"Ich bin dann mal weg" - Pilgern im Emsland
In seinen Anfangsjahren wurde er als "Modeerscheinung" abgetan, mehr als zehn Jahre später gibt es ihn immer noch. Den Hümmlinger Pilgerweg gehen jährlich rund 3.000 Menschen.
Der Trend zum Pilgern ist ungebrochen. Einen größeren Antrieb bekam die spirituelle Wanderbewegung vor mehr als zehn Jahren mit Harpe Kerkelings Buch: "Ich bin dann mal weg". Auch im Emsland ist in dieser Zeit ein Pilgerweg entstanden. Den Hümmlinger Pilgerweg nutzen mittlerweile jährlich rund 3.000 Menschen. Der Slogan: "Viele Höhepunkte, keine Steigung".
Pilgerkapelle in Sankt Jakobus
Der 92 Kilometer lange Weg führt durch den Naturpark Hümmling von Sögel nach Esterwegen und zurück. Zu den 22 Höhepunkten entlang der Strecke gehören das barocke Jagdschloss Clemenswerth und die Gedenkstätte Esterwegen. Laut Ingrid Cloppenburg vom Verein Hümmlinger Pilgerweg starten die meisten Pilger in Sögel an der Sankt Jakobus Kirche. In dem Gotteshaus gibt es mittlerweile eine Pilgerkapelle mit einer Holzfigur des Heiligen Jakobus. "Der empfängt einen hier praktisch in einer kleinen Seitenkapelle und wird dann - sobald die Bänke hier eingerichtet sind - zum Gebet einladen, zur Einkehr, zur Besinnung."
Pilgern ist mehr als eine "Modeerscheinung"
In den Anfangszeiten des Pilgerwegs wurde ihm eine nur kurze Halbwertszeit zugesprochen, wie Cloppenburg sich erinnert. Das sei nur eine Modeerscheinung, habe es in der Zeitung geheißen. "Das hat mich damals sehr gekränkt", so Cloppenburg. Dennoch hätten sie weitergemacht und nun mehr als zehn Jahre später, gilt die Bewährungsprobe wohl als bestanden. "Es werden immer mehr Leute, die diesen Pilgerweg laufen."
"Zu sich selbst und zu Menschen finden"
Glaubt man den Gästebüchern, suchen die Pilger Trost in der Trauer, Ruhe im hektischen Alltag oder einfach nur die Gemeinschaft in der Natur. "Es gibt ja viele Menschen, die nicht mehr zur Kirche gehen und die können hier in dieser Ruhe zu sich selbst und zu Menschen finden und ins Gespräch kommen", sagt der Vorsitzende des Hümmlinger Pilgerwegs, Hermann Wintering. Für andere überwiegt die sportliche Herausforderung.
Cloppenburg: Am Abend kommt die Zufriedenheit
Welche Intention auch hinter dem Pilgern stecke, Cloppenburg meint: Es macht zufrieden. "Jeder, der das schon mal gemacht hat, weiß wovon ich spreche." Man komme "gereinigt" und "entschleunigt" zurück. "Da ist schon ein Wohlgefühl, das man so richtig denkt: 'Puh, toll. War ein guter Tag.' Selbst bei Regen."