FC Hansa verschiebt Aufsichtsrats-Wahl - Großer Rückhalt für Eggert
Die für Sonntag geplante Wahl neuer Aufsichtsratsmitglieder bei Fußball-Drittligist FC Hansa Rostock ist wegen technischer Probleme auf den 21. Dezember verschoben worden. Der Aufsichtsratsvorsitzende und ehemalige Fan-Vorsänger Sebastian Eggert stellte unterdessen bei der Mitgliederversammlung die Vertrauensfrage und sicherte sich eine breite Zustimmung.
Zwei Mitgliederversammlungen an einem Tag und die Wahl von drei neuen Aufsichtsräten: Das war der Plan des FCH am Sonntag. Doch weil die Abstimmungstechnik nicht richtig funktionierte, wurde die außerordentliche Mitgliederversammlung des Drittligisten abgebrochen und die Wahl um vier Wochen auf den 21. Dezember (11 Uhr) verschoben.
Die Mecklenburger hatten eine reguläre und eine außerordentliche Mitgliederversammlung an nur einem Tag angesetzt, weil im Oktober gleich fünf Aufsichtsräte zurückgetreten waren, nachdem sie während des Heimspiels gegen Rot-Weiss Essen im Stadion massiv beleidigt worden waren und mutmaßliche Hansa-Fans zuvor einen Zug mit Essener Anhängern überfallen hatten. Zwei Aufsichtsräte blieben daraufhin in dem Kontrollgremium, zwei Ersatzmitglieder rückten nach.
Am Sonntag sollten die rund 1.500 Anwesenden neben den drei weiteren Aufsichtsräten auch bis zu vier potenzielle Nachrücker neu wählen, um das Gremium bis zu einer regulären Mitgliederversammlung 2025 zu komplettieren. Insgesamt 15 Kandidaten bewerben sich um die drei freien Plätze. Der prominenteste Name auf der Liste ist mit Rolf Elgeti ein alter Bekannter. Der Unternehmer stieg vor knapp zehn Jahren bei den Hanseaten als Investor ein und half dem Verein, eine drohende Insolvenz abzuwenden. Er dürfte von allen Bewerbern die größten Chancen haben, in das höchste Führungsgremium des Clubs gewählt zu werden - nun aber erst kurz vor Weihnachten.
Großer Rückhalt für Aufsichtsratschef Eggert
Am Sonntagmittag hatten sich unterdessen in der Stadthalle Rostock bei einer nicht bindenden, weil satzungsgemäß nicht vorgeschriebenen Abstimmung 88,7 Prozent der Mitglieder dafür ausgesprochen, dass Eggert im Kontrollgremium bleibt. Er hatte vorher selbst um diese Abstimmung gebeten.
Ein cleverer Schachzug: Zwar kann ein neu gewähltes Gremium einen Vorsitzenden abwählen, wenn er aber eine so große Mehrheit der Mitglieder hinter sich weiß, ist das schwieriger. Der 43-Jährige, der als einziges Aufsichtsrat von den Mitgliedern entlastet wurde, ist Mitgründer der Fan-Vereinigung "Suptras" und war im Oktober nach dem Rücktritt von fünf Aufsichtsratskollegen an die Spitze des Gremiums gewählt worden.
Eggert entschuldigt sich bei Robert Marien
In einer 39-minütigen Rede räumte Eggert offen die Fehler des Aufsichtsrats bei der sportlichen Krise und der Führungskrise des Vereins in den vergangenen Monaten ein. So entschuldigte er sich bei dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden Robert Marien, der im Frühjahr zunächst eine Pause aus gesundheitlichen Gründen eingelegt hatte und von dem sich der FC Hansa dann nach dem Abstieg in die 3. Fußball-Liga im Sommer trennte.
"Ich möchte an dieser Stelle nicht versäumen, mich öffentlich bei dir zu entschuldigen. Nicht für unsere Entscheidung. Sondern für die dilettantische Art und Weise", sagte Eggert zu Marien. "Ein Aufsichtsrat kann das Ganze nicht so schlecht managen und noch schlechter kommunizieren als wie geschehen im Mai dieses Jahres." Der Umgang mit Marien sei über Monate "ein Eiertanz vor dem Herrn und ein Fehler des Aufsichtsrats" gewesen.
Spagat beim Thema Fan-Ausschreitungen
Bei seinem Umgang mit den wiederholten Krawallen von Hansa-Fans in den vergangenen Monaten zeigte Eggert einen Spagat. Er nannte sie auf der einen Seite "völlig inakzeptable Ausschreitungen" oder "in vieler Hinsicht absolut drüber". Im Zusammenhang mit den auch gerichtlich verhandelten Ausschreitungen bei einem Auswärtsspiel in Paderborn im vergangenen Dezember sprach Eggert aber auch von einer "deutschlandweiten zweiwöchigen Medienkampagne gegen den FC Hansa Rostock".
"Mögliche Finanzierer stehen hier nicht Schlange"
Dem Hauptsponsor warf er eine "wirkliche und offensichtliche Scheißbegründung" vor, nachdem dieser im August seinen Vertrag mit dem Club unter Verweis auf die wiederholten Ausschreitungen von Hansa-Fans gekündigt hatte. Der Rückzug reißt nach Vereinsangaben ein Loch von circa 1,4 Millionen Euro in die Hansa-Kasse. Der Kontrakt mit dem luxemburgischen Getränkekonzern Splendid Drinks, dessen Marke 28 Black Hauptsponsor der Kogge war, lief eigentlich noch bis zum 30. Juni 2025.
Einen Imageschaden für den Verein sieht aber auch Eggert. "Mögliche Finanzierer und Banken stehen hier nicht Schlange, da wir rein nüchtern gesehen ein Fußballverein sind, der abgestiegen ist, der zu hohe Kosten hat, einen schlechten Start in die Saison hatte und der neben dem Platz sicherlich auch die eine oder andere unnötige Schlagzeile hervorgerufen hat", sagte er.