Kappeln: Maritimes Flair an der Schlei
Heringszaun, Klappbrücke und ein hübscher Stadtkern: Zu einem Ausflug an die Schlei gehört auch ein Besuch des maritimen Städtchens Kappeln. Alljährlich locken die Kappelner Heringstage Besucher an.
Wer mit dem Auto von Südosten nach Kappeln fährt, sollte die Uhr im Blick behalten. Denn jeweils 15 Minuten vor jeder vollen Stunde geht tagsüber bei Bedarf nichts mehr: Eine gewaltige Klappbrücke öffnet sich und die vier Fahrspuren der Bundesstraße ragen in den Himmel. Die Brücke über den Meeresarm Schlei gehört zu den Besonderheiten und Attraktionen des Städtchens im Nordosten Schleswig-Holsteins.
Wahrzeichen Heringszaun
Besucher können den Stopp dazu nutzen, einen Blick auf die Spitzen des Heringszauns zu werfen - ein weiteres Wahrzeichen von Kappeln. Er ist der letzte noch erhaltene von einst etwa 40 an der Schlei und gilt als der einzige in Europa. Schon im 15. Jahrhundert nutzten Menschen die Konstruktion aus Weidenholz, um Fische zu fangen. Die Funktionsweise des Zauns ist simpel: Zwei Pfahlreihen stehen sich gegenüber, deren Abstand wird in Richtung Binnenland immer geringer. Am Ende hängt ein Netz, aus dem Heringe, die zum Laichen in die Schlei schwimmen, nicht mehr entkommen können. Dieses altbewährte System funktioniert noch heute, lohnt sich wirtschaftlich aber nicht mehr.
Die Heringe und der Zaun stehen im Mittelpunkt der Kappelner Heringstage, die seit 1979 immer am Himmelfahrts-Wochenende stattfinden. Bei dem Stadtfest wetten Prominente und Bürger, wie viele Heringe am Himmelfahrtstag im Zaun gefangen werden. Zum Programm gehören außerdem Konzerte, Spiele, Feuerwerk und natürlich Spezialitäten vom Hering.
Segelboote und Ausflugsschiffe am Schleiufer
Bei geöffneter Brücke hat die Schifffahrt grünes Licht. Neben Ausflugsschiffen sind viele Segeljachten unterwegs - auf dem Weg von oder in die nahe Ostsee. Die Schlei gilt als gutes Segelrevier und auch Kappeln verströmt viel maritime Atmosphäre. Am Schleiufer liegen Dutzende Boote, Ausflugsschiffe starten zur Lotseninsel Schleimünde an der Ostsee und landeinwärts in Richtung Schleswig. In einem kleinen Museumshafen können sich Besucher alte sowie nach Originalvorlagen nachgebaute Schiffe unterschiedlicher Typen ansehen. Gleich nebenan halten die Museums-Züge der Angelner Dampfeisenbahn.
Die Altstadt um St. Nikolai
In die Gebäude an der Promenade, einst Lager-, Kapitäns- und Fischerhäuser, sind Lokale und Hotels eingezogen. Das historische Stadtzentrum liegt oberhalb auf einer Anhöhe, kleine Straßen führen steil hinauf. Den Weg weist der Turm von St. Nikolai, der ältesten Kirche der Stadt. Der barocke Backsteinbau entstand zwischen 1789 und 1793. Die Inneneinrichtung, komplett aus Holz, ist noch im Original erhalten. Besonders sehenswert ist der Flügelaltar, der aus dem Jahr 1641 stammt. Ein Vorläufer der Kirche, eine kleine Kapelle aus dem 13. Jahrhundert, soll Ursprung für den heutigen Namen Kappeln sein.
Amanda: Die höchste Windmühle im Land
Gleich nebenan beginnt die Schmiedestraße, Fußgängerzone und Einkaufsstraße mit vielen kleinen, historischen Häusern und hübschen Läden. Durch die Mühlenstraße geht es zur höchsten Windmühle Schleswig-Holsteins, der Mühle Amanda. Der 32 Meter hohe Bau aus dem Jahr 1888 beherbergt unter anderem die Touristinformation der Stadt. Von der öffentlich zugänglichen Galerie haben Besucher einen guten Ausblick auf Stadt und Umland. Früher lieferte die Mühle auch den Strom für ein benachbartes Sägewerk, das heute als historische Werkstatt betrieben wird und von Mai bis November für Besucher öffnet.
Außer auf dem Wasser lässt sich das Umland von Kappeln auch gut per Rad entdecken - etwa auf einer der 15 Touren zwischen Kappeln und Schleswig.