Wandern auf den Spuren des Dichters Friedrich Hebbel
Eine Wanderung auf den Spuren des Dichters Friedrich Hebbel rund um seinen Heimatort Wesselburen verbindet Natur und Kultur.
Die weite Landschaft Dithmarschens war seine Heimat: In dem kleinen Ort Wesselburen nahe der Eidermündung wurde Friedrich Hebbel, einer der bekanntesten Dramatiker und Lyriker des 19. Jahrhunderts, geboren. Auf einem abwechslungsreichen Rundwanderweg können sich Besucher seinem Leben und Werk sowie wichtigen Stationen seiner Kindheit und Jugend nähern.
Kindheit und Jugend in Armut
Seine Herkunft aus einer bettelarmen Maurerfamilie prägten den 1813 geborenen Dichter Zeit seines Lebens. Als Friedrich Hebbel sechs Jahre alt ist, verliert die Familie aufgrund einer Bürgschaft ihr Haus, 1827 stirbt der Vater. Der Junge kommt in das Haus des Kirchspielvogts, des damals höchsten Verwaltungsbeamten, und verdingt sich dort seinen Lebensunterhalt mit Botengängen, später auch als Schreiber.
Hebbel-Museum in der ehemaligen Kirchspielvogtei
Das stattliche Backsteingebäude des Vogts beherbergt heute ein Hebbel-Museum. Es ist eine der Stationen des Hebbel-Rundwanderwegs. Zu besichtigen ist dort auch der armselige Schlafplatz Hebbels unter einer Treppe, den sich der Junge mit dem Kutscher teilen musste. Das Museum liegt nicht weit entfernt vom Marktplatz von Wesselburen. Auffälligstes Gebäude am Platz ist die Bartholomäuskirche, deren älteste Teile aus dem 12. Jahrhundert stammen.
Seine Heimat verließ Hebbel als 21-Jähriger - er kehrte nie zurück. Wie stark ihn die Landschaft und die Erfahrungen seiner Kindheit zeitlebens prägten, wird in einigen Gedichten und in seinen Tagebüchern deutlich. Dort berichtet Hebbel auch von einem Rundweg, auf dem er als Kind öfter unterwegs war, um, wie er es beschreibt, "Abstand von der kleinen Welt zu bekommen."
Typisch für die Landschaft: Weite Horizonte
Angelehnt an seine Beschreibungen zieht sich der Hebbel-Rundwanderweg durch die Landschaft. Sie lässt sich auf drei verschiedenen Dichterpfaden zwischen acht und elf Kilometern Länge erkunden. Die Aussicht, die sich den Spaziergängern dabei bietet, hat ihren Charakter seit Hebbels Zeiten nur wenig verändert. Weit schweift der Blick bis zum Horizont, vor dem sich die imposante Silhouette der Bartholomäuskirche mit ihrem barocken Zwiebelturm abhebt. Sie taucht auch in Hebbels Werk auf, etwa in seinem Gedicht "Bubensonntag".
Baumelbänke laden zum Nachsinnen ein
Auf Tafeln am Wegesrand können Wanderer Auszüge aus Hebbels Schriften lesen und mehr über sein Leben und Werk erfahren. Eine Besonderheit sind die Baumelbänke am Wegesrand: Sie laden dazu ein, über Hebbels Gedanken nachzusinnen und dabei buchstäblich Beine und Seele baumeln zu lassen, denn die Bänke sind besonders hoch, sodass die Füße den Boden nicht erreichen.
Hebbel: Später Dichterruhm
Für Hebbel ließ der ersehnte Durchbruch als Dichter und Dramatiker, nachdem er seine Heimat verlassen hatte, noch lange auf sich erwarten. Finanziell war er meist auf andere angewiesen. Erst spät erlangte Hebbel Anerkennung und avancierte mit Theaterstücken wie "Maria Magdalena“ oder "Die Nibelungen" zum meistgespielten Bühnenautor seiner Zeit. 1863, im Alter von nur 50 Jahren, starb er in Wien.