Weltnaturerbe: Die Buchenwälder auf Rügen und an der Müritz
Die urwaldähnlichen Wälder in Mecklenburg-Vorpommern sind etwas ganz Besonderes: Sie sind Heimat vieler seltener Tiere und Pflanzen und zählen zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Die zum Meer hin steil abfallenden Kreideküste von Jasmund auf Rügen und das tiefliegende, seenreiche Hügelland des Müritz-Nationalparks beherbergen zwei der urtümlichsten Buchenwälder der Welt. Als einzigartige Naturlandschaften zeugen sie bis heute davon, wie einst die Urwälder in Deutschland ausgesehen haben. Deshalb stehen beide Waldzonen seit 2011 als Weltnaturerbe unter dem Schutz der UNESCO.
Rügen: Ursprünglicher Buchenwald an der Steilküste
Wanderfalken und Seeadler, aber auch seltene Wildpflanzen wie der Frauenschuh und der Riesenschachtelhalm sind in den lichten Buchenwäldern Jasmunds auf Rügen zu Hause. Außerdem prägen mehrere Bachläufe und moorige Zonen das Gebiet, das von einer Seite nur durch die steilen Kliffhänge der Kreideküste begrenzt ist.
Wegen ihrer unzugänglichen Lage an den Steilhängen wurden die Wälder nie forstlich genutzt - und boten damit Tieren und Pflanzen die Möglichkeit, sich ungestört zu entwickeln. Die Schönheit der Naturlandschaft mit ihrer Kombination aus dem dunklen Grün der Buchen, der strahlend weißen Kreide und dem blauen Wasser der Ostsee hielt bereits der Maler Caspar David Friedrich vor rund 200 Jahren in seinem berühmten Gemälde "Die Wissower Klinken" fest.
Die Buchenwälder von Jasmund lassen sich am besten zu Fuß erkunden. Ein schöner Rundwanderweg führt auf 8,5 Kilometern von Lohme am Hochufer entlang zum Königsstuhl und zurück. Wer mehr über die Entstehung der Landschaft wissen möchte, ist im Nationalpark-Zentrum am Königsstuhl oder im Naturerbe-Zentrum bei Prora richtig. Dort bietet ein Baumwipfelpfad die Möglichkeit, den Wald aus einer neuen Perspektive kennenzulernen.
Müritz: Seen und Moore im Tieflandbuchenwald bei Serrahn
Typische Tieflandbuchenwälder finden sich bei Serrahn im Müritz-Nationalpark. Seen, Moore und Wiesen prägen die Waldgebiete, die seit Jahrzehnten weitgehend sich selbst überlassen wurden. Kraniche sowie See- und Fischadler brüten in der wasserreichen Landschaft, Pilze und Insekten finden in den naturbelassenen Wäldern reichlich Totholz und damit selten gewordenen Lebensraum.
Ein Walderlebnispfad mit Moorsteg bietet Urlaubern die Möglichkeit, das Weltnaturerbe zu erkunden. Auf vier Kilometern verbindet er die Ortschaften Zinow und Serrahn. Wer mag, wandert noch ein Stück weiter am Schweingartensee entlang nach Carpin.
Buchenwälder: Rückzugsort, Lebensgrundlage, Erholungsraum
Buchenwälder sind nicht nur einzigartige Naturräume und Rückzugszonen für Tiere und Pflanzen. Auch für den Menschen waren sie über Jahrtausende überlebenswichtig - hier sammelte er Brennholz, Beeren und Pilze, ging auf die Jagd und weidete das Vieh. Bis heute prägt die Buche unsere Kultur: Worte wie Buch oder Buchstabe gehen auf sie zurück, auch aus Sagen, Mythen und Märchen ist sie nicht wegzudenken. Rund 1.500 Orte in Deutschland tragen die Buche im Namen - von Buchholz bis zur slawischen Form Buckow. Nicht zuletzt als Erholungsraum sind die Buchenwälder für die Menschen unersetzlich.
Gemeinsames Welterbe mit Gebirgswäldern der Karpaten
Die naturbelassenen Wälder auf Jasmund und bei Serrahn zeigen beispielhaft, wie einst die Buchen-Urwälder in Deutschland ausgesehen haben. Ohne menschliche Eingriffe würden sie in Mecklenburg-Vorpommern etwa 80 Prozent der Fläche einnehmen.
Gemeinsam mit Buchenwäldern in Thüringen, Hessen und Brandenburg bilden sie einen Teil des mitteleuropäischen Weltnaturerbes Buchenwälder. Zu diesem länderübergreifenden Welterbe gehören außerdem die Gebirgsbuchenwälder in den Karpaten, die in der Slowakei und in der Ukraine liegen.
Zu dem Kreis der UNESCO-Weltnaturerbestätten zählen weltweit bedeutende Naturlandschaften wie etwa der Yellowstone Nationalpark, die Galapagos-Inseln oder auch das Wattenmeer.