VIDEO: Heimatkunde: Der Michel (2 Min)

Der Michel - Hamburgs barockes Wahrzeichen nahe der Elbe

Stand: 27.12.2023 10:21 Uhr

Der Michel ist Hamburgs bekannteste Kirche und einer der schönsten Barockbauten im Norden. In der Krypta wurden viele berühmte Bürger bestattet. Vom Kirchturm aus bietet sich ein toller Blick über die Stadt.

Der charakteristische kupferne Helmturm der Michaeliskirche war lange Zeit das Erste und Letzte, was Seeleute auf großer Fahrt von Hamburg sahen. Für viele von ihnen bedeutete sein Anblick deshalb Heimat. Die weithin sichtbare Turmuhr ist die größte Deutschlands - allein der große Zeiger ist fast fünf Meter lang.

Dreimal wurde der Michel geweiht: 1762, 1912 und 1952, jeweils am 19. Oktober. Die Daten stehen für die wechselvolle Geschichte des Gotteshauses, das 1750 und 1906 bei Bränden zerstört und im Zweiten Weltkrieg von Bomben schwer beschädigt wurde. Doch immer wieder wurde die Michaeliskirche, die jüngste der fünf Hamburger Hauptkirchen, wieder aufgebaut.

Barocker Innenraum in Weiß und Gold

Blick auf die Steinmeyer-Orgel in der Westempore der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis. © NDR Foto: Anja Deuble
Die geschwungene Empore und der 20 Meter hohe Marmor-Altar aus dem Jahr 1910 prägen das Innere.

In seiner heutigen Form stammt der Michel aus dem 18. Jahrhundert und gilt als eine der schönsten Barockkirchen Norddeutschlands. Der große Innenraum mit seinem kreuzförmigen Grundriss und der geschwungenen Empore bietet rund 2.500 Sitzplätze und ist in den Farben Weiß und Gold gehalten. Noch aus der Erbauungszeit stammen der Taufstein im Altarraum und der sogenannte Gotteskasten zur Verwahrung der Kollekte rechts hinter der Empore. Die mit Schlössern gesicherten Eisentruhe wurde 1763 gefertigt.

Die Krypta: Ein Friedhof unter der Kirche

Sehr lohnend ist ein Besuch der Krypta - eine der größten ihrer Art in Europa. Dort wurden mehr als 2.000 Menschen, meist reiche Hamburger Bürger, bestattet, darunter auch der Komponist Carl Philipp Emanuel Bach, dessen Ruhestätte noch heute zu sehen ist. Während der Bombennächte 1943 nutzten viele Hamburger die Krypta als Zufluchtsort. Heute befindet sich in der Krypta unter anderem eine Ausstellung zur Baugeschichte der Kirche.

Turmbesteigung - zu Fuß oder mit dem Aufzug

Blick auf den Turm der Hauptkirche St. Michaelis. © NDR Foto: Anja Deuble
Ein Aufstieg auf den Turm sollten sich Besucher nicht entgehen lassen.

Ein Muss ist die Besteigung des 132 Meter hohen Turms (Mai bis September täglich 9 bis 20 Uhr, April und Oktober bis 19 Uhr, November bis März 10 bis 18 Uhr). 452 Stufen führen hinauf zur Aussichtsplattform auf 82 Metern, von der sich ein toller Blick über die Stadt und den Hafen bietet. Wer nicht zu Fuß gehen möchte, kann auch ganz bequem mit dem Aufzug fahren. Ein besonderes Erlebnis ist eine abendliche Turmbesteigung: Der sogenannte Nacht-Michel hat von März bis Dezember täglich und im Januar und Februar jeweils freitags und samstags ab 17.30 Uhr bis mindestens 21.30 Uhr geöffnet.

Zehn Glocken läuten im Turm der Michaeliskirche. Die beiden Uhrschlagglocken fehlten jedoch fast einhundert Jahre, sie waren 1917 während des Ersten Weltkriegs für die Waffenproduktion eingeschmolzen worden und wurden erst 2016 - finanziert durch Spenden - ersetzt.

Seit über 300 Jahren spielt der Turmbläser

Eine schöne Tradition ist das tägliche Turmblasen: An jedem Werktag um 10 und um 21 Uhr sowie sonntags um 12 Uhr bläst der "Michel-Türmer" auf seiner Trompete einen Choral in alle vier Himmelsrichtungen. Die alte Tradition wird im Michel seit über 300 Jahren gepflegt und war früher das Signal für die Öffnung und Sperrung der Stadttore.

Gottesdienste, Konzerte, Trauerfeiern

Heute wird die Kirche St. Michaelis nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für Konzerte oder Trauerfeiern genutzt, so etwa 2015 für den früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt oder 2020 für den beliebten Schauspieler Jan Fedder. Bekannt ist der Michel für seine Orgelkonzerte. Die Kirche hat vier verschiedene Orgeln: Die romantische Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Orgel steht in der Krypta, die Marcussen-Orgel auf der Konzertempore. Die Steinmeyer-Orgel ist das größte und die Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Orgel das neueste der Instrumente.

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

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