Choreografie der Hansa-Rostock-Fans vor dem Spiel gegen den FC St. Pauli © IMAGO / Fotostand

Fan-Choreografie: Hansa verteidigt Fans - Kritik von St. Pauli

Stand: 27.11.2023 11:52 Uhr

Der FC Hansa Rostock hat sich nach dem Spiel gegen St. Pauli und der Choreografie "Plattenbau Rostock" auf der Südtribüne vor seine Anhänger gestellt. "Hansa-Fans etwas zu unterstellen, verbietet sich", sagte Clubchef Robert Marien dem NDR. Die Choreo kann allerdings auch als Anspielung auf die rassistischen Angriffe in Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992 verstanden werden. St. Pauli verurteilte die "Doppeldeutigkeit".

Kurz nach Anpfiff der Zweitliga-Partie, die der FC St. Pauli mit 3:2 gewann, hatten die Rostocker Fans auf der Südtribüne ein riesiges Banner gezeigt, auf dem mehrere Hochhäuser, darunter das sogenannte Sonnenblumenhaus, zu sehen waren. Dazu wurden orange Bengalos und schwarze Rauchtöpfe gezündet. Dadurch entstand der optische Eindruck, dass der bekannte Plattenbau im Stadtteil Lichtenhagen in Flammen steht. Im Netz gab es eine Welle der Empörung.

Bei rassistischen Anschlägen in Rostock-Lichtenhagen war 1992 das Sonnenblumenhaus, eine zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber, von Anwohnern und Neonazis in Brand gesteckt worden. Die Ausschreitungen gelten als die bis dahin schlimmsten rassistischen Übergriffe der deutschen Nachkriegsgeschichte.

St. Pauli: "Darf keine Doppeldeutigkeit geben"

"Die Choreo mit dem Sonnenblumenhaus in Lichtenhagen funktioniert nach einem altbekannten Muster. So wird immer wieder mit Doppeldeutigkeiten kokettiert, um mit bestimmter Symbolik öffentlich für Aufmerksamkeit sowie Empörung zu sorgen - und sich bei Kritik bequem wegducken oder gar als Opfer inszenieren zu können", schrieb der FC St. Pauli am Sonntag bei "X" (vormals Twitter). "Bei solchen wichtigen Themen darf es aber keine Doppeldeutigkeit geben, sondern wir brauchen klare Positionen für Humanität."

VIDEO: Rostocker Fan-Choreografie in dieser Form eine Provokation (2 Min)

Marien: "Eine angemeldete Geburtstags-Choreo"

Hansas Vorstandsvorsitzender Robert Marien wollte die Choreografie anders eingeordnet wissen. "Das war eine angemeldete Geburtstags-Choreo des Fanclubs 'Plattenbau Rostock', den es seit 13 Jahren jetzt gibt", sagte er im NDR Interview. "Den Rostockern und den Hansa-Fans zu unterstellen, mit den dunkelsten Kapiteln zu kokettieren, verbietet sich."

Hansa erklärte am Sonntag, die Fangruppe "Plattenbau Rostock" (PBR) sei seit vielen Jahren in der Hansa-Fanszene aktiv und zu keinem Zeitpunkt durch Aktionen oder Äußerungen aufgefallen, "die nicht mit den Werten des FC Hansa zu vereinbaren waren oder sind".

Weiter hieß es: "Die Mitglieder sind in den DDR-typischen Plattenbauten des Rostocker Nordwestens zu Hause und fühlen sich nach wie vor damit eng verbunden - daher auch der Name der Fangruppe - 'Plattenbau Rostock'. Die Choreo zeigt nicht nur das 'Sonnenblumenhaus', sondern auch andere Plattenbauten."

Selbstverständlich herrsche Einigkeit darüber, "dass die schrecklichen Ereignisse von 1992 mit ganzer Schärfe verurteilt und keineswegs verherrlicht werden - dazu hat sich die Fanszene erst kürzlich auch noch einmal klar in ihrem Szenemagazin positioniert", schrieb der Verein weiter. 

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DFB-Strafe für Banner im vergangenen Jahr

Im vergangenen Jahr hatten Rostocker Anhänger während des Heimspiels gegen St. Pauli ein Banner mit der Aufschrift "Lichtenhagen" und einer Sonnenblume sowie ein homophobes Spruchband gezeigt. Daraufhin verhängte der DFB gegen Hansa eine Geldstrafe. "Das Sonnenblumenhaus ziert seit 13 Jahren das Logo der Fangruppierung 'PBR'. Welchen besonderen und vor allem sehr dunklen Fleck das Sonnenblumenhaus in der jüngeren Rostocker Stadtgeschichte hat, ist sowohl den Mitgliedern von 'PBR' als auch der Vereinsführung und den Einwohnern der Stadt Rostock in vollem Umfang bewusst", teilte der Zweitligist mit. 

Zwei Kinder durch Steinwürfe verletzt

Das Nordduell wurde erneut von Ausschreitungen überschattet. Nach Polizeiangaben kam es durch bislang unbekannte Tatverdächtige aus einer circa 100-köpfigen Personengruppe zu Steinwürfen auf Polizeifahrzeuge. Dabei wurde neben Einsatzfahrzeugen auch ein privater Pkw beworfen und beschädigt. Dabei wurden zwei Kinder im Alter von zwei und zwölf Jahren durch Glassplitter leicht verletzt. 

"Dass Kinder verletzt wurden, macht es noch verwerflicher. Wir hoffen für alle Geschädigten, dass die Täter schnell identifiziert werden. Körperverletzungen, Gewalt und die Gefährdung anderer Menschen sind Straftaten und selbstredend durch nichts zu rechtfertigen", so der FC Hansa.

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Sportclub | 26.11.2023 | 22:50 Uhr

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