Ein abgemagertes Schaf auf einer Weide. © NDR
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AUDIO: Regionalnachrichten aus dem Studio Heide 16:30 Uhr (3 Min)

Blauzungenkrankheit in SH: Lage beruhigt sich langsam

Stand: 10.10.2024 17:35 Uhr

Der Landesbetrieb Küstenschutz hatte während der Blauzungenkrankheit einzelne Deichabschnitte gesperrt. Jetzt werden die ersten wieder freigegeben.

Nach gut zwei Monaten sind noch immer viele Rinder und Schafe von der Blauzungenkrankheit betroffen. Allein in Dithmarschen sind Stand heute 201 Betriebe betroffen, so der Kreis. Man müsse auch von einer noch höheren Dunkelziffer ausgehen, und es sei auch keine Tendenz erkennbar, dass die Krankheit zurückgehe, heißt es aus dem Kreis Dithmarschen. Der Kreis Steinburg vermeldet hingegen weniger Fälle.

Landesbetrieb Küstenschutz gibt erste Deichabschnitte wieder frei

Um die geschwächten Schafe nicht zusätzlich zu stressen, hatte der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) in Absprache mit den Schäfereien einzelne Deichabschnitte gesperrt. So wollte man vermeiden, dass sie durch Fußgänger, Radfahrer oder Hunde aufgescheucht werden. Denn das hätte zusätzlichen Stress für die Tiere bedeutet und könne den Heilungsprozess verlangsamen, so das LKN.

Zumindest was diese Absperrungen angeht, beobachtet Wolf Paarmann vom LKN aber, dass sich die Lage entspannt. "Wir haben am 10. September den ersten Abschnitt gesperrt. Wir waren dann relativ schnell bei 130 Kilometer gesperrten Landesschutzdeichen." Nun gebe man Nordstrand wieder frei, sodass nur noch 80 Kilometer gesperrt seien, so Paarmann weiter.

Bernd Kröger aus Neuendorf mit seiner Frau Sabine. © NDR
Bernd und Sabine Kröger aus Neuendorf hoffen nach den vielen verstorbenen Schafen auf gesunde Lämmer.
Schäfer verlieren wertvolle Deckböcke

Schäfer wie Sabine und Bernd Kröger aus Neuendorf (Kreis Steinburg) schauen mit Sorge in die Zukunft. Sie haben durch die Blauzungenkrankheit nicht nur 135 ihrer 750 Mutterschafe verloren. Auch knapp die Hälfte ihrer 25 Deckböcke starben daran. Von ihnen aber, sagen die Krögers, hängt ihr wirtschaftliches Überleben ab. Deckböcke seien teuer und schwer zu bekommen.

"Was wir noch gar nicht wissen: Wie sind die Langzeitfolgen? Werden die Lämmer gesund geboren oder holen wir sie verkrüppelt aus den Mutterschafen heraus - wie damals bei dem Schmallenberg-Virus. Das wissen wir noch gar nicht." Bernd Kröger, Schäfer

Für die Lämmer-Zeugung müssen große Bocklämmer ran

Für die jetzt laufende Bockzeit, in der Lämmer für das kommende Jahr gezeugt werden, mussten sie improvisieren: "Wir haben im Stall Bocklämmer und von den großen Bocklämmern haben wir drei, vier raus genommen, damit die unsere Schafe auch noch mitdecken. Damit wir überhaupt genügend Böcke zwischen die Schafe kriegen." Das Lamm sei letztlich das Einzige, womit ein Schäfer Geld verdiene, so Bernd Kröger.

Hoffen auf kühleres Wetter

Entspannung könnte aber bald das kühlere Wetter bringen. Sobald die Temperaturen unter 12 Grad sinken, so die Experten, sind die Gnitzen - die Überträger der Blauzungenkrankheit - nicht mehr so aktiv.

Laut Landwirtschaftsministerium besteht für Menschen keine Gefahr - der Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten bleibe unbedenklich.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 10.10.2024 | 16:30 Uhr

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