Wolfgang Kubicki: Doch kein Rückzug, sondern wohl lieber FDP-Chef

Stand: 24.02.2025 21:01 Uhr

Nach Christian Lindners Rücktritt wegen der schlechten FDP-Ergebnisse bei der Bundestagswahl hatte Wolfgang Kubicki gestern auch zunächst seinen Rückzug angekündigt. Der 72-Jährige will nun doch Vorsitzer werden.

Wolfgang Kubicki möchte der Politik anscheinend doch noch erhalten bleiben und vielleicht sogar FDP-Chef werden. Nach der Niederlage seiner Partei bei der Bundestagswahl hatte Kubicki am Sonntagabend eigentlich seinen Rückzug aus der Politik angekündigt. Nun möchte der stellvertretende Vorsitzende die Liberalen offenbar als Parteivorsitzender aus der Krise führen. Entsprechende Pläne bestätigte Kubicki NDR Schleswig-Holstein.

VIDEO: Wolfgang Kubicki: Kandidatur als FDP-Chef statt Rückzug? (2 Min)

"Wird schwer, die FDP in ihren Strukturen zu erhalten"

Die FDP werde aufsteigen wie ein Phoenix aus der Asche, hofft Kubicki. In der Nacht sei er von vielen Menschen aus der Partei und von Unterstützern darauf angesprochen worden, die Führung der Partei zu übernehmen. Deshalb denke er nun ernsthaft darüber nach, im Mai zu kandidieren, um die Partei zusammenzuhalten und neu zu motivieren. Dafür braucht es laut Kubicki Menschen, die zur Einheit der Partei beitragen und nicht zu ihrer Spaltung. Kubicki hatte am Wahlabend betont, es werde schwer, die Partei in ihren Strukturen zu erhalten, wenn sie nicht im Bundestag ist.

In der Wahlnacht noch Rücktrittsgedanken

Kurz nach der ersten Hochrechnung am Wahlabend hatte Kubicki im Interview mit NDR Schleswig-Holstein gesagt, dass er traurig wäre, wenn er mit der FDP nicht in den Bundestag ziehen würde. "Ich werde ja nächste Woche 73", sagte der Schleswig-Holsteiner, "und dann nochmal vier Jahre als Frontmann für die freien Demokraten zu kämpfen, um den Wiedereinzug in den Deutschen Bundestag zu schaffen, übersteigt dann schon meine Kräfte und auch mein Wollen."

Auch Strack-Zimmermann bringt sich ins Spiel

Inzwischen gibt es erste Reaktionen auf Kubickis Überlegungen, der Partei aktiv erhalten bleiben zu wollen. So findet Thüringens FDP-Vize Robert-Martin Montag, dass Wolfgang Kubicki als neuer FDP-Bundesvorsitzender gut geeignet sei. Europaabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann hatte sich ebenfalls für den Posten ins Spiel gebracht. Das hält Montag für "völlig falsch". Strack-Zimmermann treibe die Partei auseinander, wohingegen Kubicki diese zusammenführen könne.

Unterstützung und Unverständnis in Schleswig-Holstein

In Kubickis Wohnort Strande (Kreis Rendsburg-Eckernförde) hängen noch immer seine Wahlplakate. Darauf wirbt der FDP-Politiker mit "Konsequenz hat ein Gesicht". Für seinen plötzlichen Kurswechsel haben die Menschen im Ostseebad teilweise Verständnis. "Es gibt keinen Besseren zur Zeit", sagt Joachim Budeus. Miriam Raoui betont: "Er ist schon eine Präsenz, wenn ich ihn hier sehe." Es gibt aber auch Kritik aus der Heimat. Kubicki sei schon lange dabei und seine Arbeit sei nicht gerade erfolgreich, findet Fabian Kasüske. "Ich glaube es wäre gut, wenn man mal jungen Kandidaten die Chance gibt."

FDP nicht im Bundestag: Partei scheitert an Fünf-Prozent-Hürde

Bei der Bundestagswahl hatte die FDP 4,33 Prozent erhalten und damit den Einzug in den Bundestag verpasst. Die Liberalen entscheiden auf einem Parteitag im Mai über einen neuen Vorsitzenden.

Weitere Informationen
Eine grafische Darstellung der Zwischenergebnisse der BTW 2025 (alle Kreise ausgezählt). © NDR

Bundestagswahl 2025: Vorläufiges Wahlergebnis für Schleswig-Holstein

Die Union landet laut vorläufigem Ergebnis bundesweit auf Platz 1 - vor der AfD. In Schleswig-Holstein schiebt sich die SPD dazwischen. mehr

Der Bundestagsadler im Plenarsaal in einer Nahaufnahme. © picture alliance/dpa | Britta Pedersen Foto: picture alliance/dpa | Britta Pedersen

Neuer Bundestag: Diese Abgeordneten aus SH sind gewählt

Insgesamt ziehen nach der Bundestagswahl 25 Abgeordnete aus Schleswig-Holstein ins Parlament ein. Die meisten Mandate holte die CDU. mehr

Stefan Seidler (SSW) steht im Paul-Löbe-Haus. © dpa-Bildfunk Foto: Kay Nietfeld/dpa

Bundestagswahl 2025: Darum ist der SSW wieder im Bundestag

Laut vorläufigem Wahlergebnis erhält die Minderheitenpartei aus Schleswig-Holstein mehr als 76.000 Zweitstimmen. mehr

Die Kuppel des Berliner Reichstagsgebäude in einer Bildcollage mit den Farben Schleswig-Holsteins und einer stilisierten Hochrechnung. © NDR / imago images Foto: NDR Christoph Klipp

Wahlergebnisse Bundestagswahl 2025 in SH: Alle Wahlkreise, Land, Gemeinden

So hat Schleswig-Holstein gewählt: Ergebnisse im Überblick - aus dem Land, allen Wahlkreisen und allen größeren Gemeinden im Land. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 24.02.2025 | 20:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Bundestagswahl

FDP

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Die Kuppel des Berliner Reichstagsgebäude in einer Bildcollage mit den Farben Schleswig-Holsteins und einer stilisierten Hochrechnung. © NDR / imago images Foto: NDR Christoph Klipp

Bundestagswahl: Die Hochburgen von CDU, AfD, Linke und SSW in SH

Ein Blick auf die veränderten Kräfteverhältnisse vor Ort und die Hochburgen der vier Parteien, die bei der Wahl zugelegt haben. mehr

Videos