Molli: Mit der Bäderbahn an die Ostseeküste
Seit 1886 fährt die Bäderbahn Molli von Bad Doberan an die mecklenburgische Ostseeküste nach Kühlungsborn. Bei Touristen und Einheimischen sind die historischen Dampfzüge gleichermaßen beliebt.
Molli ist mehr als eine Museumsbahn. Seit dem 9. Juli 1886 pendelt sie regelmäßig nach festem Fahrplan zwischen Bad Doberan und der Ostseeküste. Zunächst führte die Strecke nur bis nach Heiligendamm. Kurgäste kamen so bequem ans Meer. Seit 1910 fährt Molli bis nach Arendsee, das heute zum Ostseebad Kühlungsborn gehört. Inzwischen hat sich die Bahn zu einer Touristenattraktion entwickelt.
Jeweils eine von fünf Dampflokomotiven zieht die Waggons in gut 40 Minuten über die 15,4 Kilometer langen Gleise. Drei stammen von 1932, eine von 1951 und eine wurde nachgebaut und ist seit 2009 im Einsatz.
Stopp auch an der Steilküste
Zu seiner Tour an die Küste startet der Molli im Bahnhof Bad Doberan und fährt zunächst bimmelnd wie eine Straßenbahn durch die Kleinstadt. Nach zwei Stopps in Bad Doberan nimmt Molli Fahrt auf und dampft mit etwa Tempo 40 rund sechs Kilometer in das Ostseebad Heiligendamm. Auf halber Strecke hält der Zug bei Veranstaltungen an der ersten deutschen Pferderennbahn von 1822.
Die nächste Station, an der Molli planmäßig nur von Juni bis September stoppt, heißt "Steilküste". Von dort führt ein Feldweg etwa 300 Meter hinab zum langen Sandstrand. Über Kühlungsborn-Ost und -Mitte führt die Fahrt zum Endpunkt Kühlungsborn-West. Hier können sich Eisenbahnfreunde im Molli-Museum über die Geschichte der 900-mm-Schmalspurbahn informieren. Die gepflegten Molli-Bahnhöfe strahlen Eisenbahn-Romantik des vergangenen Jahrhunderts aus. Wer die Dampfloks hautnah erleben will, kann im Führerstand mitfahren oder die Lokführer zwei Tage lang bei ihrer Arbeit begleiten.
Von der Straßenbahn zur Bäderbahn
Als am 9. Juli 1886 der erste offizielle Zug fuhr, war es ein Meilenstein in der Geschichte Doberans. Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin hatte den Ort um die Jahrhundertwende als Sommerresidenz ausgewählt, nur wenige Kilometer von der Ostseeküste entfernt. Der Herzog war es auch, der schon 1793 mit Heiligendamm das erste deutsche Seebad gründete. Doch die Verbindung zwischen den beiden Orten war beschwerlich.
1883/84 war Doberan Station an der neuen Eisenbahnlinie Rostock-Wismar geworden. So kam die Idee auf, auch Heiligendamm anzubinden. Innerhalb weniger Wochen entstand die 6,6 Kilometer lange Schmalspur-Strecke in das Seebad, das sich gut entwickelt hatte. Die Gleise führten - wie noch heute - durch die Straßen Doberans. Daher galt der Zug zunächst als Dampfstraßenbahn und fuhr nur während der Badesaison. Die Bäderbahn bewährte sich: Kurgäste kamen bequem ans Meer. Die Strecke wurde verlängert und seit 1910 fährt Molli bis nach Arendsee.
Vom Mops zum Molli
Wie Molli zu seinem Namen kam, ist nicht eindeutig geklärt. Eine Variante lautet, dass einst eine alte Dame mit ihrem dicken Mops "Molli" in Bad Doberan in den Zug einsteigen wollte. Ihr Hund war dazu allerdings nicht zu bewegen und riss aus. Erschrocken rief die Dame: "Molli, bleib stehen!" Der Lokführer des gerade anfahrenden Zuges dachte, die Bahn sei gemeint, bremste scharf - und sorgte dafür, dass die Kleinbahn ihren Namen hatte: der Molli.