Fagus-Werk Alfeld: Bauhaus-Architektur und Welterbe
Die Fabrik, die Walter Gropius 1911 in Alfeld nahe Hannover baute, gilt als Meilenstein der Bauhaus-Architektur und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ein spannendes Ziel für Architektur-Fans.
1911 entwirft ein junger, noch unbekannter Architekt eine Schuhleistenfabrik in Alfeld an der Leine. Sein Name: Walter Gropius. Bauherr und Firmengründer des Fagus-Werks ist Carl Benscheidt, dessen moderne Unternehmensphilosophie den freigeistigen Ideen des damals 27-jährigen Jungarchitekten entgegenkommt. Zusammen verwirklichen sie ihre Vorstellungen einer modernen Fabrik.
50 Kilometer südlich von Hannover entsteht mit dem Fagus-Werk ein Bau, der heute als einer der Ursprünge moderner Architektur gilt. 100 Jahre später, im Juni 2011, erklärt die UNESCO das Gebäude zum Weltkulturerbe. Bis heute ist das Fagus-Werk die weltweit einzige Welterbestätte, die noch in vollem Betrieb ist.
Wegweiser der neuen Bauhaus-Architektur
Klare Linien, Glas und Stahl dominieren den Fabrikbau. Breite Fensterfronten und vollverglaste, stützenlose Gebäudeecken verleihen ihm optische Leichtigkeit und Transparenz. Das Gebäude ist bewusst schmal gehalten, um den Eindruck von Monumentalität zu vermeiden, lichtdurchflutete Innenräume sollten eine freundliche Arbeitsatmosphäre schaffen, die auch die Bedürfnisse der darin arbeitenden Menschen berücksichtigt - damals ein Novum.
Mit seiner schlichten Sachlichkeit und der auf das Wesentliche reduzierten Ästhetik ist das Fagus-Werk ein Vorläufer des Neuen Bauens, mit dem Bauhaus-Gründer Walter Gropius später die moderne Architektur revolutioniert. Zugleich ist es Ausdruck eines neuen unternehmerischen Selbstverständnisses. Bewusst wirbt der Bauherr Carl Benscheidt mit dem außergewöhnlichen Gebäude und legt den Grundstein für eine neue Form der Unternehmenskultur, die bis heute nachwirkt.
Modernes UNESCO-Besucherzentrum und zwei weitere Ausstellungen
Seit 1946 steht das Fagus-Werk unter Denkmalschutz. Bis heute befindet sich in dem Gebäude der Sitz des Unternehmens Fagus-GreCon, das neben modernen Brandschutz- und Messtechnik-Systemen auch noch immer Schuhleisten produziert. Interessierten steht der Bau offen: Ein Besucherzentrum informiert mit einer multimedialen Ausstellung über die Geschichte des Baus, außerdem gibt es regelmäßige Werksführungen. In der Produktionshalle finden Veranstaltungen wie Konzerte und Lesungen statt.
Daneben gibt die Fagus-Gropius-Ausstellung im ehemaligen Lagerhaus für Schuhleisten Einblicke in die Arbeitswelten im Fagus-Werk. Auf fünf Etagen informiert sie über die Geschichte des Unternehmens sowie über industrielle Massivholz-Verarbeitung und die Schuhmode im Wandel der Zeit. Die Fagus-Galerie wiederum präsentiert Sonderausstellungen zu Themen aus der Kunst- und Designwelt.