von 2.700 Euro.

Alleine 150.000 Euro Strafe für Vorkommnisse in Paderborn

Das Spiel in Paderborn musste aufgrund der von Hansa-Anhängern eingesetzten Pyrotechnik, die teilweise in Richtung Innenraum geschossen wurde, gleich zweimal unterbrochen werden: In der 13. Minute für neun Minuten und in der 56. Minute für etwa 19 Minuten.

Darüber hinaus kam es im Laufe der ersten Halbzeit zu erheblichen gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen etwa 80 bis 100 Rostocker Anhängern sowie Polizei und Ordnungsdienst im Bereich des Gäste-Eingangs, wobei die Rostocker unter anderem Eisenstangen, Fliesen, Baumaterialien, Feuerlöscher, Zaunelemente und Pyrotechnik Richtung Polizei und Ordnungsdienst warfen.

Weitere Informationen
Hansa Rostock-Fans stehen in einer Fan-Kurve und haben Bengalos gezündet - Rauch steigt auf. © NDR

"Das war Krieg" - Club-Boss entsetzt über Hansa-Fans

Nach der Randale von Hansa-Fans ist nicht nur Paderborns Geschäftsführer Martin Hornberger völlig entsetzt. mehr

Mindestens 13 Ordner und 24 Polizisten wurden dabei verletzt, ebenso wie ein neutraler Zuschauer, der kurz vor Abpfiff von einem Gästeanhänger im Block zwei Reihen nach unten geschubst wurde. Darüber hinaus richteten Hansa-Anhänger während des Spiels im Bereich des Gästeblocks, der Catering-Stände und der sanitären Anlagen erheblichen Sachschaden in Höhe von 132.000 Euro an.

Das Sportgericht verhängte hierfür eine Strafe von 150.000 Euro mit einem Strafnachlass für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen von 50.000 Euro. Letztere Maßnahmen müssen dem DFB bis zum 30. September 2024 nachgewiesen werden.

Weitere Informationen
Das Spiel wird aufgrund von Pyrotechnik unterbrochen © dpa Bildfunk Foto: David Inderlied

"Beschämendes Bild": Hansa Rostock verurteilt Vorfälle in Paderborn

Zerstörungswut und Randale: Das Verhalten der Hansa-Fans rückt die sportlich bedrohliche Situation in den Hintergrund. Das Außenbild sei eine "Vollkatastrophe", sagte Marien dem NDR. mehr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Hansa Rostock

2. Bundesliga

Mehr Fußball-Meldungen

Kiels Lewis Holtby (l.) und St. Paulis Eric Smith © Witters

St. Pauli - Holstein Kiel: Wer hat die besseren Karten im Kellerduell?

Die Bundesliga-Aufsteiger treffen am Freitag aufeinander. Wer holt sich den wichtigen Sieg? Das sagen die Daten. mehr