Verletzte bei Randale durch Hansa-Fans: "Einfach nur Vollidioten"
Rostocks Clubchef Robert Marien fand im NDR Interview deutliche Worte für die Vorfälle während des Nordduells zwischen St. Pauli und dem FC Hansa. Ein Ordner und ein Fan wurden verletzt. St. Paulis Präsident Oke Göttlich stellt Punktabzüge als mögliche künftige Strafen zur Diskussion.
Einige Hansa-Anhänger hatten am Sonntag im Millerntorstadion massiv Pyrotechnik und Wurfgeschosse eingesetzt. "Da wurden nicht nur rote Linien überschritten, da hat es bei manchen komplett im Hirn ausgesetzt", sagte Marien nach der 0:1-Niederlage seiner Mannschaft dem NDR.
"Da sind Keramikteile, Raketen und Böller durch die Gegend geflogen. Die Lage war extrem gefährlich. Dafür müssen wir uns entschuldigen und können uns davon nur eindeutig distanzieren."
"Heute war Gewalt im Spiel, und Gewalt ist eine so dermaßen rote Linie, die nie überschritten werden darf." Robert Marien
St. Pauli ermittelte im Rahmen einer Stadionbegehung am Montag im Gästebereich Schäden in mittlerer fünfstelliger Größenordnung. Die Kosten will der Verein dem Ostsee-Club in Rechnung stellen. Die Hamburger haben außerdem Strafantrag wegen Sachbeschädigung gestellt. "Im Bereich des Gästeblocks zerstörten Hansa-Anhänger Waschbecken in Sanitäranlagen, rissen Elektronik aus der Deckenverkleidung und versuchten Feuer zu legen", teilte der Kiez-Club mit.
Der Club berichtete zudem von mehreren "homofeindlichen und auch rechtsradikalen" Aufklebern bei der Begehung des Gästebereichs, die entdeckt und entfernt worden seien. Außerdem hätten Hansa-Anhänger im Gästeblock eine Regenbogenfahne verbrannt.
Göttlich: "Vereine auch sportlich sanktionieren"
"Das sind Szenen, die haben mit Fußball nichts mehr zu tun", sagte St. Paulis Präsident Oke Göttlich dem NDR und verwies darauf, dass es im Vorfeld der Partie "gute Gespräche" mit den Verantwortlichen von Hansa Rostock gegeben habe. "Die Vereine bemühen sich wirklich sehr, die Umstände bestmöglich zu machen und werden immer wieder ausgetrickst. Es werden Menschen beschädigt - das geht gar nicht."
"Die Gastfreundschadt ist deutlich überstrapaziert worden. Hier werden Menschen mutwillig angegriffen, das hat im Fußball nichts zu suchen." Oke Göttlich
Göttlich betonte, man müsse sich innerhalb der Deutschen Fußball-Liga (DFL) "sicherlich intern darüber zu unterhalten, inwieweit die Vereine nicht nur finanziell - denn das interessiert die meisten nicht - sondern auch sportlich sanktioniert werden können". Man bekomme "eine gewisse Klientel in keinster Weise mehr in die Verantwortung. Der finanzielle Schaden funktioniert nicht mehr als Grenze."
Der 47-Jährige stellt Punktabzüge als mögliche künftige Strafen zur Diskussion, "wenn Grenzen überschritten sind. Hier sind Menschen beschossen und verletzt worden, da können wir nicht weiter zugucken." Die Situation habe sich in den vergangenen Monaten in vielen Stadien verschärft.
Wiederanpfiff mit zehnminütiger Verspätung
Auch Anhänger des FC St. Pauli zündeten während der Partie am Sonntag Pyrotechnik, doch vor allem die Szenen vor der zweiten Hälfte im Hansa-Fanblock bleiben in Erinnerung. Es wurde massiv Pyrotechnik abgebrannt, Böller flogen in und aus dem Gästeblock, was neben der Gefahr für Fans und Ordner auch eine empfindliche Strafe des DFB nach sich ziehen dürfte. Das Spiel wurde nach der Pause mit zehn Minuten Verspätung angepfiffen.
"Ich möchte aber nicht das Finanzielle in den Vordergrund schieben", sagte Marien. "Heute war Gewalt im Spiel, und Gewalt ist eine so dermaßen rote Linie, die nie überschritten werden darf."
Marien: "Das sind einfach nur Vollidioten"
Außerhalb des Stadions blieb es relativ ruhig - doch diese Vorfälle machen Marien wütend. "Ich kann mich nicht für 50 Leute schämen, die einfach zu nah an der Wand geschaukelt haben, von denen distanziere ich mich. Das sind einfach nur Vollidioten", so der Hansa-Chef. "Die haben mit Hansa Rostock nichts zu tun."
Der Verein kündigte eine Aufarbeitung der Vorfälle an und werde "bei einer Identifizierung des Täters entsprechende Konsequenzen ziehen", wie der Club in einer Stellungnahme schrieb.
Polizei: Sachbeschädigungen in zwei Zügen
Auf dem Rückweg nach Rostock ist es nach Angaben der Bundespolizei zu erheblichen Sachbeschädigungen in zwei Regionalbahnen gekommen. Im ersten Zug waren etwa 710 Fußball-Fans des FC Hansa, im zweiten circa 350 Anhänger. Laut der Bundespolizei wurde in der ersten Regionalbahn die Tür der Zugtoilette aus den Scharnieren gerissen. In der anderen Bahn wurde insgesamt drei Mal die Deckenverkleidung eingeschlagen und ein Sonnenschutz am Fenster zerstört.