Ein Briefumschlag mit Geldscheinen steckt zwischen Fußballschuhen, die auf der Auswechselbank eines Sportplatzes stehen. © imago images/Hanno Bode
Ein Briefumschlag mit Geldscheinen steckt zwischen Fußballschuhen, die auf der Auswechselbank eines Sportplatzes stehen. © imago images/Hanno Bode
Ein Briefumschlag mit Geldscheinen steckt zwischen Fußballschuhen, die auf der Auswechselbank eines Sportplatzes stehen. © imago images/Hanno Bode
AUDIO: 17 Fußballspiele womöglich manipuliert (1 Min)

17 Fußballspiele womöglich manipuliert - auch in Hamburg

Stand: 06.09.2024 14:21 Uhr

Eine Reihe unterklassiger Fußballpartien, darunter auch Spiele in der Oberliga Hamburg, soll laut "Hamburger Morgenpost" zum Zweck des Wettbetrugs beeinflusst worden sein. Der DFB ist alarmiert und steht in Kontakt mit den Behörden.

Im deutschen Fußball stehen einem Bericht der "Hamburger Morgenpost" zufolge 17 Spiele unter Manipulationsverdacht. Demnach könnten seit November 2022 Partien aus der Dritten Liga, zwei Regionalligen und mehreren Oberligen zum Zweck des Wettbetrugs beeinflusst worden sein.

Polizei im Saarland und in Hessen aktiv

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) weiß von dem Verdacht. "Wir stehen bereits in Kontakt mit den zuständigen Behörden und unserem Monitoring-Partner Genius Sports", teilte der DFB auf ARD-Anfrage mit. "Belastbare Erkenntnisse" lägen aber noch nicht vor.

Die Polizei im Saarland ermittelt im Auftrag der Staatsanwaltschaft Saarbrücken wegen des Manipulationsverdachts bei einem Fußballspiel. Es gehe um eine Begegnung, die im Saarland stattgefunden habe, so die Behörde. Dem Hessischen Landeskriminalamt sind nach eigenen Angaben zwei "auffällige" Spiele bekannt. Beide "werden derzeit kriminalpolizeilich bewertet", hieß es.

Bei der Staatsanwaltschaft Hamburg sei "kein entsprechendes Ermittlungsverfahren anhängig", so eine Sprecherin am Freitagmittag. Die Hamburger Innenbehörde teilte mit, dass man jedem Verdacht nachgehe.

Auffällige Fehlentscheidungen der Schiedsrichter?

Laut "Mopo" zweifelt der DFB daran, dass Fußballspiele für das Eintreffen eines exakten Ergebnisses manipuliert werden können. Weitere Ausführungen seien mit Blick auf die angelaufenen Ermittlungen nicht möglich, so der Verband. Auch welche Spiele genau unter Verdacht stehen, soll aus diesem Grund zunächst nicht öffentlich werden.

"Die vorliegenden Fälle werden bereits analysiert und zusammen mit dem DFB aufgebarbeitet." Christian Okun, Präsident Hamburger Fußball-Verband (HFV)

Die meisten der 17 Partien sollen unter der Woche abends stattgefunden haben, dabei tauchen vier Mannschaften mehrfach auf. Demnach finden sich auch Ansetzungen der Oberliga Hamburg unter den verdächtigten Spielen, eines aus der laufenden Saison 2024/2025, in der sechs Spieltage absolviert sind.

In den betroffenen Partien soll es teilweise auffällige Fehlentscheidungen der Schiedsrichter oder schwere Patzer von Torhütern und Abwehrspielern gegeben haben. "In einer Partie wurden sogar ausschließlich Eigentore erzielt", hieß es in dem Bericht.

Spielergebnisse im Darknet verkauft?

Die mutmaßlichen Betrüger gingen offenbar sehr geschickt vor und waren bemüht, ihre Spuren zu verwischen - die im Raum stehenden Absprachen wurden vor allem digital vollzogen. Bei den 17 Begegnungen sollen Informationen über die zu erwartenden exakten Spielergebnisse im Darknet verkauft worden sein. So konnten womöglich hohe Wettgewinne erzielt werden. Entsprechende Chatverläufe sollen die kriminellen Deals belegen, die in Kryptowährung wie zum Beispiel Bitcoin bezahlt worden sein sollen.

HFV-Präsident Okun: "Für gute Aufklärung sorgen"

"Sollte es sich wirklich um Fälle im Darknet handeln, zeigt es die kriminelle Energie, die dahinter steckt. Beim Darknet-Problem können wir als Verband nicht den Stecker ziehen", sagte Christian Okun, Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV), dem NDR. "Man wird es nicht unterbinden können, wir können aber für gute Aufklärung sorgen. Es ist ein nationales Thema."

Die vorliegenden Fälle würden bereits analysiert und zusammen mit dem DFB aufgebarbeitet. "Mögliche Spielmanipulationen müssen verfolgt und konsequent geahndet werden", so der HFV-Präsident. "Der Hamburger Fußball-Verband hat sich deutlich gegen illegale Wetten positioniert."

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Regionalliga-Spiel

Zuletzt hatte im vergangenen Herbst die Staatsanwaltschaft Bochum Ermittlungen wegen ungewöhnlich hoher Wetteinsätze bei der Regionalliga-Partie FSV Frankfurt gegen TSV Steinbach Haiger aufgenommen. Damals hatte das Bundesinnenministerium von einem Wettanbieter Hinweise auf eine mögliche Manipulation bekommen. 

Um Auffälligkeiten zu vermeiden, soll aber bei den nun ins Visier geratenen 17 Spielen verabredet worden sein, dass nur ein Maximalbetrag bei den Wettanbietern platziert werde, damit die Überwachungssysteme nicht anschlagen. Zudem sollen die Partien ganz bewusst nur an sehr wenige "Kunden" verkauft worden sein.

Fall Hoyzer die Mutter aller Wettskandale

Der Wettskandal mit dem damaligen DFB-Schiedsrichter Robert Hoyzer hatte das Thema im Jahr 2005 in den öffentlichen Fokus gerückt. Später sorgten vor allem die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum gegen eine international agierende Bande für Aufsehen - Partien von der 2. Bundesliga über Champions und Europa League standen unter Verdacht, auch Profispieler in Deutschland wurden gesperrt, Betrüger zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

2009 hatte der damalige Zweitligaprofi des VfL Osnabrück Thomas Cichon eine Manipulationsabsprache sowie die Zusage von Bestechungsgeld an ihn gestanden. Bei der Zweitliga-Partie des VfL Osnabrück beim FC Augsburg (0:3) habe er nicht mit vollem Einsatz gespielt, erklärte Cichon später vor Gericht. Er wurde 2014 zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

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Sergej Barbarez (l.) zeigt mit dem Finger auf Robert Hoyzer. © picture-alliance/ dpa/dpaweb | Oliver_Weiken

Vor 20 Jahren: Als Schiedsrichter Hoyzer den Wettskandal auslöste

Am 21. August 2004 schied der HSV im Pokal beim Regionalligisten Paderborn aus. Die vermeintliche Sensation entpuppte sich als folgenschwerer Betrug von Robert Hoyzer. mehr

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 06.09.2024 | 11:17 Uhr

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