Zum Jahreswechsel wird Parken in SH teurer
In einigen Innenstädten in SH müssen Autofahrer künftig mehr bezahlen, wenn sie ihren Wagen abstellen. Damit wollen Städte ihre Haushalte sanieren. Kiel beispielsweise verteuert Parkscheine bald um mehr als 30 Prozent.
Seit Jahren steigt die Zahl der Autos in unserem Land - und damit auch der Kampf um die knapper werdenden Parkplätze, vor allem in den Innenstädten. Gerade diese kostenpflichtigen Parkplätze werden nun zum Jahreswechsel in einigen Orten teurer. In der Landeshauptstadt Kiel beispielsweise werden die Parkgebühren im neuen Jahr von derzeit 1,50 Euro auf 2,00 Euro pro Stunde erhöht. Das teilte Stadtsprecher Arne Ivers mit. Im Vergleich mit anderen Städten habe Kiel unterdurchschnittlich hohe Parkgebühren, erklärte er. Die letzte Erhöhung habe es vor etwa 15 Jahren gegeben. Zudem gelte ab 2025 Umsatzsteuerpflicht für städtische Parkflächen – beispielsweise auf dem Exerzierplatz. Mit den neuen Parkgebühren erhöhe die Landeshauptstadt ihre städtischen Einnahmen, um das Haushaltsdefizit abzubauen.
Mehr Einnahmen durch teurere Parktickets
Auch in Flensburg wird Parken teurer. Aktuell kosten 30 Minuten 95 Cent, vom 1. Januar 2025 an werden 1,05 Euro erhoben. Der Beschluss, die Preise zu erhöhen, beruhe "auf dem Masterplan Mobilität, der unter anderem beinhaltet, die verschiedenen Verkehrsformen einander anzugleichen", erklärt Sprecher Christian Reimer. Zum Beispiel seien die Preise im öffentlichen Nahverkehr über die Jahre gestiegen, so Reimer. "Im Individualverkehr, was das Parken angeht, sind die Preise jahrelang nicht angestiegen - das wird angepasst."
„Man geht irgendwann nicht mehr in die Stadt"
Mit den zukünftig teureren Parkgebühren sind allerdings nicht alle glücklich. Patricia Makoben lebt mit ihrem Partner und Kleinkind in Flensburg. Für sie bedeuten die gestiegenen Kosten, dass sie lieber ins Shoppingcenter als in die Innenstadt zum Einkaufen geht.
"Ist schon doll. Man geht irgendwann nicht mehr in die Stadt, weil es sich einfach nicht mehr lohnt, dadurch, dass auch so wenig Läden da noch sind … man meidet es einfach. Die anderen, wie Cittipark und Fördepark, haben alle kostenfreie Parkplätze, da sind Läden drin – da fährt man dann öfter hin als in die Stadt." – Patricia Makoben
Ihr Partner Jan Krüger fragt sich: "Was soll man da noch sagen? Mit der Park-App parken wir meistens und dann müssen wir 50 Cent noch mehr bezahlen, weil die Gebühren der App ja noch dazu kommen. Was soll man machen? Parkhaus ist auch nicht günstiger. Um die Kosten kommt man nicht herum."
Bargeldloses Bezahlen soll Parken gerechter machen
Auf die Frage, ob die Stadt damit nicht riskiere, dass Menschen lieber zum Einkaufscenter auf der grünen Wiese fahren würden, statt in die Innenstadt, entgegnet Stadtsprecher Reimer: "Es gibt keine Erkenntnisse darüber, dass das wirklich so passiert. Es wird durch die Anpassung einfach ein bisschen gerechter. Bisher wird ja die angefangene halbe Stunde berechnet, und angedacht ist, dass in Zukunft minutengenau abgerechnet wird, im Zusammenhang mit der Umstellung auf das bargeldlose Bezahlen – entweder mit dem Handy über Easypark oder per Kreditkarte." Laut Reimer sollen innerhalb der nächsten 6 Monate die 51 Parkscheinautomaten entweder technisch umgerüstet oder erneuert werden.
ADAC: Menschen, die auf das Auto angewiesen sind, dürfen nicht benachteiligt werden
Die Stimmen zu den Erhöhungen der Kosten fallen gemischt aus. Rainer Pregla, Pressesprecher des ADAC Schleswig-Holstein, argumentiert, der Verkehrsclub verstehe beide Seiten:
"Einerseits sehen wir die Verknappung von Parkraum, die damit sicher auch reguliert werden soll. Andererseits sollten die Städte die Preiserhöhungen aber moderat abstimmen. Schließlich sollen alle Zielgruppen, auch jene, die auf das Auto angewiesen sind (z.B. Ältere, die das mit Bus und Bahn nicht hinkriegen), immer noch die Möglichkeit haben, ihre Erledigungen in den Innenstädten durchzuführen." – Rainer Pregla, Pressesprecher ADAC Schleswig-Holstein
Parktickets in Kappeln kosten zukünftig 50 Cent mehr
Auch in Kappeln (Kreis Schleswig-Flensburg) soll die baldige Erhöhung von Parkkosten als Einnahmequelle für die Stadtkasse dienen. Die Stadt an der Schlei hat momentan ein Haushaltsdefizit von knapp 4,4 Millionen. Seit der Einführung der Parkgebühren im Jahr 2012 sollen nun zum zweiten Mal die Kosten steigen: Ab dem 1. Januar um 50 Cent mehr als zuvor, insgesamt also 1,50 Euro pro Stunde. Die neu beschlossene Gebührenerhöhung soll laut Ratsinformationssystem jährlich etwa 250.000 Euro mehr in die Kasse spülen.
In Lübeck bleiben die Preise vorerst beim Alten
Auch die Stadt Lübeck hatte beabsichtigt, ihre Parkgebühren zum 1. Januar 2025 zu erhöhen. Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) hatte das Vorhaben allerdings am 10. Dezember im Hauptausschuss der Bürgerschaft gestoppt. Lindenau erklärte, dass es neue Gerichtsurteile gebe, die geprüft werden müssten. Die Stadtverwaltung hatte zunächst vorgesehen, die Gebühren erheblich zu erhöhen. Auf den Parkplätzen der städtischen Gesellschaft KWL auf der Lübecker Altstadtinsel sollten die Kosten von 1,20 Euro auf drei Euro angehoben werden – ein Preisanstieg von 150 %. Dagegen war Protest laut geworden. Unter anderem der Seniorenbeirat der Stadt hatte die Pläne entschieden abgelehnt.
In Neumünster und Norderstedt noch unklar, ob Parkgebühren erhöht werden
In Neumünster ist bisher auch noch nicht über eine Erhöhung der Parkgebühren entschieden worden, so Sprecher Stephan Beitz. Aktuell kostet eine halbe Stunde Parken in Neumünster 25 Cent. Für die Stadt Norderstedt (Kreis Segeberg) gab Sprecher Bernd-Olaf Struppek bekannt, dass es zum neuen Jahr keine Parkgebührenerhöhung geben werde. Nur an der U-Bahn-Station Richtweg werde sich ab kommenden Jahr etwas ändern, so Struppek: "Gut ein Dutzend Stellplätze, die vorher frei nutzbar waren, haben wir in die Parkraumbewirtschaftung miteinbezogen. Ab dem neuen Jahr ist der Bereich, den wir erneuert und saniert haben, dann ein Park-and-Ride-Bereich und kostenpflichtig."
Park-and-Ride auf Kosten der Anwohner?
Für den Anwohner Stefan Drews sind das schlechte Neuigkeiten: "Das geht alles auf die Kosten der Anwohner hier. Wir werden hier natürlich das Problem haben, dass die Menschen, die nicht bezahlen wollen, sich bei uns in die Straße reinstellen." Der Norderstedter wünscht sich eine Anwohnerparkzone. Ob diese etwas am Grundproblem ändern würde, bleibt aber offen, sagt er: "Es gibt einfach viel zu viele Autos für viel zu wenig Parkplätze."