Die Holzkirche in Clausthal-Zellerfeld im Harz
Die Marktkirche in Clausthal ist ein einzigartiger Kirchenbau. Die größte Holzkirche Deutschlands gehört durch ihre Architektur und Ausstattung zu den bedeutendsten Denkmälern des norddeutschen Barock.
57 Meter Länge und 26 Meter Breite: Mehr als 2.000 Menschen finden in der Marktkirche in Clausthal Platz. Nach einer aufwendigen Sanierung und dem Einbau einer neuen Orgel erstrahlt das Gotteshaus wieder in neuem Glanz und der Farbe, die auch für den ersten Anstrich im 17. Jahrhundert verwendet wurde - Himmelblau. Seit 2005 gilt die Clausthaler Kirche als "Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung".
Ursprünge im 17. Jahrhundert
Der Kirchenbau begann 1637 mit dem Turm, da die Glocke nicht nur die Gottesdienste ankündigte, sondern auch die Bergleute zur täglichen Arbeit rief. Fünf Jahre später, an Pfingsten 1642, wurde das komplette Gotteshaus geweiht. Charakteristisch für den barocken Baustil des Gebäudes sind die Glockenform des Turms und des Dachreiters auf dem Kirchenschiff. Im Zuge der Sanierung wurde der Turm 2008 abgetragen, in Teilen neu konstruiert und aus einem Mix aus Originalmaterialien und neuen Balken wieder aufgebaut.
Altar und Kanzel überdauern die Jahrhunderte
Die gesamte Kirche besteht aus Fichten- und Eichenholz in Fachwerk-Bauweise. Geeignete Steine für den mächtigen Bau hätte es im Oberharz nicht gegeben. Die Räume zwischen den Holzbalken wurden nicht wie bei Häusern üblich ausgemauert, sondern mit Brettern verkleidet. Fünf vorstehende Treppenhäuser, zwei auf der Südseite, drei im Norden, führen zu den Emporen im Inneren der Marktkirche. Ein gewaltiges Runddach überspannt den Innenraum. Auf der Kanzel ist noch heute die Jahreszahl 1642 zu erkennen. Wie auch Altar und Taufgruppe stammt die Kanzel von dem damals hoch geschätzten Schnitzkünstler Andreas Gröber.
Der bedeutendste Umbau der Kirche begann 1689, als das Kirchenschiff um zwölf Meter verlängert wurde. Seitdem blieb das Gotteshaus äußerlich nahezu unverändert. Der Innenraum wurde mehrfach umgestaltet. So entstand 1974 unter der Empore an der Westseite eine kleine Winterkirche für etwa 120 Besucher.
Bergbau bringt Wohlstand
Schon seit 1610 gab es in Clausthal eine Kirche für 1.500 Menschen, die ein großer Stadtbrand jedoch bereits 1634 vernichtete. Der Bergbau lockte damals immer mehr Menschen in den Harz und brachte der Region Wohlstand. Ein Kirchenbau wurde so zum Prestigeobjekt.
Sanierung verschlingt Millionen
In den 1990er-Jahren wurden an der Marktkirche erhebliche Schäden sichtbar: unter anderem Risse im Fundament aus Naturstein, undichte Stellen an der Walzblei-Eindeckung des Daches und verrottete Balken. Die Sanierung kostete fast 10 Millionen Euro. Davon trug die Kirche etwa 60 Prozent, der Rest kam von Bund, Land und verschiedenen Stiftungen.
Die Clausthaler Goll-Orgel
Nachdem die Sanierung des Gotteshauses komplett abgeschlossen war, wurde eine neue Orgel eingebaut. Teile des alten Instruments waren marode und nicht kräftig genug für die Akustik in der Marktkirche. Der spektakuläre Orgelprospekt der Eggert-Orgel von 1758 ist aber erhalten geblieben. Zahlreiche musizierende Engel sitzen auf den Kranz-Profilen der barocken Orgelfront. In Zusammenarbeit mit einer Expertenkommission wurde eine Klangkonzeption entwickelt, die das Repertoire der neuen Orgel bis in die Romantik und Moderne erweitert hat. Mit ihren über 5.000 Pfeifen ähnelt die neue Orgel dem Original, einer Orgel aus der Barockzeit. Zu hören ist das Instrument regelmäßig in Gottesdiensten und bei Konzerten. Offene Kirchenführungen finden immer am ersten Samstag des Monats um 12 Uhr statt.