VIDEO: Schnittverletzungen: Igel-Sterben durch Mähroboter (7 Min)

Igel im Garten: Gefahr durch Mähroboter und Co

Stand: 03.04.2024 14:01 Uhr

Mähroboter oder Rasentrimmer machen die Gartenarbeit leichter. Doch die Helfer sind eine große Bedrohung für Igel, die sich bei Gefahr zusammenrollen, statt zu flüchten. So kommt es zu tödlichen Unfällen.

von Sebastian Dubielzig

Früher war der Igel bei uns überall zahlreich vertreten. Mittlerweile steht der Igel auf der Vorwarnliste der deutschen Roten Liste der Säugetiere. Der Bestand ist demnach merklich zurückgegangen. Das Tier des Jahres 2024 hat es schwer. Die größte Bedrohung ist der Mensch - Autos und Rasenmäher können den Igel verletzen oder sogar töten.

Welche Ursachen hat der Rückgang des Igel-Bestands?

Laut der Deutschen Wildtier Stiftung findet der Igel immer weniger passenden Lebensraum. Aufgeräumte Agrarlandschaften auf dem Land hätten die früher üblichen Hecken, Gehölze und artenreiche Magerwiesen verdrängt, so die Naturschützer. Schätzungen zufolge gibt es in den Städten mittlerweile bis zu neunmal so viele Igel wie auf dem Land. Aber auch die Stadtigel haben es immer schwerer: Auf versiegelten Flächen und in Schottergärten finden die Tiere keine Nahrung und keine Verstecke mehr.

Der Verlust von Lebensräumen, der Rückgang des Angebots an wirbellosen Beutetieren und die Zunahme alltäglicher Gefahren durch Autos, Giftstoffe, elektrische Gartengeräte oder Müll habe laut dem Leibnitz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung zum Rückgang des Igel-Bestands geführt. Bleibt der negative Einfluss des Menschen auf den Igel bestehen, ist sogar zu erwarten, dass die Art in naher Zukunft in die Kategorie "Gefährdet" der deutschen Roten Liste der Säugetiere hochgestuft werden muss.

Tödliche Gefahr für Igel durch Mähroboter

Igel laufen bei Gefahr nicht davon, sondern igeln sich ein. Das ist eine wirksame Trutzburg gegen Füchse und Raubvögel, aber oft kein wirksamer Schutz gegen die scharfen Klingen eines Mähroboters. Gemeinsam mit internationalen Kolleginnen und Kollegen haben Forscher des Leibnitz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung 19 Mähroboter mithilfe von Igel-Kadavern getestet. Nur ein einziges Gerät war in der Lage, große Igel zu erkennen und zu umfahren. Bei kleineren Igeln kam es immer zum Kontakt - bei 14 von 19 Rasenmährobotern sogar zum Worst-Case-Szenario: Schnittwunden, abgetrennte Gliedmaßen, vollständige Freilegung der Bauchregion oder Enthauptung.

Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung analysierte außerdem rund 370 in Deutschland dokumentierte Fälle von Schnittverletzungen an Igeln, die auf elektrische Gartenpflegegeräte zurückzuführen sind und von Igel-Auffangstationen gemeldet wurden. Knapp die Hälfte der aufgefundenen Igel überlebte die Verletzungen nicht. Die Dunkelziffer ist hoch. Verletzte und geschwächte Tiere verstecken sich laut Forscherin Anne Berger vom Leibnitz-Institut vor Fressfeinden und werden daher nur selten gefunden. 

Wie kann man Igel im Garten schützen?

Igel legen auf ihrer Suche nach Unterschlupf, Futter und Partner weite Strecken zurück, deshalb brauchen sie Zugang zu fremden Gärten und eine sichere Umgebung. Wer den Tieren helfen möchte, kann einiges für sie tun:

  • Rasenmähroboter nur in der Zeit zwei Stunden nach Sonnenaufgang bis zwei Stunden vor Sonnenuntergang benutzen. Igel sind nachtaktiv, so lässt sich ein großer Teil der Schnittverletzungen einfach vermeiden.
  • Den Garten naturnah gestalten (einheimische Pflanzen), giftfrei gärtnern und Unterschlupfmöglichkeiten schaffen - zum Beispiel durch Hohlräume in Holzstößen oder unter Gartenhäuschen.
  • Einen Haufen trockenes Laub als Igel-Quartier mit Ästen und einer Plastikplane abdecken und die Ecken mit Steinen beschweren. Je größer der Laubhaufen ist, desto besser ist die Wärmedämmung.
  • Für durchlässige Gartenzäune sorgen (Abstand zum Boden etwa zehn Zentimeter oder kleines Loch im Zaun lassen).
  • In heißen Sommern flache Wasserschalen als Tränken aufstellen.
  • Baugruben, Kellerschächte und Schwimmbecken wenn möglich abdecken oder ein Brett als Ausstiegsrampe anbringen (alternativ Rampe aus Erde formen).
  • Komposthaufen nur vorsichtig und nicht zwischen November und März umsetzen, um überwinternde Igel nicht zu stören.
  • Auf den Einsatz von Laubsaugern verzichten. Sie saugen Kleinlebewesen (Igel-Nahrung) und sogar kleine Igel ein.
  • Brauchtums- oder Gartenfeuer unmittelbar vor dem Abbrennen per Hand umschichten.
  • Hohes Gras vor dem Mähen nach Igeln absuchen. Mähroboter möglichst nur tagsüber einsetzen.
  • Hungrige Igel wühlen gern in Gelben Säcken und verfangen sich darin. Mülltüten deshalb erst am Morgen an die Straße bringen, nachts erhöht stellen oder an den Zaun hängen.
  • Mäuse- und Rattenfallen mindestens 50 Zentimeter hoch aufstellen.

Weitere Tipps zum Schutz und zur Hilfe für das Wildtier Igel bietet der Bund Naturschutz an.

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Dieses Thema im Programm:

Markt | 08.04.2024 | 20:15 Uhr

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