Zeitreise: Naturschutz auf Sylt - Pionierprojekt des Landes
Mehr als 200 Naturschutzgebiete gibt es in Schleswig-Holstein - vom Twedter Feld bei Flensburg bis zum Billetal im Kreis Herzogtum Lauenburg. Die ältesten Naturschutzgebiete bei uns im Land aber liegen auf Sylt: das Listland und das Morsumer Kliff.
Gerade noch rechtzeitig erkannten damals ein paar Naturenthusiasten, wie gefährdet die Natur auf der Insel Sylt war. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatten Vogelkundler das empfindliche Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur gestört. "Das muss man sich nicht wie heute vorstellen - Vogelbeobachter mit Fernglas", erläutert Sven Lappoehn, der Geschäftsführer des Sylter Heimatvereins Sölring Foriining. "Die haben geschossen, die haben Bälger mitgenommen, die haben Eier abgesammelt." So wurden die riesigen Seevogelkolonien nachhaltig reduziert.
Tourismus contra Naturschutz
Ab 1855 wurde Westerland Seebad. Jetzt begann langsam, aber stetig der Tourismus. Überdies entdeckte das Militär die exponierte Lage der Insel, die strategisch wichtig zu werden begann. "Überall waren Stellungen, überall wurden Gräben und Flakstellungen gebaut", so Sven Lappoehn. "Die haben die Insel richtig zersiedelt".
Bau des Hindenburgdamms
Als dann auch noch die Planungen für den Hindenburgdamm begannen, über den Touristen und Soldaten mit Zügen auf die Insel gebracht werden sollten, war das Maß voll. Die Bauherren drohten, aus einem einmaligen Naturdenkmal Baumaterial zu entnehmen - aus dem Morsumer Kliff, dessen übereinander geschichtete Ablagerungen zehn Millionen Jahre Erdgeschichte sichtbar machen.
Sylt zur Hälfte unter Natur- und Landschaftsschutz
Aber nicht Einheimische, sondern Zugereiste, die von den Naturschönheiten der Insel fasziniert waren, setzten es schließlich durch: 1923 wurden das Listland im Norden und das Morsum Kliff im Osten der Insel unter Naturschutz gestellt. Heute stehen rund 50 Prozent Sylts unter Natur- und Landschaftsschutz. "Hätte man damals, 1923, nicht damit begonnen", so Sven Lappoehn, "sähe es hier heute aus wie an der belgischen Küste: Wir hätten eine Betonhäuserreihe von Hörnum bis nach List."