Eine grüne Luftfilteranlage steht in einem Restaurant. © picture alliance Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Luftfilter können Coronaviren in Innenräumen reduzieren

Stand: 05.11.2020 17:08 Uhr

Im Kampf gegen das Coronavirus können Luftfilter in geschlossenen Räumen helfen. Auf Abstand und Maske darf dennoch nicht verzichtet werden. Die Leistung kleiner Anlagen reicht häufig nicht aus.

Regelmäßiges Lüften gehört zu den wirkungsvollen Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus. Doch je weiter die Außentemperaturen sinken, desto geringer wird die Bereitschaft, regelmäßig kalte Luft in die Räume zu lassen. Eine Alternative können Geräte sein, die die Raumluft filtern.

Filter helfen nur gegen Aerosole

Das Robert Koch Institut warnt allerdings davor, beim Einsatz von Filtergeräten auf andere Schutzmaßnahmen zu verzichten. So müsse die Abstandsregel von 1,50 Meter eingehalten oder eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden. Das Problem: Selbst hoch wirksame Filter können nur Aerosole, also feinste Tröpfchen, aus der Luft entfernen. Das Risiko einer Ansteckung im Nahbereich, etwa bei einer Unterhaltung, reduzieren sie nicht. Auch die indirekte Übertragung durch Viren auf Oberflächen wird nicht gemindert.

Kleine Geräte helfen wenig

Filtergeräte müssen auf die Größe eines Raums, also das Luftvolumen, abgestimmt sein. Kleine, transportable Geräte haben häufig einen zu geringen Durchsatz, um die Luft in angemessener Zeit zu reinigen. So enthält ein Zimmer mit 20 Quadratmetern Grundfläche bei einer Raumhöhe von 2,5 Metern rund 50 Kubikmeter (m³) Luft. Die Leistung der Filtergeräte wird in m³ pro Stunde (h) angegeben.

Mehrfacher Luftwechsel pro Stunde erforderlich

Prof. Christian Kähler, Experte für Luftströmungen an der Universität der Bundeswehr in München, rät dazu, die Luft sechsmal pro Stunde zu filtern. Damit müsste ein Gerät für den genannten 20-Quadratmeter-Raum eine Leistung von mindestens 300 m³/h haben. Ein einmaliger Luftwechsel bedeutet noch nicht, dass damit alle Viren aus der Luft gefiltert werden.

Die Filterleistung bezieht sich auf ideale, theoretische Bedingungen. In der Praxis ist mit entscheidend, wie sich die Luft im Raum verteilt und bewegt. Es gibt also gut und schlecht belüftete Bereiche. Die Geräte müssen so aufgestellt werden, dass sie die belastete Luft möglichst vollständig ansaugen und die gereinigte Luft wenig mit belasteter vermischt wird.

Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass mobile Luftreiniger mit integrierten HEPA-Filtern etwa in Klassenräumen nicht ausreichen, "um wirkungsvoll über die gesamte Unterrichtsdauer Schwebepartikel (z. B. Viren) aus der Raumluft zu entfernen. Dazu wäre eine exakte Erfassung der Luftführung und -strömung im Raum ebenso erforderlich wie eine gezielte Platzierung der mobilen Geräte".

Geprüfte HEPA-Filter notwendig

Neben der Luftleistung kommt es auf zahlreiche weitere Faktoren an. Der wichtigste ist die Art des Filters. Nur sogenannte HEPA-Filter (High Efficiency Particulate Air Filter) der Klassen H13 und H14 können Teilchen von der Größe wirksam stoppen, wie sie in Aerosolen mit Coronavieren vorkommen. Die Filter müssen der Europäischen Norm EN 1822-1:2009 entsprechen. Ein anderes Kriterium ist die Geräuschentwicklung der Filtergeräte.

Frische Luft ist wichtig

Die erste Maßnahme gegen Aerosole in der Raumluft sollte immer sein, Frischluft in den Raum zu lassen, so Prof. Martin Kriegel von der Technischen Universität Berlin. Auch er bestätigt, dass technische Geräte Viren aus der Luft filtern können. Zu guter Luftqualität gehörten jedoch weitere Kriterien wie eine geringe CO2-Konzentration. Sie steigt ebenso wie die Menge der Aerosole, je mehr Menschen sich in einem geschlossenen Raum aufhalten und lässt sich mit Luftfiltern nicht verbessern.

Die Verbraucherzentralen warnen davor, den Werbeaussagen der Hersteller unkritisch zu vertrauen. Filtergeräte könnten das Lüften nicht ersetzen. Geräte, die mit Ozon arbeiten, seien nicht zu empfehlen, denn sie könnten die Raumluft zusätzlich mit gesundheitsschädlichen Stoffen belasten.

Absaug-Anlagen tauschen die Luft aus

In der Diskussion um Coronaviren in Innenräumen sind neben Luftfiltern auch Lüftungs- oder Absaug-Anlagen im Gespräch. Sie funktionieren nach einem anderen Prinzip und tauschen die belastete Luft gegen Frischluft von außen aus.

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