"Stunde der Gartenvögel" 2023: Deutlich weniger Schwalben
Welche Vögel fliegen durch Gärten und Parks? Das wollte der NABU bei seiner Zählaktion Mitte Mai wissen. Das Ergebnis: Schwalben wurden seltener gesichtet, Finken und Meisen häufiger.
Mehlschwalbe und Mauersegler stürzen ab: Das Ergebnis der 19. "Stunde der Gartenvögel" bestätigt den starken Abwärtstrend bei den gebäudebrütenden Insektenfressern. "Mauersegler wurden um 37 Prozent weniger gemeldet als im Vorjahr, Mehlschwalben haben ein Minus von 22 Prozent", so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller zu den gemeldeten Zahlen. "Diese Arten brauchen dringend Hilfe, zum Beispiel in Form von Brutmöglichkeiten durch vogelfreundliche Sanierung von Gebäuden. Denn bei den Gebäudebrütern herrscht große Wohnungsnot."
Hausbesitzer können aber helfen, indem sie Schwalben Nistmöglichkeiten bieten. Dafür vergibt der NABU die Auszeichnung "Schwalbenfreundliches Haus".
Mehr Meisen und Finken
Besser sehen die Zahlen dagegen bei den Meisen- und Finkenarten aus. Vogelfreunde haben sie am diesjährigen Zählwochenende deutlich häufiger gesichtet als 2022. Grund dafür könnte Miller zufolge das vergangene Mastjahr sein. "Es gab im Winter eine große Fülle an Baumfrüchten. Durch die guten Bedingungen haben vermutlich mehr Meisen und Finken als sonst den Winter überlebt", so Miller. "Dennoch scheinen einige Finkenarten, wie der Grünfink, im mehrjährigen Trend leicht abzunehmen."
Spatz am häufigsten gesichtet
Auf Platz 1 der bundesweiten Zählungen liegt wie in den Vorjahren der Haussperling oder Spatz mit gut fünf Vögeln pro Garten. Gefolgt wird er von Amsel, Kohlmeise und Star mit jeweils mehr als zwei gesichteten Vögeln. In Hamburg belegt die Kohlmeise den ersten Platz, der Spatz Platz fünf. In Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein wurde auch der Feldsperling häufig gezählt und landete auf dem dritten Platz.
Deutschlandweit haben sich dieses Mal fast 59.000 Menschen an der "Stunde der Gartenvögel" beteiligt und rund 1,3 Millionen Vögel aus mehr als 40.000 Gärten und Parks gemeldet.
Zu Jungvögeln Abstand halten
Die meisten Vogelarten befinden sich aktuell mitten in die Brutzeit und Jungenaufzucht. Deshalb können Spaziergänger auf Jungvögel treffen, die scheinbar hilflos im Geäst oder am Boden sitzen. "Sie sind allerdings meistens nicht aus dem Nest gefallen, wie häufig fälschlich angenommen wird. Der flügge Nachwuchs braucht unsere Hilfe oft gar nicht. Daher gilt in den meisten Fällen: auf Abstand bleiben und nur beobachten", rät Miller.
Nur deutlich geschwächt wirkende oder tatsächlich verwaiste Jungvögel sollten in eine anerkannte Auffangstation oder Vogelpflegestation gebracht werden. Über diese informieren der NABU, die kommunalen Naturschutzbehörden, zoologische Gärten oder Tierärzte und Tierschutzvereine.
Vogelarten besser schützen
Mit der "Stunde der Gartenvögel" und der Schwesteraktion "Stunde der Wintervögel" will der NABU herausfinden, welche Vogelarten in Städten und Dörfern am häufigsten vorkommen. Aus den Ergebnissen leiten die Experten Trends zur Entwicklung der verschiedenen Populationen ab und die Tiere können besser geschützt werden, etwa indem geeignete Lebensräume geschaffen werden.