Wolfgang Kubicki: Doch kein Rückzug, sondern wohl lieber FDP-Chef

Stand: 26.02.2025 09:55 Uhr

Nach Christian Lindners Rücktritt wegen der schlechten FDP-Ergebnisse bei der Bundestagswahl hatte Wolfgang Kubicki auch zunächst seinen Rückzug angekündigt. Der 72-Jährige will nun doch Vorsitzender werden.

Wolfgang Kubicki möchte der Politik anscheinend doch noch erhalten bleiben und vielleicht sogar FDP-Chef werden. Nach der Niederlage seiner Partei bei der Bundestagswahl hatte Kubicki am Sonntagabend eigentlich seinen Rückzug aus der Politik angekündigt. Nun möchte der stellvertretende Vorsitzende die Liberalen offenbar als Parteivorsitzender aus der Krise führen. Entsprechende Pläne bestätigte Kubicki gegenüber NDR Schleswig-Holstein.

VIDEO: Wolfgang Kubicki: Kandidatur als FDP-Chef statt Rückzug? (2 Min)

"Wird schwer, die FDP in ihren Strukturen zu erhalten"

Die FDP werde aufsteigen wie ein Phoenix aus der Asche, hofft Kubicki. In der Nacht sei er von vielen Menschen aus der Partei und von Unterstützern darauf angesprochen worden, die Führung der Partei zu übernehmen. Deshalb denke er nun ernsthaft darüber nach, im Mai zu kandidieren, um die Partei zusammenzuhalten und neu zu motivieren. Dafür braucht es laut Kubicki Menschen, die zur Einheit der Partei beitragen und nicht zu ihrer Spaltung. Kubicki hatte am Wahlabend betont, es werde schwer, die Partei in ihren Strukturen zu erhalten, wenn sie nicht im Bundestag ist.

In der Wahlnacht noch Rücktrittsgedanken

Kurz nach der ersten Hochrechnung am Wahlabend hatte Kubicki im Interview mit NDR Schleswig-Holstein gesagt, dass er traurig wäre, wenn er mit der FDP nicht in den Bundestag ziehen würde. "Ich werde ja nächste Woche 73", sagte der Schleswig-Holsteiner, "und dann nochmal vier Jahre als Frontmann für die freien Demokraten zu kämpfen, um den Wiedereinzug in den Deutschen Bundestag zu schaffen, übersteigt dann schon meine Kräfte und auch mein Wollen."

Auch Strack-Zimmermann bringt sich ins Spiel

Inzwischen gibt es erste Reaktionen auf Kubickis Überlegungen, der Partei aktiv erhalten bleiben zu wollen. So findet Thüringens FDP-Vize Robert-Martin Montag, dass Wolfgang Kubicki als neuer FDP-Bundesvorsitzender gut geeignet sei. Europaabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann, über die ebenfalls spekuliert wird, hält Montag für "völlig falsch". Strack-Zimmermann treibe die Partei auseinander, wohingegen Kubicki diese zusammenführen könne.

Unterstützung und Unverständnis in Schleswig-Holstein

Auch die Jugendorganisation der FDP, Junge Liberale (JuLi), in Schleswig-Holstein hat sich inzwischen zu Kubickis Plänen geäußert und fordert: "Rücktritt Kubicki jetzt!". So steht es in einem offenen Brief, den 13 JuLi-Mitglieder unterzeichnet haben - darunter der Landesvorsitzende Finn Flebbe. Sie schreiben, dass es "nach dem desaströsen Ergebnis der Bundestagswahl 2025 unumgänglich [ist], dass die Freien Demokraten einen echten Neuanfang wagen." Die FDP brauche jetzt frische Köpfe, so die JuLi, deshalb sollten auch alle weiteren Mitglieder des bisherigen Parteipräsidiums auf Kandidaturen für einen Parteivorsitz verzichten.

Durchwachsene Meinungen zu Kubicki in Strande

In Kubickis Wohnort Strande (Kreis Rendsburg-Eckernförde) hängen noch immer seine Wahlplakate. Darauf wirbt der FDP-Politiker mit "Konsequenz hat ein Gesicht". Für seinen plötzlichen Kurswechsel haben die Menschen im Ostseebad teilweise Verständnis. "Es gibt keinen Besseren zur Zeit" oder "er ist schon eine Präsenz, wenn ich ihn hier sehe", sagen die einen. Kubicki sei schon lange dabei und seine Arbeit sei nicht gerade erfolgreich, beziehungsweise "ich glaube es wäre gut, wenn man mal jungen Kandidaten die Chance gibt", erwidern die anderen.

FDP nicht im Bundestag: Partei scheitert an Fünf-Prozent-Hürde

Bei der Bundestagswahl hatte die FDP 4,33 Prozent erhalten und damit den Einzug in den Bundestag verpasst. Die Liberalen entscheiden auf einem Parteitag im Mai über einen neuen Vorsitzenden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 24.02.2025 | 20:00 Uhr

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