NABU-Aktion "Stunde der Wintervögel" 2023: Das Ergebnis
Das Ergebnis der Wintervogel-Zählung 2023 liegt vor. Bei milder Witterung wurden deutlich weniger Vögel gesichtet, der Eichelhäher so selten wie nie. Das Klima könnte die Bestände gefährden.
Weniger Vögel am Futterhaus - das ist das Ergebnis der 13. Vogelzählung "Stunde der Wintervögel". Die traditionelle NABU-Mitmachaktion hatte vom 6. bis 8. Januar bei mildem und nassem Wetter stattgefunden. "Mehr als 99.000 Menschen haben sich nicht abschrecken lassen und trotz Regen und weniger Betrieb an den Futterstellen Vögel gezählt", so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. "Sie haben insgesamt fast 2,3 Millionen Vögel aus knapp 68.000 Gärten und Parks bei uns gemeldet."
Weniger Wintergäste wegen milder Witterung
Wie vorab von den Ornithologen bereits vermutet, fielen die Sichtungen magerer aus als in den Jahren davor. So wurden mit durchschnittlich 33,4 Vögeln pro Garten weniger gemeldet als 2022 (35,5). Laut Miller hat der bisher eher milde Winter dafür gesorgt, dass typische Wintergäste aus Nord- und Osteuropa, wie etwa der Bergfink, vermutlich in ihren Brutgebieten geblieben sind und sich den energiezehrenden Zug gespart haben. "Auch die Waldvogelarten wie Buchfink, Buntspecht und Kernbeißer wurden weniger häufig gezählt. Hier dürfte das Mastjahr der Grund sein. Durch die große Fülle an Baumfrüchten bleiben die Vögel eher im Wald und kommen seltener in die Siedlungen."
Eichelhäher selten wie nie, Haussperling am häufigsten
Besonders deutlich wurde dies beim Eichelhäher. Der bunte Waldvogel wurde mit durchschnittlich 0,35 Tieren pro Garten so selten gesichtet wie noch nie bei der "Stunde der Wintervögel". 2022 waren es fast doppelt so viele. "Es ist zunächst einmal nicht problematisch, wenn weniger Vögel in die Gärten kommen, weil durch ein Mastjahr mehr Futter im Wald vorhanden ist", so Miller. "Allerdings kommen die Mastjahre in den vergangenen Jahren in immer kürzeren Abständen - Ursache ist vermutlich die Klimakrise. Das häufige Massenfruchten kann die Bäume auszehren und so auf lange Sicht auch zum Problem für unsere Vogelbestände werden."
An der Rangliste hat sich trotz deutlich weniger Vögel und Zählenden nichts verändert. Auf den ersten drei Plätzen liegen bundesweit wie im vergangenen Jahr Haussperling, Kohlmeise und Blaumeise. Es folgen Amsel, Feldsperling, Elster und Buchfink.
Mecklenburg-Vorpommern: Weniger Feldsperlinge und Kohlmeisen
Auch in Mecklenburg-Vorpommern wird die Rangliste der häufigsten Wintervögel erneut vom Haussperling angeführt, die weiteren Plätze belegen Feldsperling, Kohlmeise und Amsel. Im Durchschnitt wurden 47 Vögel pro Garten gezählt. Das sind ähnlich viele wie im Vorjahr, aber deutlich weniger als zu Beginn der Zählaktion 2011 und in den Folgejahren. Vor allem beim Feldsperling und der Kohlmeise sind die Zahlen rückläufig.
In Hamburg belegt die Kohlmeise den 1. Platz
In Hamburg ist die Kohlmeise am häufigsten beobachtet worden. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Blaumeise und Amsel. Mit 28,4 gezählten Vögeln pro Garten liegt Hamburg laut Angaben des NABU jedoch deutlich hinter dem bundesweiten Mittel. Erfreulich sei der vierte Platz des Haussperlings, der in der Hansestadt auf der Roten Liste steht. Dieses Jahr wurden rund 15 Prozent mehr Haussperlinge als 2022 beobachtet, dennoch bleibt die Art ein Sorgenkind. Im langjährigen Trend seien in Hamburg im Winter immer weniger Vögel gezählt worden. "Das Artensterben findet sichtbar vor unseren Augen statt", so Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.
Vogelzählungen: Bestände ermitteln und besser schützen
Anhand der gemeldeten Daten will sich der NABU einen Überblick über die Bestände und deren Vorkommen verschaffen. Diese Informationen sollen helfen, die Tiere künftig besser zu schützen. Ergänzend zur "Stunde der Wintervögel" sammelt der NABU jährlich im Mai bei der "Stunde der Gartenvögel" weitere Daten. Die Aktion findet vom 12. bis 14. Mai 2023 statt.