Ostfriesland: Mit Boot und Rad durch das Fehntjer Land
Ostfriesland hat auch im Binnenland weit hinter der Küste seinen Reiz. Das Fehntjer Land rund um die Gemeinde Großefehn lädt zu ausgedehnten Rad- und Bootstouren entlang idyllischer Kanäle ein.
Weiße Klappbrücken und unzählige meist schnurgerade Kanäle - das sind die auffälligsten Merkmale des Fehntjer Landes. Wasser, Wiesen und Hecken prägen den Landstrich in Ostfriesland rund um die Gemeinde Großefehn. Der Begriff Fehn verweist auf die Geschichte und Tradition der Region: Er kommt von dem niederländischen Wort "Veen" (Moor) und heißt auf Hochdeutsch soviel wie "kultiviertes Moor".
Der Torf lockte Menschen ins Moor
Vor rund 400 Jahren ließen sich die ersten Siedler in dem Moorgebiet südlich von Aurich nieder, um es mit Kanälen zu entwässern und Torf abzubauen. Ihre Häuser bauten sie nebeneinander am Kanal entlang, ein Ortsbild, das sich bis in die Gegenwart gehalten hat. Wer sich über die Geschichte des Fehntjer Landes informieren möchte, sollte einen Besuch im Fehnmuseum Eiland in Westgroßefehn einplanen.
Reizvolle Wasserwege und Baden im Timmeler Meer
Heute machen die Wasserwege den Reiz des Fehntjer Landes aus. Statt Kähnen, auf denen einst der Torf abtransportiert wurde, gleiten jetzt Kanus und kleine Motorboote über die Kanäle und Flüsse. Häufig liegen die Wasserläufe unter dem Meeresspiegel und werden daher Tief genannt. Wer kein eigenes Boot besitzt, kann sich etwa am Hafen von Großefehn ein Tretboot ausleihen oder mit dem Ausflugsschiff "Gretje" zu einer Tour starten. Badefreunde treffen sich im Sommer an einem 4.000 Quadratmeter großen Strand am Timmeler Meer, einem Binnensee. Besucher können dort Boote und Fahrräder mieten, eine Tourist-Information gibt Tipps für die Region.
Naturschutzgebiete in der Fehntjer-Tief-Niederung
Eine der Flüsse der Region, das Fehntjer Tief, ist gleichzeitig ein wichtiges Naturreservat. Feuchte Wiesen bieten dort einen Lebensraum für zahlreiche Arten von Wiesenvögeln sowie seltenen Pflanzen wie Lungenenzian und Arnika. Eine Naturschutzstation in Lübbertsfehn betreut die insgesamt sechs Naturschutzgebiete in der Flussniederung. Sie hat ihren Sitz in einem typischen ostfriesischen Bauernhaus, einem sogenannten Gulfhaus. Eine Ausstellung informiert dort über die besondere Flora und Fauna.
Großefehn entdecken
Die größte Gemeinde des Fehntjer Landes, Großefehn, besteht aus 14 Ortschaften, das Zentrum ist Ostgroßefehn. Vor dem Wahrzeichen, einer reetgedeckten Windmühle, liegt die einstige Törfmuttje (Torfschiff) "Antje" auf dem Kanal. Einen Besuch lohnt die Kirche von 1894, ein Ziegelbau im neugotischen Stil. Im malerischen Westgroßefehn stehen noch zahlreiche historische Kapitänshäuser am Großefehnkanal. Auch hier verbindet eine weiße Klappbrücke beide Uferseiten. Westgroßefehn ist die älteste Siedlung der Region, denn bereits 1633 wurde dort der erste Torf in den weiten Moorgebieten des Fehntjer Landes abgebaut.
Deutsche Fehnroute: Mit dem Rad zu den Mühlen
Großefehn und die gesamte Region lassen sich bestens mit dem Fahrrad entdecken. Ohne lästige Steigungen geht es auf meist gut ausgebauten Radwegen am Wasser entlang von Ort zu Ort. Die deutsche Fehnroute führt auf 173 Kilometern und über vier Etappen durch typische Fehnorte, vorbei an alten alten Bauernhäusern, Windmühlen und Kanälen mit den charakteristischen weißen Klappbrücken: Wer nur einen Tagestour unternehmen möchte, kann sich für die 5-Mühlen-Tour entscheiden. Die rund 36 Kilometer lange ausgeschilderte Rundstrecke führt zu allen fünf noch funktionsfähigen Mühlen von Großefehn.
Eine interessante Möglichkeit ist es, die Region mit einer Kombination aus Fahrrad und Kanu zu erkunden. Sowohl in den Städten als auch auf dem Land gibt es 20 sogenannte Paddel- und Pedalstationen. Dort stehen nach Verabredung Kanus oder Fahrräder zum Umsteigen bereit. So lassen sich unter anderem Naturschutzgebiete und reizvolle Uferbereiche, die mit dem Fahrrad erreichbar sind, erkunden.