Hansa Rostock unterliegt Schalke - Spiel 30 Minuten unterbrochen
Der FC Hansa Rostock ist durch eine 0:2 (0:0)-Pleite gegen den FC Schalke 04 auf Relegationsplatz 16 in der 2. Fußball-Bundesliga abgerutscht. Das Kellerduell musste wegen Ausschreitungen auf den Tribünen fast eine halbe Stunde lang unterbrochen werden.
Schiedsrichter Nicolas Winter schickte die beiden Mannschaften am Sonntag in der 41. Minute in die Kabinen. Zuvor hatten Schalke-Fans nach Angaben der Rostocker Polizei die Begrenzung zum Bereich der Heim-Anhänger durchbrochen und Pyrotechnik gezündet. Es sei aber nicht zu einem direkten Aufeinandertreffen der beiden Fangruppen gekommen, erklärte eine Polizeisprecherin.
Den Beamten gelang es erst nach mehreren Minuten, die Situation zu beruhigen. Nach über 20 Minuten kehrten die Teams dann auf den Rasen zurück und die Begegnung wurde kurze Zeit später fortgesetzt. "Es gab eine Spielunterbrechung, und dann kam ein Sicherheitsbeauftragter auf mich zu und meinte, dass wir das Spiel dringend abbrechen müssen, weil es zu Ausschreitungen im Fanblock kam. Deshalb haben wir auch Stufe eins des Dreistufen-Plans des DFB übersprungen und sind dann ganz schnell in die Kabinen, um die Sicherheit aller zu gewährleisten und das Spiel erst einmal zu unterbrechen", sagte Referee Winter im NDR Interview.
Ein Polizeibeamter und zwei Mitarbeiter des Ordnungsdienstes seien leicht verletzt worden, teilte die Polizeiinspektion Rostock am Sonntagabend mit. Im Fanblock der Schalker sei ein Sanitäter körperlich angegriffen worden.
Idrizi und Karaman sorgen für Schalke-Sieg
Bundesliga-Absteiger Schalke gewann das fußballerisch schwache Duell durch Treffer von Blendi Idrizi (72.) und Kenan Karaman (86.) und übergab damit Rang 16 an Hansa. Die Mecklenburger spielten nach einer Roten Karte gegen ihren Angreifer Júnior Brumado (40.+24) lange in Unterzahl. Zu zehnt verteidigte das Team von Coach Alois Schwartz nach der Pause zwar leidenschaftlich, blieb offensiv aber harmlos. Über die gesamte Distanz konnten sich die Hanseaten keine einzige Torchance erspielen.
"Für uns ist es maximal unglücklich gelaufen." Hansa-Trainer Alois Schwartz
Das - und insbesondere einige Schiedsrichter-Entscheidungen - sorgten bei Dimitrios Moutas für Frust. Auch Hansas Co-Trainer sah kurz vor dem Abpfiff noch die Rote Karte. "Ich glaube, wenn wir mit elf Mann zu Ende spielen, dann verlieren wir das Spiel in jedem Fall nicht. Jetzt stehen wir leider als Verlierer da, sind einen Platz runtergerutscht - und das ist schlecht", erklärte Rostocks Stürmer Kai Pröger.
Abstiegskandidaten liefern sich Abnutzungskampf
Dass die 27.100 Zuschauer im ausverkauften Ostseestadion nicht im Minutentakt Fußball-Leckerbissen serviert bekommen würden, war mit Blick auf die Abstiegssorgen beider Teams bereits vor den Anpfiff zu vermuten gewesen. Dass sowohl Hansa als auch Schalke dann jedoch derart mit gelungenen Spielzügen geizten, war schon ernüchternd. Beide Mannschaften lieferten sich im ersten Abschnitt einen Abnutzungskampf zwischen den Strafräumen.
Schalke-Fans stürmen in Pufferblock
Torraumszenen waren absolute Mangelware, nennenswerte Abschlüsse gab es überhaupt keine, bevor Schiedsrichter Winter die Partie sechs Minuten vor der Halbzeit zum zweiten Mal unterbrach. Der Unparteiische aus Hagenbach schickte die Mannschaften in die Kabinen, weil Schalke-Fans in den Pufferblock auf der Südtribüne vorgedrungen waren. Davon wiederum fühlten sich Rostocker Anhänger provoziert und strömten in Richtung Gästeblock. Beide Fanlager schossen Raketen aufeinander und versuchten, am Ordnungspersonal vorbeizukommen.
Die Polizei rückte mit einer Hundertschaft in den Pufferblock und sorgte dafür, dass die Fans beider Vereine sich wieder in ihre jeweiligen Blöcke zurückzogen. Per Lautsprecher wurden die Zuschauer darüber informiert, dass die Partie wegen "Sicherheitsbedenken" auf unbestimmte Zeit unterbrochen sei.
"Wir wollen keine Gewalt in den Stadien, wir wollen Fußball spielen und sehen. Deswegen war es für mich eine richtige Entscheidung, das Spiel zu unterbrechen", sagte Schalkes Coach Karel Geraerts dem NDR.
Rote Karte für Brumado - Mohr scheitert an Latte
Nach über 20-minütiger Unterbrechung betraten beide Teams wieder den Rasen. Nach einem kurzen Aufwärmprogramm wurde die Begegnung fortgesetzt. Kurz vor dem Wiederanpfiff hatte Referee Winter Brumado die Rote Karte gezeigt. Der Angreifer hatte unmittelbar vor der Unterbrechung nach einem Foul an Idrizi den gelben Karton gesehen. Auf Hinweis aus dem Kölner Keller schaute sich Winter die Szene noch einmal am Bildschirm an und verwies den Brasilianer wegen einer Tätlichkeit zu Recht des Platzes.
"Ich bin nicht der Fan des VAR." Alois Schwartz
"Er ist direkt mit dem Ellenbogen in mich reingegangen, das war absolut unnötig", sagte Idrizi dem NDR. "Ich will immer jeden Ball gewinnen. Es war in dieser Situation sehr unglücklich. Mein Ellenbogen war nicht so hoch. Ich habe dieses Problem schon immer in meiner Karriere, wenn ich gegen kleinere Gegenspieler spiele", erwiderte der 1,90 Meter große Rotsünder: "Es tut mir sehr leid für das Team und die Fans." Hansa-Trainer Schwartz sah es ebenso: "Der Schiedsrichter hatte den Zweikampf eigentlich ordentlich bewertet. Der Ellenbogen ging nicht raus. Eine Katastrophe."
Rostock zunächt im Glück, dann ist Kolke geschlagen
Hansa verteidigte in Unterzahl bis zur Pause das torlose Remis, hatte dabei allerdings bei einem Latten-Freistoß von Schalkes Tobias Mohr Fortune (45.+36). Nach der Halbzeit waren die dezimierten Meckleburger primär mit Verteidigungsarbeit beschäftigt. Gegen nun viel druckvollere Gäste hatten die Rostocker zunächst noch das Glück des Tüchtigen, dass Bryan Lasme zwei sehr gute Kopfballchancen ungenutzt ließ (55., 59.) und auch Simon Terodde den Ball aus aussichtsreicher Position nicht im Gehäuse unterbrachte (68.). Ein Schalker Treffer schien aber nur eine Frage der Zeit, weil die Hausherren kaum noch für Entlastung sorgen konnten.
Und so kam es dann auch: Terodde bediente Idrizi, der Keeper Markus Kolke mit einem Schuss aus der Drehung bezwang. Die Gastgeber versuchten anschließend zwar, Druck aufzubauen. Es blieb jedoch beim Versuch. Karaman sorgte schließlich nach einem Konter mit einem Schlenzer für die Entscheidung.