Abstiegssorgen bei Hansa Rostock: Das "gewisse Extra" fehlt
Nach zuvor drei Niederlagen in Serie hat Hansa Rostock auch bei Hannover 96 nicht gewonnen. Der Vorsprung auf die Abstiegszone beträgt nur noch zwei Punkte. Nach dem 1:1 am Maschsee ist die Stimmung bei den Mecklenburgern trotzdem optimistisch.
"Ich glaube, dass das für uns schon ein Punktgewinn war. Wenn man sieht, dass wir letzte Woche wirklich eine katastrophale Leistung abgeliefert haben, war das eine Steigerung von uns", sagte Kapitän Markus Kolke im NDR. "Mit dem Punkt können wir sehr gut leben." Und Torschütze Dennis Dressel erklärte: "Es wäre schöner gewesen, wenn wir die drei Punkte mitgenommen hätten, aber es war ein richtiger Schritt in die richtige Richtung. Wir haben alles reingeworfen."
Weil der vormalige Tabellenletzte Jahn Regensburg zeitgleich bei Holstein Kiel 2:1 gewann und sich auf Rang 16 schob, müssen die Rostocker mehr denn je in dieser Saison in der Tabelle nach unten schauen. "Wir kennen es teilweise schon vom letzten Jahr. Da waren wir einen Spieltag mal auf dem Relegationsrang. Wir haben genug erfahrene Spieler, die das gut einzuschätzen können", betonte Kolke: "Wir wissen zwar, worum es geht. Aber wir lassen uns nicht zu viel Druck machen."
Team nach Spiel gegen Karlsruhe kaum wiederzuerkennen
Nach dem 0:2 gegen den Karlsruher SC am vorigen Wochenende, das aus Rostocker Sicht noch sehr glimpflich ausgegangen war, hatten die Norddeutschen sehr große Selbstkritik geübt. Der nun durchaus verdiente Punktgewinn konnte sich - obwohl die 1:0-Führung aus der Hand gegeben wurde und auch Hannover nicht vor Selbstvertrauen strotzt - durchaus sehen lassen. "Ich denke, dass wir in unserer Phase mit dem Punkt zufrieden sein müssen. Wir haben kämpferisch alles gezeigt, es war eine große Steigerung im Vergleich zum letzten Spiel", unterstrich Kai Pröger.
"Wir wissen zwar, worum es geht. Aber wir lassen uns nicht zu viel Druck machen." Hansa-Kapitän Markus Kolke
Hansas bisher bester Torschütze wartet seit seinem Doppelpack in Regensburg am 29. Oktober auf einen eigenen Treffer. Dass nun mit Dressel ein Verteidiger und nach einer Standardsituation erfolgreich war, ist einerseits bezeichnend. Andererseits ficht Torhüter Kolke das nicht an: "Wir hatten letztes Jahr eine extreme Standardstärke. Das ist eine Waffe von uns. Und meinetwegen können wir jede Woche so ein Tor schießen."
Dass die Stürmer seit rund vier Monaten torlos sind, beschäftigt das Team allerdings trotzdem. Gerade die Flaute bei John Verhoek, der in der vergangenen Saison mit 17 Treffern einen riesigen Anteil am Klassenerhalt hatte, war so nicht zu erwarten. "Ich sage Johnny immer wieder, dass der Knoten platzen und er dann auch wieder wie am Fließband treffen wird", so Kolke, der eine Lanze für seine Vorderleute brach: "Es schießt ja niemand absichtlich den gegnerischen Torwart warm. Ich kann versichern, dass die Stürmer unter der Woche Tore schießen. Fußball ist manchmal unerklärlich. Aber das gewisse Extra kommt auch wieder zurück."
Kolke: "Vielleicht lebenslange Stadionverbote ..."
Möglichst weit von sich weg halten die Spieler die Probleme mit den Fans. Neustes Kapitel ist die Plünderung einer Tankstelle auf der Rückfahrt vom Auswärtsspiel in Hannover. Im Ort Büchen im Kreis Herzogtum Lauenburg stahlen rund 100 Hansa-Anhänger Essen und Getränke.
Allerdings beschäftigen die Rostocker auch immer noch die schweren Ausschreitungen der eigenen Fans beim Auswärtsspiel beim FC St. Pauli. Die Suche nach einer passenden Strafe dauert an. "Mit einem lebenslangen Stadionverbot vielleicht", antwortete Kolke im NDR auf die Frage, was eine gerechte Strafe wäre. Er sei jedoch froh, dass er dies nicht selbst entscheiden müsse. Das Werfen von Pyrotechnik und anderen Wurfgeschossen sei für ihn allerdings ein No-Go. Die Reaktion des Vereins auf die Vorfälle bezeichnete der 32-Jährige als "klares Statement" und freute sich, dass der Club "eine dicke rote Linie gezogen" habe.
Wie alle Rostocker hofft auch der Kapitän, dass seinem Team durch die Vorfälle keine Punkte abgezogen werden. "Das würde zu weit gehen", findet Kolke. Und Hansa kann es sich im Kampf um den Klassenerhalt auch definitiv nicht erlauben, durch das Verhalten einiger Chaoten Punkte am grünen Tisch zu verlieren.