Wo die Bahn in Schleswig-Holstein ins Netz investieren will
Die Deutsche Bahn und das Land Schleswig-Holstein haben ihren Plan vorgestellt. Neben den großen Projekten wie der S4 nach Hamburg und der Hinterlandanbindung der Fehmarnbeltquerung soll Geld in die Fläche fließen.
In Schleswig-Holstein gibt es mehr als 1.100 Kilometer Gleise und 137 Bahnhöfe. Ein großer Teil der Anlagen ist in die Jahre gekommen - oder passt nicht mehr zu den aktuellen Anforderungen: Bundesweit rangiert das Land auf dem letzten Platz, was den Zustand des Netzes angeht. Das hat das Verkehrsministerium nun wieder bekräftigt. In Kiel haben der Konzern und das Land Schleswig-Holstein am Donnerstag einen Zehn-Punkte-Plan für eine Verbesserung des Netzes vorgestellt. Federführend ist die DB InfraGO AG. Die neu geschaffene Bahn-Tochter soll die Infrastruktur-Probleme in den Griff bekommen, nötige Sanierungen durchführen und das Netz modernisieren.
Auf der Strecke Kiel-Neumünster-Hamburg wird gearbeitet
Im laufenden Jahr werden begonnene Sanierungen weitergeführt und neue Arbeiten in Angriff genommen. Das gehe nicht ohne Einschränkungen im Fahrplan, sagt die Bahn. Hiervon betroffen auch wieder: Die Pendler-Strecke Kiel über Neumünster nach Hamburg. In diesem Jahr stehen unter anderem Arbeiten an den Gleisen im Bereich Neumünster und zwischen Elmshorn und Tornesch an (beide Kreis Pinneberg). Bei Bordesholm im Kreis Rendsburg-Eckernförde werden Weichen erneuert und zwischen Brokstedt (Kreis Steinburg) und Neumünster werden Lärmschutzwände aufgebaut.
Akku-Netz: Vier neue Ladeinseln sollen entstehen
Bis Ende 2024 sollen 68 Prozent der Regional-Strecken in Schleswig-Holstein elektrisch befahren werden. Weil viele Strecken keine Oberleitung haben, kommen Akku-Züge zum Einsatz. Unter anderem ist das zwischen Kiel und Flensburg sowie zwischen Neumünster und Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) vorgesehen. Auf der Strecke Kiel-Lübeck sind die Akku-Züge bereits im Regelbetrieb im Einsatz. Insgesamt sollen 55 Akku-Triebwagen die Dieselzüge ersetzen. Außerdem wird die Ladeinfrastruktur ausgebaut. Nach Angaben der Bahn sollen in diesem Jahr vier neue Oberleitungsinseln in Betrieb gehen: in Heide (Kreis Dithmarschen), Husum, Töning (beide Kreis Nordfriesland) und Kiel.
Northvolt: Streckenausbau Hamburg-Heide noch nicht finanziert
Die Strecke nach Heide muss ausgebaut werden. Die Bahn rechnet mit bis zu 24 zusätzlichen Güterzügen täglich, wenn das neue Werk gebaut ist und in Betrieb geht. Die Finanzierung für den Streckenausbau ist noch nicht geklärt. Das Projekt und die Organisation werden vorbereitet. Erst Ende Januar hatte die Gemeindevetretung von Norderwöhrden im Kreis Dithmarschen dem Bau der Batteriefabrik zugestimmt. Northvolt möchte hier Batteriezellen für E-Autos herstellen. Norderwöhrdens Bürgermeister Kay Uwe Evers (Freie Wählergemeinschaft Norderwöhrden) sprach von großen Chancen, aber auch Herausforderungen beim Ausbau der Infrastruktur.
Bahnsteig-Arbeiten in Neustadt, Sierksdorf, Schwarzenbek
In diesem Jahr stehen Arbeiten an den Bahnsteigen in Neustadt (i.H.), Sierksdorf (beide Kreis Ostholstein) und Schwarzenbek (Kreis Herzogtum Lauenburg) an. Ab 2026 sollen zahlreiche Empfangsgebäude modernisiert werden. Unter anderem in Flensburg und in Kiel. Auch Nemünster, Husum (Kreis Nordfriesland), Westerland auf Sylt und Bordesholm (Kreis Rendsburg-Eckernförde) stehen auf der Liste. Hier sollen die Bahnsteige erneuert werden und neue Dächer bekommen. Bis 2029 möchte die Bahn das denkmalgeschützte Empfangsgebäude in Rendsburg sanieren.
Für neue Stellwerke zwischen Hamburg und Flensburg
Auf der Strecke von Maschen in Niedersachsen über Neumünster nach Dänemark sollen bis 2027 fünf neue elektronische Stellwerke gebaut werden. Diese werden mit einem Zugsicherungssystem ausgestattet, dass den grenzüberschreitenden Zugbetrieb erleichtern soll. Die neuen Stellwerke entstehen in Schleswig (Kreis Schleswig-Flensburg), Owschlag, Rendsburg, Osterrönfeld (alle drei Kreis Rendsburg-Eckernförde) und Wrist (Kreis Steinburg). Es geht hier auch um die Güterzug-Strecke von Skandinavien nach Süddeutschland.
Kiel-Lübeck: Modernisierte Strecke bis Preetz soll 26 in Betrieb gehen
Die Fahrtzeit zwischen Kiel und Lübeck, den beiden größten Städten in Schleswig-Holstein, soll verbessert werden. Geplant ist, dass der modernisierte Abschnitt zwischen Kiel und Preetz im Kreis Plön 2026 in Betrieb geht. In dem Zuge werden unter anderem drei zusätzliche Haltestellen gebaut. In weiteren Bauabschnitten wird die insgesamt etwa 80 Kilometer lange Strecke nach Lübeck modernisiert. Hier fährt das Unternehmen erixx Holstein auf den Linien RE83 und RB84. Eingesetzt werden bereits die neuen Akku-Züge des Herstellers Stadler.
Scharfe Kritik an DB Regio
Wegen ausfallender Züge und häufiger Verspätungen hatte Schlewsig-Holsteins Verkehrsminister Minister Claus Ruhe Madsen (CDU) bereits im Dezember Strafzahlungen angekündigt, komme es weiterhin zu ausfallenden Zügen und mangelnder Hygiene in den Wagen. Im Fokus: Die Linien RE7 und RE70 zwischen Kiel und Hamburg. Im Januar hat das Land laut Wirtschaftsministerium 550.000 Euro einbehalten. Das Vorgehen solle zunächst weitergeführt werden, bis eine Verbesserung der Situation abzusehen sei. Zuletzt hatte Madsen zudem die Sorge geäußert, dass notwendige Reparaturen am Netz in Schleswig-Holstein in den Hintergrund geraten. Anlass: Die geplanten großen Projekte der Bahn, wie Sanierungen der sogenannten Hochleistungskorridore. Gemeint ist hier etwa die Strecke Hamburg-Berlin.
Sechs Milliarden für Netz in Schleswig Holstein
Die Bahn will bis 2030 bis zu sechs Milliarden Euro für die verschiedenen Infrastrukturprojekte im Land ausgeben. Ein großer Teil fließt in die Anbindung der Fehmarnbeltquerung und den Ausbau der S4 von Hamburg nach Schleswig-Holstein. In der Summe inkludiert ist auch der jetzt vorgestellte Zehn-Punkte-Plan der Bahn.