Niedersachsenderby: Folgt morgen ein Platzverweis für Gästefans?
Wie lassen sich Ausschreitungen beim Niedersachsenderby und allgemein in Fußballstadien verhindern? Am Mittwoch trifft sich Innenministerin Behrens mit Vereinsvertretern. Erstmals sitzen auch Fanvertreter am Tisch.
Die Einladung liest sich ziemlich lapidar: Innenministerin Daniela Behrens (SPD) und Vertreter des VfL Wolfsburg, von Eintracht Braunschweig, Hannover 96 und des VfL Osnabrück wollen über die Sicherheit in den Stadien sprechen, kurz vor Beginn der neuen Saison. Doch das Treffen, das dritte binnen eines Vierteljahres, birgt wieder viel Zündstoff.
Behrens für Niedersachsenderby ohne Gästefans
Das letzte Treffen im April endete mit einem drastischen Schritt: Unter dem Eindruck des Rückspiels in der 2. Bundesliga zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 bat Innenministerin Behrens die Vereine, in der kommenden Saison für die Derby keine Tickets an Gästefans zu verkaufen. Während des Spiels im Eintracht-Stadion hatten unter den Augen der Politikerin Fans beider Clubs Raketen auf das Spielfeld und in angrenzende Tribünenbereiche geschossen. Im Gästeblock hatte es nach Abpfiff ein Feuer gegeben. In einer gemeinsamen Erklärung sprachen Innenministerium und Vereine anschließend von insgesamt sieben verletzten Personen, direkt oder indirekt durch den Beschuss mit Pyrotechnik. Schon während der Partie machte Behrens ihrem Ärger Luft. Dass der Anteil der Chaoten im Stadion gering sei, wollte sie nicht gelten lassen. Sie gehe davon aus, dass ein Großteil der restlichen Fanszenen die Aktionen zumindest toleriere.
Kritik aus organisierter Fanszene - und der Politik
Die betroffenen Klubs reagierten zurückhalten auf Behrens Idee. Nicole Kumpis, Präsidentin von Eintracht Braunschweig sagte, man nehme den Wunsch ernst. Sie glaube jedoch, dass es Alternativen gebe. Widerstand kam dafür prompt von Fans beider Vereine. Siewarfen der Ministerin Populismus vor. Kollektivstrafen seien abzulehnen, stellte beispielsweise die Fanhilfe Hannover klar. Die bundesweite Vereinigung "Unsere Kurve" legte ein Zahlenbeispiel vor. Demnach kämen auf rund 26,5 Millionen Stadionbesuche von der Champions-League bis hinunter in die 3. Liga nur 1.176 verletzte Personen. Der Vorsitzende Peter Jost sagte, der nächste logische Schritt nach einem Ausschluss von Gästefans sei das Verbot des Schützenfestes Hannover für auswärtige Besucherinnen und Besucher.
Innenministerin erhöht Druck vor dem dritten Treffen
Beim dritten Termin werden nun erstmals Fanvertreter mit am Tisch sitzen. Auf das Ergebnis darf man gespannt sein. Die Innenministerin hat vor dem Treffen öffentlich klar gemacht, dass sie das Gästefanverbot für die Derbys erzwingen werde, sollten 96 und Eintracht keine schlüssigen Konzepte für die anstehende Saison vorlegen. Unter dem Eindruck des letzten Spiels in Braunschweig äußerte sie in der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" Zweifel. Es sei wieder zu schweren Ausschreitungen gekommen, obwohl Stadt und Verein im Vorfeld viel getan haben, insbesondere auch im baulichen und technischen Bereich.
Inzwischen schließt Behrens auch nicht mehr aus, Kosten für Polizeieinsätze bei Fußballspielen an die Vereine weiterzureichen, nach dem Vorbild des Landes Bremen. Über diese Frage ist jedoch schon vor Jahren ein Rechtsstreit entbrannt. Das Bundesverfassungsgericht hat Ende April verhandelt. Das endgültige Urteil steht noch aus.
Gewalt in Stadien: VfL Wolfsburg und VfL Osnabrück haben kaum Probleme
Inwieweit Niedersachsens Innenministerin bei den anstehenden Gesprächen auch Forderungen an den VfL Wolfsburg und den VfL Osnabrück stellt, ist unterdessen unklar. Beide Vereine sind zum ersten Mal in der Runde dabei. Beide haben in der jüngeren Vergangenheit aber kaum Probleme mit Gewalt in ihren Stadien gehabt.
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