Fans von Hansa Rostock plündern Tankstelle in Büchen
Etwa 100 zum Teil vermummte Fußballfans des Zweitligisten FC Hansa Rostock haben am Sonntagabend in einer Tankstelle in Büchen im Kreis Herzogtum Lauenburg Essen und Getränke gestohlen.
Am Tag nach der Plünderung einer Tankstelle durch rund 100 Fußballfans zeigt sich der Pächter Mathias Reich geschockt. "Ich verstehe sowas nicht, dass man so ausartet", sagt er. "Das habe ich noch nicht erlebt."
Am Sonntag hatte Fußball-Zweitligist Hannover 96 FC Hansa Rostock im heimischen Stadion empfangen, inklusive etwa 5.500 Fans der Rostocker. Die Partie endete mit 1:1. Auf der Rückfahrt plünderten rund 100 Fans eine Tankstelle in Büchen im Kreis Herzogtum Lauenburg, nach Angaben eines Bundespolizei-Sprechers waren sie zum Teil vermummt. Zuvor hatten sie ihren Anschlusszug wegen einer Zugverspätung verpasst, wie die Bundes- und Landespolizei am Montagmittag schriftlich mitteilte.
Seelische Folgen schlimmer als Sachschaden
"Die ersten waren eigentlich noch sehr zahlungswillig und danach ging es dann los, dann eskalierte das Ganze und dann war plötzlich unsere kompletter Eis- und Getränketruhe fast komplett ausgeräumt", erzählt Pächter Reich. Er selbst war bei dem Vorfall nicht in der Tankstelle. Seine 19-jährige Angestellte habe ihn angerufen, weil sie nicht mehr gewusst habe, was sie tun sollte. "Sie tut mir am meisten leid", sagt Reich. Die Hansa-Rostock-Anhänger hätten offenbar überhaupt nicht darüber nachgedacht "was das bei der Angestellten auslöst, wie das auf ihre Seele geht", so Reich.
Gefährderansprachen und mögliche Stadionverbote
Der reine Sachschaden beläuft sich laut Polizei auf rund 300 Euro. Nach dem Vorfall wurden laut Polizei in mehr als 40 Fällen die Identität festgestellt, die jetzt im Zuge von Strafanzeigen weiter bearbeitet werden. Dafür sei die Polizeistation Büchen zuständig, erklärte ein Sprecher der Bundespolizei am Montag. Die Beamten würden nun Videomaterial sichten, um möglicherweise weitere Straftaten oder Täter festzustellen. Tankstellenpächter Reich hofft, dass zumindest einige der Täter identifiziert und zur Verantwortung gezogen werden, "für den Mist, den sie hier gemacht haben."
Für die Fußballfans könnte der Vorfall zum Beispiel Stadionverbote nach sich ziehen, so der Bundespolizei-Sprecher. Außerdem würden sogenannte Gefährderansprachen durchgeführt.
150 Beamte von Landes- und Bundespolizei im Einsatz
Die Anhänger des FC Hansa Rostock waren nach Angaben der Polizei im Zug von Hannover Richtung Rostock von Beamten begleitet worden - den Informationen nach war die Lage bis Büchen ruhig ohne Vorkommnisse. Als der Fantrupp Büchen erreichte, kamen weitere Beamte von Landes- und Bundespolizei dazu. Kurz darauf sei es zum Überfall der Tankstelle gekommen. Insgesamt mussten 150 Beamte eingreifen. Die betroffene Tankstelle und eine weitere Tankstelle in Büchen wurden geschlossen.
Fans fahren mit Verspätung weiter
Nach drei Stunden war die Situation den Angaben nach wieder unter Kontrolle und der Zug konnte mit viel Verspätung Richtung Rostock weiterfahren. Direkt nach dem Spiel hatte die Polizei noch eine positive Bilanz gezogen: Den Angaben nach gab es während des Spiels, unmittelbar davor und danach keine nennenswerten Probleme - nur kleinere Vorfälle .
Hansa-Anhänger schon mehrfach auffällig
Schon im Februar haben Hansa-Fans während des Nordduells zwischen St. Pauli und dem FC Hansa Rostock randaliert. Einige Anhänger hatten im Millerntorstadion massiv Pyrotechnik und Wurfgeschosse eingesetzt, ein Ordner und ein Fan wurden verletzt. Rostocks Clubchef Robert Marien fand im NDR Interview deutliche Worte für die Vorfälle: "Heute war Gewalt im Spiel, und Gewalt ist eine so dermaßen rote Linie, die nie überschritten werden darf." St. Paulis Präsident Oke Göttlich stellt Punktabzüge als mögliche künftige Strafen zur Diskussion.
Anhänger von Holstein Kiel: Waggon bis zur Betriebsunfähigkeit beschädigt
Auch in Schleswig-Holstein hat es im vergangenen November einen Vorfall mit einer Fangruppe im Zug gegeben: Laut Polizei waren gut 300 Fans von Holstein Kiel auf dem Weg zurück vom Auswärtsspiel beim FC St. Pauli in Hamburg, als es zu Eskalationen im Waggon kam. Fensterscheiben waren zerstört, Spiegel und Deckenverkleidung herausgerissen. Außerdem wurden Fenster, Wände und Spiegelflächen mit Aufklebern und Schmierereien beschädigt. Der betroffene Waggon wurde bei der Tat so stark beschädigt, dass er außer Betrieb genommen werden musste.