Gewalt im Stadion: Vereine und Polizei planen gemeinsames Konzept
Hannover 96 und Eintracht Braunschweig wollen zusammen mit Polizei und Innenministerium Maßnahmen gegen Randale von Ultras erarbeiten. Beim Niedersachsenderby im November war es zu Ausschreitungen gekommen.
In einem gemeinsamen Arbeitsprozess wolle man das Problem in den Griff kriegen, sagte Innenministerin Daniela Behrens (SPD) am Mittwoch nach einem Gespräch mit Vertretern von Hannover 96 und Eintracht Braunschweig. Eine Projektgruppe soll bisherige Vorfälle aufarbeiten und Strategien entwickeln, wie Gewalt bei Fußballspielen besser verhindert werden kann. "Das ist ein Meilenstein, dass wir gemeinsam, das Innenministerium, die Polizei und die Vereine, sehr konkret an den Problemen arbeiten, die wir haben", so Behrens. Ansatzpunkte für Verbesserung seien zum Beispiel bauliche Maßnahmen, Einlasskontrollen und die Einschränkung von Pyrotechnik.
Erste Maßnahmen für Niedersachsenderby im April
An dem Treffen nahmen neben 96-Geschäftsführer Martin Kind und Eintracht-Präsidentin Nicole Kumpis auch Fanbetreuer der Clubs und Sicherheitsbeauftragte teil. "Ich bin sehr froh, dass sich die beiden Vereine darauf eingelassen haben und auch sofort bereit waren, diesen Weg mitzugehen“, sagte Behrens. Gewalt im Stadion sei nicht akzeptabel - das sei das gemeinsame Verständnis. Bis zum nächsten Niedersachsenderby im April in Braunschweig soll die Projektgruppe erste Maßnahmen erarbeiten. Nach dem Spiel werde man sich erneut in großer Runde zusammensetzen, um zu analysieren, ob diese Maßnahmen Wirkung zeigen. Danach werde man sich weiterhin einmal im Jahr über Fortschritte austauschen.
Vereine begrüßen gemeinsame Initiative
Das Thema Gewalt im Stadion begleite Hannover 96 schon seit Jahren, erklärte Geschäftsführer Martin Kind. "Wenn man ehrlich ist, haben wir bisher wenig erreicht". Daher sei die gemeinsame Initiative "mehr als zu begrüßen". In dem kommenden Prozess sei es wichtig, auch die Fans von dem gemeinsamen Ziel zu überzeugen. Auch Nicole Kumpis, Präsidentin von Eintracht Braunschweig, betonte, es sei ein "großes Anliegen", jeden Fan mitzunehmen und transparent zu kommunizieren. Sie sprach am Mittwoch von einem "sehr konstruktiven" Auftakt.
Müssen Vereine künftig Kosten für Polizeieinsatz tragen?
Nach dem Niedersachsenderby in Hannover Anfang November hatte Innenministerin Behrens sich angesichts der Gewalt und des Vandalismus alarmiert gezeigt. Ihr Eindruck sei, dass die Vereine nicht genug unternehmen, um die Sicherheit in den Stadien zu gewährleisten. Zudem hatte die Innenministerin angedeutet, die Kosten für künftige Polizeieinsätze an die Vereine weiterzureichen. Nach dem Gespräch mit den Vereins-Vertretern am Mittwoch erklärte Behrens, das sei lediglich eine Option, wenn sich durch die geplanten Maßnahmen keine Besserung ergebe. Klares Ziel sei es aber, die Gewalt im Stadion zu verringern, und nicht die Einnahmen für die Polizei zu steigern. Über Maßnahmen gegen gewaltsame Ausschreitungen im Fußball will Behrens in den kommenden Tagen auch bei der Innenministerkonferenz in Berlin sprechen.
Mehr als eine Million Euro für Polizeieinsatz
Rund um das Niedersachsenderby hatte es mehrere verletzte Polizisten und Ordner gegeben. Nach Polizeiangaben flogen innerhalb des Stadions unter anderem Metallteile und Feuerwerkskörper. Im Gästebereich warfen Besucher ganze Sitzreihen. Insgesamt waren wegen des Spiels nach Angaben des Innenministeriums mehr als 2.000 Polizistinnen und Polizisten vor Ort, die Kosten für den Einsatz lagen bei mehr als einer Million Euro.