Kommentar: Derby ohne Gästefans - ein kluger Schritt
Wegen wiederholter Pyro-Ausschreitungen will Innenministerin Daniela Behrens (SPD) in der kommenden Saison bei Duellen von Hannover 96 gegen Eintracht Braunschweig keinen Gästefanblock im Stadion.
Ein Kommentar von Thorsten Hapke, NDR Chefredakteur Video & Web_Social
Das war überfällig. Und es war konsequent. Seit Jahren suchen Sicherheitsbehörden und Vereine einen Weg gegen Fanexzesse. Erfolglos! Daniela Behrens zeigt: Es geht auch anders. Und sie trifft mit ihrem Schritt die Fanszene ins Mark. Was gibt es Schlimmeres, als die eigene Mannschaft im Stadion des Gegners alleinlassen zu müssen.
Die Ansage vor dem Spiel war klar
Die Fangruppen haben sich das selbst zuzuschreiben. Vor dem Spiel 96 gegen Eintracht hatte Behrens klar gesagt, was sie erwartet: friedliche Unterstützung des eigenen Teams. Gesänge, Fahnen, keine Gewalt. Stattdessen brannten Bengalo-Fackeln und zwischen den Fanblocks flogen Raketen.
Zu Recht verboten
Pyrotechnik im Stadion ist verboten. Die Fangruppen nennen sie Fankultur. Aber was für eine Kultur ist es, wenn Familien mit kleinen Kindern sich nicht in ein Stadion trauen? Was für eine Kultur ist es, wenn das Spielfeld minutenlang in beißenden Qualm gehüllt wird? Was für eine Kultur ist es, wenn Gästefans eine Polizei-Eskorte brauchen, um unversehrt ins gegnerische Stadion zu gelangen?
Die Konsequenzen müssen alle tragen
Natürlich: Was Behrens verhängt, ist eine Kollektivstrafe. Alle Fans haften für das Fehlverhalten Einzelner. Aber diese Einzelnen handelten jahrelang im Schutz der Vielen. Die organisierte Fanszene isolierte sie nicht und muss deshalb jetzt gemeinsam die Konsequenzen tragen.
Ein mutiger Schritt
Daniela Behrens' Schritt ist mutig, er ist konsequent und er ist politisch klug. Ihr Vorgänger, Fussballfan Boris Pistorius (SPD) hatte jahrelang im Einvernehmen mit Fussballfan Stephan Weil (SPD) auf harte Maßnahmen verzichtet. Behrens überzeugte erst Weil von ihrer Position und zog sie jetzt durch. Das ist klares, transparentes und konsequentes Handeln, wie man es von einer Innenministerin erwartet. Respekt!