DFB-Pokal: Phönix Lübeck heute im "Jahrhundertspiel" gegen den BVB
Fußball-Viertligist 1. FC Phönix Lübeck steht vor dem größten Spiel der Vereinsgeschichte. Heute treten die Travestädter in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den Bundesligisten Borussia Dortmund an - vor mehr als 48.000 Zuschauern im Hamburger Volksparkstadion.
In die Arena des Zweitligisten HSV waren die Lübecker umgezogen, weil ihr eigenes Stadion am Buniamshof mit 3.000 Zuschauern nicht den Sicherheitsanforderungen im DFB-Pokal entspricht. Die Heimstätte des VfB Lübeck an der Lohmühle kam unter anderem wegen der Fanrivalität nicht infrage.
Doch auch an der Austragung der Partie heute (18 Uhr, im NDR Livecenter) im Volksparkstadion hatte es Kritik gegeben: HSV-Fans warfen ihrem Club Geldgier vor und hatten während der Zweitliga-Partie gegen Hertha BSC entsprechende Protest-Banner entrollt.
Spiel gegen den BVB für Phönix Lübeck eine "andere Dimension"
Doch mit derlei Debatten und Befindlichkeiten will man sich bei Phönix nicht beschäftigen - an der Trave gibt es genug zu tun mit den Vorbereitungen für das "Jahrhundertspiel". Mit dem HSV gebe es ein "Agreement, die helfen uns in allen professionellen Fragen", sagte Phönix-Geschäftsführer Frank Salomon dem NDR. Da sei eine "unglaubliche Menge an Detailfragen" abzuarbeiten gewesen: "Von einem kleinen Team, das sicherlich hinterher ärztliche Betreuung braucht", fügte er schmunzelnd hinzu.
Auch Geschäftsstellenleiter Michael Howe spricht von einer "ganz anderen Dimension", die die jüngsten Tage und Wochen bereithielten: In der kleinen Geschäftsstelle des Regionalligisten gehe es zu wie in einem Taubenschlag. "Regionalliga ist ja schon professioneller Fußball, aber wenn Du dann in der ersten Pokalrunde den BVB als Gegner ziehst, dann ist das noch einmal eine ganz andere Hausnummer."
Trainer Adigo: "Unsere Chance ist, dass wir keine haben"
Die Logistik ist das eine, das andere ist das sportliche Geschehen auf dem Platz, wo der Regionalligist gegen das Dortmunder Starensemble krasser Außenseiter ist: Der Lübecker Kaderwert liegt bei 1,1 Millionen Euro, während beim BVB 481,1 Millionen Euro zu Buche schlagen. Bis auf Ersatzkeeper Alexander Meyer ist jeder einzelne Spieler in der Dortmunder Mannschaft höher taxiert als das gesamte Phönix-Team. Lübeck also chancenlos? "Ja, klar", gibt sich Trainer Christiano Adigo keinen Illusionen hin, fügte jedoch hinzu: "Das ist aber im Grunde unsere Chance - dass wir keine haben. Man kann nur hoffen, dass die Borussia Phönix Lübeck unterschätzt."
"Das ist schon ein Brett, was auf uns zukommt. Das ist uns schon bewusst. Wir werden aber bereit sein." Phönix-Trainer Christiano Adigo
Kapitän Johann Berger hat zumindest einen Matchplan: "So gut es geht mitzuspielen, ein, zwei Nadelstiche setzen und dann mal sehen, was dabei 'rumkommt." Egal, ob am Ende wirlich etwas "'rumkommt", für Mittelfeldspieler Jonathan Stöver ist die Partie "zu hundert Prozent das Highlight" seiner Karriere: "Fast ausverkaufter Volkspark gegen einen Champions-League-Finalisten - um das nochmal zu toppen, da müsste noch einiges gut laufen."
Gelungene Generalprobe mit erstem Saisonsieg
Phönix hatte in der vergangenen Saison in der Regionalliga Nord lange an einem möglichen Drittliga-Aufstieg geschnuppert und wurde am Ende Tabellendritter. Doch nach dem besten Abschneiden der Vereinsgeschichte gab es einen größeren Umbruch, unter anderem verließen die Top-Scorer Haris Hyseni (Drochtersen/Assel) und Vjekoslav Taritas (VfB Oldenburg) den Club.
Immerhin: Nach dem Landespokal-Aus im Derby beim VfB (1:2) und der Liga-Auftaktniederlage in Lohne (0:2) feierten die Schleswig-Holsteiner am vergangenen Sonnabend mit einem 3:1 gegen den VfB Oldenburg den ersten Saisonsieg und eine gelungene Generalprobe vor dem großen DFB-Pokal-Auftritt.
Gegen Oldenburg kamen übrigens genau 412 Zuschauer in den heimischen Bunianshof. Das liegt im Schnitt der Vorsaison. Und damit etwa 50.000 Zuschauer unterhalb der Kulisse, die die Lübecker heute im Volksparkstadion erwartet. Zwei Tage vor dem Spiel in Hamburg waren bereits 49.700 Tickets abgesetzt worden. 16.000 Karten gingen an den Bundesligisten aus Dortmund, 3.000 waren für die Lübecker reserviert.