Fastenzeit ab Aschermittwoch 2024: Veränderung durch Verzicht?
Alkohol, Fleisch, Auto: Fasten und Verzicht sind vielfältig - und nicht nur in der Zeit nach Aschermittwoch im Trend. Bei uns geht die Tradition des Fastens auf die christliche Kirche zurück.
Seit Jahrhunderten praktizieren Menschen in aller Welt das Fasten - früher vor allem aus religiösen Motiven, heute auch, weil sie den freiwilligen und bewussten Verzicht als Bereicherung ihres Lebens empfinden. Im Christentum beginnt die Fastenzeit am Aschermittwoch und endet am Ostersonnabend, also nach 46 Tagen. In diesem Jahr dauert sie vom 14. Februar bis zum 30. März. Traditionell sind die sechs Sonntage vom Fasten ausgenommen, sodass 40 Fastentage bleiben - das entspricht der Zeit, die Jesus der Bibel zufolge nach seiner Taufe fastend in der Wüste verbrachte.
Traditionelle Fastenzeit vor Ostern
Bereits im frühen Mittelalter bereiteten sich die Christen mit Fasten auf das Osterfest vor. Erlaubt war nur eine Mahlzeit am Tag, der Verzehr von Alkohol sowie Fleisch oder anderen tierischen Produkten wie Eier, Milch, Butter und Käse war verboten. Mitte des 16. Jahrhunderts wurden die strengen Regeln gelockert und nur noch auf Fleisch verzichtet. Als Fastenspeisen kamen Fisch, Mehlspeisen und Vegetarisches auf den Tisch.
Besinnung durch Verzicht
Heute sieht die Kirche die Fastenzeit weniger streng, demnach kann auch der Verzicht auf Süßigkeiten, Fernsehen, Auto oder Handy (Digital Detox) ein Weg zur Besinnung sein. Wichtig sei ein spürbarer Verzicht, der bewusst erlebt und auch als Bereicherung empfunden werden kann. Traditionell sollen Katholiken in der Fastenzeit an Aschermittwoch sowie an allen Freitagen kein Fleisch essen. An Aschermittwoch und Karfreitag ist nur eine Hauptmahlzeit erlaubt.
Aktion "Kannst du ohne?": Verzicht auf Alkohol
Auch für nicht-christliche Institutionen ist die Fastenzeit Anlass, um für einen bewussten Verzicht zu werben. So ruft die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Verzicht auf Alkohol auf. Bei der Aktion "Kannst du ohne?" geht es darum, den eigenen Alkoholkonsum zu hinterfragen und festzustellen, wie gut eine mehrwöchige Alkohol-Pause dem Körper tut.
Kirchen rufen zum Klimafasten auf
Kirchen beider Konfessionen rufen zudem zum "Klimafasten" auf. "So viel du brauchst" heißt die Aktion, die dazu anregen will, den eigenen Alltag zu überdenken. Klimaschutz erfordere Anstrengungen, sei aber ein Gewinn, wenn es gelinge, das eigene Leben klimafreundlicher zu gestalten. In jeder Woche der Fastenzeit steht ein anderes Thema im Mittelpunkt, etwa energiesparendes Verhalten, bewusster Konsum oder klimafreundliche Mobilität.
"7 Wochen ohne": Neues ausprobieren und üben
Die evangelische Kirche ruft in der Fastenzeit traditionell zur Aktion "7 Wochen ohne" auf. Motto ist dieses Jahr "Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge". Teilnehmende sind diesmal dazu eingeladen zu hinterfragen, auf welche Alleingänge sie verzichten können und wann ein Miteinander und die Gemeinschaft mit Anderen Sinn macht. Eine App soll sie dabei unterstützen. Jeden Tag erscheint eine neue Kalenderseite zum Thema, die zum Nachdenken anregen soll.
Heilfasten: Verzicht auf Nahrung
Viele Menschen verbinden Fasten jedoch in erster Linie mit dem Verzicht auf Nahrung, dem sogenannten Heilfasten. Nach einem exakten Plan, am besten unter ärztlicher Kontrolle, meidet man dabei feste Lebensmittel und ernährt sich für Tage oder Wochen nur von Flüssigkeiten wie Wasser, Säften oder Brühe. Dutzende Ratgeber empfehlen diese Askese als wohltuend für Geist und Körper - und als wirkungsvolle Diät. Kritiker warnen jedoch vor gesundheitlichen Risiken, besonders für Menschen, die bereits von Krankheiten geschwächt sind.
Fasten in Islam, Hinduismus und Judentum
Weltweit kennen viele Religionen das Fasten als Zeremonie, die zu Reinheit und Erleuchtung führen soll. So verzichten gläubige Muslime im Ramadan, dem neunten Monat des islamischen Mondkalenders, für 29 oder 30 Tage auf alle Genüsse. Essen und Trinken sind erst nach Sonnenuntergang erlaubt. Die Fastenzeit endet mit dem dreitägigen Fest des Fastenbrechens. In diesem Jahr beginnt der Ramadan am 10. März und endet am 9. April.
Im Hinduismus existieren zahlreiche Fastenregeln. Viele Gläubige nehmen an Vollmond- und Neumondtagen keine Nahrung zu sich. Im Judentum gilt Jom Kippur, der Versöhnungstag zwischen Gott und den Menschen, als strengster Fastentag, an dem weder Essen noch Trinken gestattet sind.